Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor warnte, der Vertrag werde für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften nicht befriedigend sein. Auch falle das Abkommen etwa beim Schutz der Menschenrechte oder in punkto Ernährungssicherung und Landnutzung hinter die Erwartungen zurück, sagte der Misereor-Experte für Umweltpolitik, Stefan Tuschen.
Als positiv bewertete Tuschen, dass die geplanten regelmäßigen Überprüfungen und Anpassungen vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und in Bezug auf das 2-Grad-Ziel erfolgen sollen.
Nach Einschätzung des Kieler Klimaforschers Mojib Latif bleiben viele Fragen offen. Das Ziel der Dekarbonisierung, also einer Weltwirtschaft ohne fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, spiele im Abkommen kaum eine Rolle, kritisierte der Träger des diesjährigen Deutschen Umweltpreises. Der Weltkirche-Bischof Ludwig Schick unterstrich in diesem Zusammenhang, die Dekarbonisierung müsse in Deutschland konsequent und klug angegangen werden. Schließlich gelte es, die Energiewende neu voranzutreiben und dabei soziale Verwerfungen zu vermeiden.
Auch das Kolpingwerk und die Hilfsorganisation Care mahnten, die Regierungen müssten den Ausstieg aus den fossilen Energien beschleunigen. Nötig seien nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch technische Transfers, erklärte der Bundesvorstand des Kolpingwerks. Auch im Hinblick auf die Verzahnung von Klimaschutz- und Entwicklungspolitik gebe es noch deutlichen Handlungsbedarf. Zudem sei jeder Einzelne gefragt, auf Nachhaltigkeit zu achten, etwa beim Energieverbrauch und der Müllentsorgung.
Hendricks: „Klimaschutzplan 2050“ noch vor der Sommerpause
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht Deutschland indes beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft „besonders gut aufgestellt“. Deutschland wolle noch vor der Sommerpause einen Klimaschutzplan 2050 verabschieden, der auch klare Aussagen zum Kohleausstieg umfassen soll, sagte Hendricks am Montag in Berlin.
Der Klimaschutzplan solle die Wege für einen stufenweisen Strukturwandel ohne „Strukturbrüche“ aufzeigen, so die Ministerin. Für den Kohleausstieg müsse ein sozialverträglicher Weg aufgezeigt werden. „Wir müssen noch ehrgeiziger werden“, betonte Hendricks. So brauche es auch ein neues Mobilitätskonzept und einen Wandel der Landwirtschaft. (lek/KNA)
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