UN warnen vor dramatischen Folgen der Gletscherschmelze
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Welt-Gletscher-Tag

UN warnen vor dramatischen Folgen der Gletscherschmelze

Genf  ‐ Das „ewiges Eis“ ist nicht ewig: Mit der Klimaerwärmung schrumpfen die Gletscher der Hochgebirge immer rascher. Trinkwasserspeicher für Millionen Menschen sind in Gefahr, Flutkatastrophen drohen, Meeresspiegel steigen.

Erstellt: 21.03.2025
Aktualisiert: 21.03.2025
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Die Wetterorganisation der Vereinten Nationen WMO hat vor dramatischen Folgen der Gletscherschmelze gewarnt. Der immer schnellere Rückgang der gewaltigen Süßwasserspeicher gefährde die Wasserversorgung von Hunderten Millionen Menschen, heißt es in einem Bericht, der am Freitag in Genf veröffentlicht wurde. Es drohe eine „Lawine kaskadenartiger Auswirkungen auf Wirtschaft, Ökosysteme und Gesellschaften“, und zwar auf globaler Ebene. Dieser Freitag wird erstmals als Welt-Gletscher-Tag begangen, um auf die Bedeutung der Gletscher aufmerksam zu machen.

In den drei Jahren seit 2022 gingen Gletscher demnach so stark zurück wie nie zuvor seit Beginn der Klimabeobachtung. Sieben der zehn Jahre mit dem größten Schwund lagen im Zeitraum seit 2016. In den zurückliegenden 50 Jahren verloren Gletscher – ohne die Kontinentaleis-Decken Grönlands und der Antarktis – eine Masse von über 9.000 Milliarden Tonnen. Dies entspräche einem Eisblock, der mit einer Höhe von 25 Metern die gesamte Fläche der Bundesrepublik bedeckt, erklärte der Leiter des Beobachtungsdienstes World Glacier Monitoring Service, Michael Zemp.

Gletscher speichern laut dem Bericht etwa 70 Prozent der globalen Frischwasservorräte. Allein zwischen 2000 und 2023 schmolz eine Masse, die dem Trinkwasserbedarf der gesamten aktuellen Weltbevölkerung für 30 Jahre entspricht. Im Gegenzug hoben sich dadurch nach Berechnungen der Forscher die Meeresspiegel um 18 Millimeter; dabei wird angenommen, dass mit jedem Millimeter zusätzliche 200.000 bis 300.000 Küstenbewohner von Überflutungen bedroht sind.

Schon seit längerem beobachten Hydrologen die Entwicklung mit Sorge, auch weil etliche bevölkerungsreiche Regionen für ihre Wasserversorgung auf den Zufluss aus Gebirgen angewiesen sind. Dies gilt unter anderem für viele Städte Nordindiens, die an Flüssen mit Einzugsgebiet im Himalaya liegen. Kurzfristig könnte das beschleunigte Abschmelzen zu häufigeren Flutkatastrophen führen, befürchten die Forscher.

Der Erhalt der Gletscher sei nicht nur aus ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen nötig, erklärte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. „Es ist eine Frage des Überlebens.“

Sollte die Schmelze im jetzigen Tempo fortschreiten, dürften nach Annahme der Wissenschaftler viele Gletscher im Westen Kanadas und den USA, Skandinavien, Zentraleuropa, dem Kaukasus, Neuseeland und den Hochgebirgen der Tropen das 21. Jahrhundert nicht überstehen.

KNA

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