
Weggefährten: Leo XIV. ist überaus reisefreudig
Wien/Rom ‐ Robert Prevost war als Generalprior seines Ordens fast immer unterwegs und besuchte Niederlassungen weltweit. Weggefährten und Medien berichten von häufigen Reisen auf alle Kontinente.
Aktualisiert: 14.05.2025
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Schon kurz nach seiner Wahl hat der neue Papst Leo XIV. Andeutungen über eine baldige Reise gemacht: in die Türkei, zum 1.700-Jahr-Jubiläum des frühchristlichen Konzils von Nicäa. Überraschend kommt dies nicht für jene, die mit seiner Biografie vertraut waren. Als Kardinal, als Bischof und besonders in den zwölf Jahren als Generalprior des Augustinerordens ist Robert Francis Prevost mehr gereist als jeder andere Papst vor der Amtsübernahme. „Als er Ordensoberer war, traf man ihn nur selten in Rom. Drei Viertel des Jahres war er unterwegs“, berichtete der Prior des Wiener Augustinerklosters, Dominic Sadrawetz, am Mittwoch der Presseagentur Kathpress.
Für einen Augustiner-Generalprior gehört das ständige Reisen zum Aufgabenprofil, erklärte Sadrawetz, der unter Prevost Regionalvikar für Österreich war und ihm oft begegnet ist. „Die regelmäßigen Besuche vor Ort sind wichtig, um die regionalen Gemeinschaften mit ihren Herausforderungen gut zu kennen – und um wichtige Versammlungen wie etwa die Ordenskapitel persönlich zu leiten.“ Zwar gebe es in der Gemeinschaft auch kontinentale Assistenten des Generalpriors sowie einen Generalvikar, an die delegiert werden kann. Prevost habe die Visitationen jedoch so oft wie möglich selbst übernommen.
Wo Leo XIV. schon überall Spuren hinterlassen hat, verdeutlichen jüngste Medienberichte von früheren Besuchen und Begegnungen in aller Welt, oft mit Bildstrecken und Erinnerungen von Beteiligten. Zuerst jene seines Heimatlandes USA, wo der aus Chicago stammende Papst immer wieder auf Besuch war, zuletzt vor wenigen Wochen bei dortigen Augustinern. Naturgemäß besonders stark ist die Verbindung zu Peru, wohin Prevost 1985 als neugeweihter Priester und Missionar kam und nach Übernahme verschiedener Funktionen auch Bischof war. Auch in Dutzenden anderen Ländern ist das neue Kirchenoberhaupt vielen Menschen von früher persönlich bekannt.
So unternahm Prevost bereits 1985 auf eigene Faust eine Reise nach Südkorea, um in seinen Ferien dort wirkenden Mitgliedern seiner Gemeinschaft in der Seelsorge auszuhelfen. Als Ordenschef kam er öfters erneut nach Asien, darunter laut dem Portal AsiaNews mindestens zweimal (2004 und 2006) nach Indien, mit Besuchen in den Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu, wo es Priesterweihen gab.
Nach Indonesien und Papua-Neuguinea kam er 2003 zu einem Ordensjubiläum inmitten von Spannungen. Die Philippinen, wo die Augustiner schon seit dem 16. Jahrhundert präsent sind, bereiste er mindestens dreimal, 2002, 2010 und 2012. Nach Australien kam Prevost 2002 und 2005, mit Besuchen unter anderem in Sydney und Brisbane.
Ausgewiesener Afrika-Kenner
Auch als ausgewiesener Afrika-Kenner kann sich der jetzige Papst bezeichnen: So kam er etwa 2011 und 2024 nach Kenia sowie auch 2025 zur Einweihung einer Kapelle am theologischen Ausbildungszentrum in Nairobi. Nach Nigeria begab er sich laut dem Nigeria Catholic Network bereits neunmal, zwischen 2001 und 2016; er habe der Ordensprovinz Stabilität gegeben, heißt es dort.
2009 eröffnete Prevost in der Demokratischen Republik Kongo (Artikelbild oben) eine Universität der Augustiner in der Hauptstadt Kinshasa und besuchte Gemeinden in kriegsgebeutelten Regionen. Nach Tansania kam Prevost mehr als fünfmal, unter anderem zu einer Professfeier von Augustinerinnen in der Stadt Morogoro 2003. Dort sei er eine 750-Kilometer-Strecke selbst mit dem Auto gefahren.
Aus Südamerika wird berichtet, dass Prevost öfters nach Argentinien kam und dort alle Augustiner-Niederlassungen besuchte – darunter Buenos Aires, wo er mehrmals dem späteren Papst Franziskus in dessen Zeit als Erzbischof begegnete. In Chile wird unter anderem über einen Besuch 2003 berichtet; für Ecuador bestätigte Hauptstadt-Erzbischof Alfredo Espinoza Besuche in Quito, Ibarra, Guayaquil, Chone und Latacunga.
2012 bereiste Prevost die mittelamerikanischen Augustiner-Gemeinschaften in Honduras, El Salvador und Nicaragua. Nach Mexiko verschlug es ihn lokalen Medienberichten zufolge sogar zwölfmal, nach Kanada zweimal. In Kuba leitete Prevost die Rückkehr des 1961 ausgewiesenen Ordens 2007 in die Wege und besuchte die Karibikinsel auch selbst, wie der Bischof von Holguin, Emilio Aranguren, in Radio Vatikan berichtete.

Der spätere Papst Leo XIV., Robert Francis Prevost (l.), damals Generaloberer des Augustinerordens, und Papst Franziskus am 29. August 2013 bei der Eröffnung des 184. Ordentlichen Generalkapitels in der Basilika Sankt Augustinus in Rom (Italien).
Ungezählt sind Prevosts Spuren in Europa. Der Augustinerorden ist aktuell in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Österreich, Slowakei, Spanien und Tschechien vertreten, und sie alle hat er meist mehrfach besucht. „Sogar die entlegensten Niederlassungen wie etwa jene im Bayerischen Wald kennt er gut“, berichtete Pater Sadrawetz. Auch nach Österreich kam der neue Papst zwischen 2002 und 2013 gern und oft. Fünfmal? Zehnmal? Das kann der Wiener Prior nicht mehr sagen.
Bei den Reisen innerhalb Europas kam Prevost meist mit dem Auto und saß dabei selbst am Steuer - „da konnte er gleich auch das Land kennenlernen“. In anderen Gegenden passte sich Prevost den verfügbaren Transportmitteln an – wie er auch als Priester und Bischof in Peru öfters ein Pferd nahm, um in Dörfer zu gelangen, zu denen keine befestigte Straße führte.
Dass Leo XIV. zu einem „Reisepapst“ wird wie seine Vorgänger, liegt bei seiner Vorgeschichte zumindest nahe. „Er wird dorthin gehen, wo es notwendig ist. Er hat es als Generalprior getan, und wird das wohl auch als Papst fortsetzen – denn er ist mit 69 Jahren noch zu jung, um in Rom zu bleiben“, vermutet Pater Sadrawetz.
(c) KNA

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