
„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt.“
Essen ‐ Oftmals sind es indigene Gemeinschaften, die sich für die Rettung von Regenwäldern und die ökologische Vielfalt einsetzen und sich dabei großen Gefahren aussetzen. Das katholische Hilfswerk Adveniat macht zum Welttag der indigenen Völker auf ihre dramatische Lage aufmerksam.
Aktualisiert: 06.08.2025
Lesedauer:
„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt“, sagt Segundo Sumpa Mayan, der den Huambisa (Wampis) angehört. Er ist Dorfvorsteher der indigenen Gemeinde Mayuriaga im nordperuanischen Amazonasgebiet. Selbstbewusst wehren sich Sumpa Mayan und seine Dorfgemeinschaft gegen den peruanischen Staat und die staatliche Erdölgesellschaft Petroperu. Denn: Ein Pipeline-Bruch hat einen nahegelegenen Fluss mit Erdöl vergiftet.
Das dadurch verursachte Fischsterben drohte, die Lebensgrundlage der Wampis-Gemeinschaft zu zerstören. „Meine Leute waren aufgebracht und sagten: Der Staat tötet uns und vergiftet unsere Kinder. Wir müssen uns wehren“, berichtet Dorfvorsteher Sumpa Mayan.
Mit Unterstützung des katholischen Hilfswerks Adveniat wehrt sich die Gemeinde dann auch juristisch gegen den peruanischen Staat und die verantwortliche Erdölgesellschaft. Parallel erhalten die Wampi praktische Hilfe beim Bau einer Solaranlage und bei der Trinkwasserversorgung.
Während die Welt über Klima- und Umweltschutz redet, handeln die weltweit geschätzt 5.000 indigenen Völker – meist für den ganzen Planeten. Obwohl indigene Völker nicht einmal fünf Prozente der weltweiten Bevölkerung stellen, schützen sie 80 Prozent der globalen Artenvielfalt und ein Drittel der gesamten Kohlenstoffsenken Lateinamerikas. „Die indigenen Völker sind in ihrer engen Verbundenheit mit der Natur die wahren Klimaschützer“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks, Pater Martin Maier, anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Völker. Den begehen die Vereinten Nationen jedes Jahr am 9. August.
„Als Lateinamerika-Hilfswerk unterstützen wir mit unseren Partnerorganisationen vor Ort ganz gezielt indigene Gemeinschaften darin, ihre Rechte zu verteidigen und den zerstörerischen Eingriffen von Konzernen und Regierungen entgegenzuwirken.“ Dementsprechend steht der Schutz der indigenen Völker und ihrer Territorien auch im Mittelpunkt der diesjährigen bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion der katholischen Kirche, die am 1. Advent unter dem Motto: „Rettet unsere Welt – Zukunft Amazonas“ im Bistum Mainz eröffnet wird.
Menschengemachter Klimawandel gefährdet das Überleben
Die Klimakrise trifft das Amazonasgebiet besonders hart. 2024 vernichteten Brände allein in Brasilien 300.000 Quadratkilometer Wald – eine Fläche so groß wie Italien. Extreme Hitze und Dürre trocknen Flüsse aus und zerstören die Lebensgrundlage ganzer Dörfer. Auch in Peru gab es Großbrände auf der Andenostseite und im Amazonasgebiet. Fest steht: Ohne konsequenten Schutz sind tausende indigene Völker von der Auslöschung bedroht – darunter über 100 bislang indigene Gruppen, die entweder unkontaktiert oder in freiwilliger Isolation leben.
Nachdem viele Völker sich in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen oder der herrschenden Mehrheitsgesellschaft angepasst haben, ist unter jungen Erwachsenen ein neues indigenes Bewusstsein zu beobachten. Zu ihnen gehört Gabriel da Silva vom Volk der Mura, das südlich der Millionenstadt Manaus im brasilianischen Amazonasgebiet lebt. Der 26-Jährige wurde vor einem Jahr zum Tuxaua, zum Dorfvorsteher von Soares mit seinen insgesamt 200 Familien gewählt, weil er für eine Rückbesinnung auf die indigenen Traditionen steht und die Bedrohungen seiner Gemeinschaft klar benennt. Die Fische leiden unter der Hitze und dem fehlenden Wasser. Viehzüchter holzen den Wald für Weiden ab und die kanadische Minenfirma Brazil Potash plant ganz in der Nähe Kalium abzubauen.
„Wir wurden nicht einmal konsultiert“, kritisiert Gabriel da Silva (Bild oben). Für ihn steht fest: „Wenn der Wald stirbt, dann sterben auch wir Indigenen.“ Aufgrund seines Einsatzes erhält er Morddrohungen. „Ich bekam anonyme Nachrichten, in denen es hieß, dass man mich erledigen werde“, berichtet er. Von seinem Weg zum Schutz seiner Gemeinschaft, zum Schutz des Amazonasgebietes und damit zum Schutz des gemeinsamen Hauses, wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si‘ den Schutz des Planeten genannt hat, wird sich Gabriel da Silva nicht abbringen lassen. „Ich habe keine Angst, weil wir gemeinsam kämpfen. Wir halten zusammen.“
Adveniat

„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt.“

Australien sagt Nein zu Aufnahme der Aborigines in Verfassung

Indigenenrat in Brasilien zieht düstere Bilanz der Ära Bolsonaro

Vatikan nimmt Abstand von kolonialistischer „Entdeckungs-Doktrin“

Eine Bilanz der Kanada-Reise von Papst Franziskus

Indigene protestieren in Ecuador

Vertreter indigener Gruppen aus Kanada zu Gesprächen im Vatikan

Papst feiert mit Indigenen Zeremonie für die Schöpfung

Kämpferin für die Indigenen am Amazonas

„Wir Indigenen bewahren den Wald und davon profitiert die ganze Welt.“

Gewalt, Klimawandel und Inflation lassen Anzahl der Hungernden in Lateinamerika steigen

Steigende Spendenbereitschaft für Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat

Adveniat-Chef: El Salvador braucht einen neuen Óscar Romero

Eine Schule in Lima bringt die Wüste zum Blühen
