Vatikan erlaubt indigene Elemente in der heiligen Messe
San Cristobal de las Casas ‐ Angehörige indigener Gemeinschaften im mexikanischen Bundesstaat Chiapas können die Messe künftig mit Elementen ihrer eigenen Kultur feiern: Rom hat rituelle Tänze und neue Dienste für Laien als Teil der Messe anerkannt.
Aktualisiert: 18.11.2024
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Der Vatikan hat die Einführung indigener kultureller Elemente in den Gottesdienst in Mexiko zugelassen. Neben einer Übersetzung des Messbuchs in die im mexikanischen Bundesstaat Chiapas gesprochene Tzeltal-Sprache sind auch Besonderheiten wie rituelle Tänze und besondere Befugnisse für Laien vorgesehen, wie aus dem auf den 8. November datierten Dekret der zuständigen Vatikan-Behörde für den Gottesdienst hervorgeht. Das Dekret wurde von dem Onlinedienst „Aciprensa“ veröffentlicht und gilt für die Diözese San Cristobal de Las Casas.
An verschiedenen Stellen des Gottesdienstes sind nun rituelle Tänze zulässig, unter anderem bei der Gabenbereitung, bei den Fürbitten oder bei der Danksagung nach der Kommunion. Neu eingeführt wird ein liturgischer Dienst für Frauen, die in Anlehnung an indigene Traditionen für den Weihrauch in der Messe zuständig sind. Außerdem bekommen Laien die Möglichkeit, an mehreren Stellen der Messe Gebete anzuleiten, um die Gläubigen besser in die Feier der Messe einzubeziehen. Neben der Übersetzung in Tzeltal, eine Maya-Sprache, wurde auch die spanischsprachige Messliturgie für verschiedene Volksgruppen angepasst.
Auf der Facebook-Seite des Bistums würdigt der emeritierte Diözesanbischof Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel die Genehmigung des Vatikans: „Es ist die offizielle Anerkennung der Kirche, dass diese Anpassungen als gültig und legitim anerkannt werden; sie gehören nun zur Liturgie der Kirche und sind nicht mehr einfach nur Gebräuche und Sitten, denen mit Misstrauen begegnet wird.“ Es handele sich dabei nicht um Folklore, sondern um einfache Bewegungen der gesamten Versammlung, sei monoton, kontemplativ, begleitet von traditioneller Musik und bringe dasselbe zum Ausdruck wie der römische Ritus, jedoch in einer anderen kulturellen Form, so Arizmendi. Der Inhalt der Messe werde nicht verändert, wohl aber die Art und Weise, ihn auszudrücken. Arizmendi war in der mexikanischen Bischofskonferenz für die liturgischen Belange indigener Gläubiger zuständig.
Die Diözese beabsichtigt, noch weitere Anpassungen am Text der Liturgie für die einzelnen indigenen Volksgruppen vorzunehmen. Die genauen Änderungen sind aber noch nicht ausgearbeitet und bedürfen einer Anerkennung durch das zuständige vatikanische Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hatte in seiner Liturgie-Konstitution die Möglichkeit der Anpassung der Liturgie „an die Eigenart und Überlieferungen der Völker“ eröffnet. Die nun anerkannten Varianten sind erst die zweite kulturelle Anpassung der Liturgie. 1988 hatte der Vatikan einen Zairischen Messritus für die Kirche in der heutigen Demokratischen Republik Kongo zugelassen.
KNA /dr