
Neues Netzwerk Eine Erde will gerechten Wandel vorantreiben
Berlin/Hamburg/Wittenberg/Köln ‐ Eine Erde, viele Stimmen, ein Ziel: Ein neues ökumenisches Bündnis will die Schöpfungsverantwortung in Kirche und Gesellschaft neu verankern – und zeigt, wie Glaube und Nachhaltigkeit zusammengehen.
Aktualisiert: 22.05.2025
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„Schöpfungsverantwortung ist Grundlage und Aufgabe jeglichen kirchlichen und christlichen Handelns und Fühlens“: Mit dieser klaren Botschaft hat sich am 15./16. Mai in Erfurt ein neues bundesweites ökumenisches Netzwerk gegründet. Unter dem Namen EINE ERDE. Das Ökumenische Netzwerk bündeln Akteurinnen und Akteure aus Kirchen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und wissenschaftlichen Institutionen ihre Kräfte, um den gerechten Wandel im Sinne der Bewahrung der Schöpfung aktiv voranzutreiben.
Der Gründungsort war die mittelalterliche Erfurter Kaufmannskirche. Dort wurden die sogenannten „Erfurter Thesen des Gelingens“ vorgestellt – zehn zentrale Leitsätze, in denen das neue Netzwerk seinen Anspruch und seine Vision formuliert. Vertreterinnen und Vertreter aus Bistümern, Landeskirchen, Orden, Akademien, Hilfswerken sowie Initiativen und Vereinen betonen in diesen Thesen, dass Kirche sich einmischen „kann, darf und muss (...), wenn es um die Schöpfung und die Geschöpfe der Erde geht“. Dabei gehe es nicht nur um Worte, sondern um konkrete Veränderungen im Denken und Handeln der Kirchen – und um das mutige Beschreiten neuer Wege.

Nicht wie Luther in Wittenberg, aber dennoch an einer Kirchentür: Die Erfurter Thesen des Gelingens. Wie kann das Netzwerk Eine Erde als kirchliches Bündnis wirksam werden für einen gerechten Wandel?
So fordert etwa These 4, emotionale Zugänge zu schaffen, um Menschen stärker für ökologische Fragen zu sensibilisieren. These 6 ruft dazu auf, Konflikte innerhalb kirchlicher Strukturen nicht zu scheuen, sondern sie als produktiven Teil eines Veränderungsprozesses zu begreifen. Auch gesellschaftliche Gruppen, die bisher wenig einbezogen wurden, sollen künftig stärker gehört werden – etwa junge Menschen oder marginalisierte Gruppen, wie es These 7 unterstreicht. Als Querschnittsaufgabe müsse Schöpfungsverantwortung alle Lebens- und Arbeitsbereiche von Kirche und Christ:innen durchdringen, so der einhellige Tenor.
Das Treffen war zugleich die konstituierende Versammlung des neuen Netzwerks, das aus der Fusion zweier bestehender Initiativen hervorgeht: dem seit 2013 aktiven „Ökumenischen Prozess Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ (ÖP) sowie dem 2018 gegründeten „Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit“ (ÖNK). Ab sofort treten sie unter dem gemeinsamen Namen EINE ERDE auf. Die Organisation ist dezentral aufgestellt mit Standorten in Berlin, Hamburg, Köln und Lutherstadt Wittenberg.
Nötiger denn je
„Die Sorge um unser gemeinsames Haus, die ‚eine Erde‘, ist nötiger denn je – und möglich!“, erklärte Eva Baillie vom Bistum Mainz, eine der Mitinitiatorinnen des Netzwerks. „In Eine Erde sprechen die Kirchen mit einer Stimme – das Thema Klimagerechtigkeit muss auf der politischen Agenda bleiben. Denn Frieden und Gerechtigkeit lassen sich nicht trennen.“
Neben der Präsentation der Thesen stand ein Werkstattgespräch unter dem Motto „Kurskorrektur“ im Mittelpunkt der Tagung. Dabei diskutierten unter anderem Heike Langguth, Beigeordnete der Stadt Erfurt, Lisa Maria Hempel von der Universität Erfurt sowie André Witthöft-Mühlmann von der Evangelischen Landeskirche in Baden über Wege zu mehr Engagement und Verantwortung in Kirche, Politik und Gesellschaft. Vorgestellt wurden auch Best-Practice-Beispiele für gelungene Kooperationen zwischen Kirchen, Kommunen und zivilgesellschaftlichen Gruppen – etwa vom Erfurter Klimaentscheid, Churches for Future (Ch4F) in Soest oder der Kommunalen Ökumene Treptow-Köpenick.
„Die Sorge um unser gemeinsames Haus, die ‚eine Erde‘, ist nötiger denn je – und möglich!“
Das Netzwerk EINE ERDE will nicht nur informieren und vernetzen, sondern auch spirituelle und theologische Perspektiven in den Diskurs einbringen. Die Finanzierung erfolgt durch Mitgliedsbeiträge sowie durch Unterstützung der evangelischen Organisation Brot für die Welt und der katholischen Konferenz Weltkirche.
Zum Abschluss des Treffens versammelten sich die Beteiligten zu einem öffentlichen Gebet für die Schöpfung – einem wöchentlichen Ritual, das jeden Freitag um 11:45 Uhr in der Erfurter Kaufmannskirche stattfindet. Ein starkes Zeichen für die Verankerung der ökologischen Wende im kirchlichen Leben – und ein Startpunkt für eine gemeinsame Reise in eine gerechtere Zukunft.
Netzwerk Eine Erde
weltkirche.de

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