
Kirchen und Hilfswerke werten Klimaabkommen als Durchbruch
Klimakonferenz ‐ Die Weltgemeinschaft hat sich am Samstag in Paris auf einen neuen Klimaschutzvertrag geeinigt. Kirchenvertreter und Hilfswerke würdigen das Abkommen als Meilenstein. Zugleich falle es jedoch an einigen Stellen hinter den Erwartungen zurück.
Aktualisiert: 03.05.2024
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Vertreter von Kirche und Hilfsorganisationen haben das Pariser Klimaschutz-Abkommen gewürdigt und auf eine gewissenhafte Umsetzung gepocht. Papst Franziskus betonte am Sonntag, die „gesamte internationale Gemeinschaft“ müsse den nun eingeschlagenen Weg „im Zeichen einer immer tatkräftiger werdenden Solidarität mit Eifer fortsetzen“. Er ermahnte dazu, den vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern zu helfen.
Die Staatengemeinschaft hatte am Samstagabend in Paris ein neues internationales Klimaschutz-Abkommen verabschiedet. Die 196 Unterzeichnerstaaten wollen die Erderwärmung demnach auf deutlich unter zwei Grad begrenzen, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad. Das Abkommen sieht einen Mechanismus zur Überprüfung und Anpassung der zugesagten nationalen Klimaschutz-Maßnahmen vor. Ferner wird den besonders bedrohten Ländern Unterstützung im Fall klimabedingter Schäden zugesichert.
Paris sei erst der Anfang, betonte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. „Wir alle stehen bei der Umsetzung der Klimaschutzziele in der Pflicht: um der Zukunft der Menschheit und der Bewahrung der Schöpfung willen“, sagte er. Nötig sei eine Änderung von Wirtschafts- und Lebensstil.
Der Beauftragte für weltkirchliche Aufgaben in der Deutschen Bischofskonferenz würdigte das Pariser Abkommen zugleich als „historischen Durchbruch“. Nie zuvor sei sich die Staatengemeinschaft bei einem so wichtigen Thema einig geworden. „Solidarität, Transparenz und Verlässlichkeit kennzeichnen dieses Abkommen. Sie müssen auch dessen Umsetzung bestimmen“, betonte Schick.
Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sprach von einem „Meilenstein in der Geschichte der Klimadiplomatie“. Gleichzeitig mahnte Peter Weiß, Sprecher für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung im ZdK, die Industrienationen müssten die bereits in vergangenen Verhandlungen zugesagten Finanzhilfen von mindestens 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz ab 2020 zur Verfügung stellen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Abkommen als große Ermutigung für diejenigen, die sich nicht mit dem Zustand der Welt zufrieden gäben, sondern sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung engagierten. Er würdigte zugleich das Eintreten vieler Menschen für den Klimaschutz im Vorfeld des Treffens. Der EKD-Chef nannte als Beispiel den von den beiden Kirchen zusammen mit Entwicklungsorganisationen und Naturschutzverbänden initiierten Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit, der im Juni am Nordkap startete und durch Deutschland zur UN-Klimakonferenz nach Paris führte.
Misereor: Für die Ärmsten reicht es nicht

Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor warnte, der Vertrag werde für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften nicht befriedigend sein. Auch falle das Abkommen etwa beim Schutz der Menschenrechte oder in punkto Ernährungssicherung und Landnutzung hinter die Erwartungen zurück, sagte der Misereor-Experte für Umweltpolitik, Stefan Tuschen.
Als positiv bewertete Tuschen, dass die geplanten regelmäßigen Überprüfungen und Anpassungen vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und in Bezug auf das 2-Grad-Ziel erfolgen sollen.
Nach Einschätzung des Kieler Klimaforschers Mojib Latif bleiben viele Fragen offen. Das Ziel der Dekarbonisierung, also einer Weltwirtschaft ohne fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, spiele im Abkommen kaum eine Rolle, kritisierte der Träger des diesjährigen Deutschen Umweltpreises. Der Weltkirche-Bischof Ludwig Schick unterstrich in diesem Zusammenhang, die Dekarbonisierung müsse in Deutschland konsequent und klug angegangen werden. Schließlich gelte es, die Energiewende neu voranzutreiben und dabei soziale Verwerfungen zu vermeiden.
Auch das Kolpingwerk und die Hilfsorganisation Care mahnten, die Regierungen müssten den Ausstieg aus den fossilen Energien beschleunigen. Nötig seien nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch technische Transfers, erklärte der Bundesvorstand des Kolpingwerks. Auch im Hinblick auf die Verzahnung von Klimaschutz- und Entwicklungspolitik gebe es noch deutlichen Handlungsbedarf. Zudem sei jeder Einzelne gefragt, auf Nachhaltigkeit zu achten, etwa beim Energieverbrauch und der Müllentsorgung.
Hendricks: „Klimaschutzplan 2050“ noch vor der Sommerpause
Die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht Deutschland indes beim klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft „besonders gut aufgestellt“. Deutschland wolle noch vor der Sommerpause einen Klimaschutzplan 2050 verabschieden, der auch klare Aussagen zum Kohleausstieg umfassen soll, sagte Hendricks am Montag in Berlin.
Der Klimaschutzplan solle die Wege für einen stufenweisen Strukturwandel ohne „Strukturbrüche“ aufzeigen, so die Ministerin. Für den Kohleausstieg müsse ein sozialverträglicher Weg aufgezeigt werden. „Wir müssen noch ehrgeiziger werden“, betonte Hendricks. So brauche es auch ein neues Mobilitätskonzept und einen Wandel der Landwirtschaft. (lek/KNA)
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