
Adveniat-Bischof Overbeck (Essen): Neuer Papst ist ein aufmerksamer Zuhörer
Essen ‐ Essens Bischof Franz-Josef Overbeck und der neue Papst kennen sich seit Jahren. Overbeck ordnet nun ein, welche Akzente Leo XIV. setzen könnte – und was ihn prägt. Reformhoffnungen in Deutschland dämpft er indes.
Aktualisiert: 13.05.2025
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Höflich, aufmerksam, missionarisch: So beschreibt Essens Bischof Franz-Josef Overbeck den neuen Papst Leo XIV. aus persönlichen Begegnungen. Im Interview geht Overbeck auf die Ordensprägung des Augustiners ein – und verrät, ob er auf den neuen Papst anstößt.
Frage: Herr Bischof Overbeck, Sie kennen den neuen Papst schon länger. Was ist er für ein Mensch?
Bischof Franz-Josef Overbeck: Er ist im Umgang ein angenehmer Mensch und sehr aufmerksam. Er ist wirklich an den Armen orientiert, das ist immer wieder deutlich geworden. Kennengelernt habe ich ihn, weil ich als Bischof für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig bin. Er war ja neun Jahre lang Bischof von Chiclayo in Peru. Aber auch durch seine Aufgaben in Rom in den vergangenen Jahren kenne ich ihn.
Frage: Welche seiner menschlichen Eigenschaften sind für das Papstamt die wichtigsten?
Overbeck: Höflichkeit und Zuhören können sind immer wichtige Qualitäten für jemanden wie einen Bischof und erst recht für den Papst. Mit dem Amt ist aber auch verbunden, dass man viel Geduld haben muss bei den unendlich vielen Begegnungen, die jetzt auf ihn warten.
Frage: Welche Akzente wird Leo XIV. setzen?
Overbeck: Er hat direkt zu Beginn seiner Ansprache mit dem Friedensgruß ein wichtiges Thema gesetzt. Als katholischer Militärbischof weiß ich, was das heißt – angesichts der Auseinandersetzungen, die wir in der Ukraine, im Heiligen Land und anderswo haben. Ich denke, er wird große Aufmerksamkeit auf die Frage nach dem Frieden lenken.
In mindestens zwei Kulturen geprägt
Frage: Kennen Sie theologische Veröffentlichungen von ihm?
Overbeck: Er gehört nicht zu den Leuten, die viel geschrieben haben. Er hat sich durch seinen Dienst positioniert. Und auch bei seinem Amtsantritt hat er deutlich gemacht: Ihn zu verstehen, heißt, auch den Heiligen Augustinus zu sehen. Prevost ist zunächst Ordensmann geworden, danach Priester. Er wurde Augustinermönch und gehört damit zu dem Orden, dem Martin Luther angehörte. Der Augustinerorden hat immer versucht, viel missionarisch und seelsorgerisch tätig zu sein. So war auch der neue Papst Zeit seines Lebens unterwegs.
Frage: Er ist US-Amerikaner und hat die peruanische Staatsbürgerschaft. Wie haben Sie ihn erlebt, wie sieht er sich selbst?
Overbeck: In seiner Prägung ist er deutlich US-Amerikaner, aber wenn man als erwachsener Mensch so viele Jahrzehnte - und das unter missionarischen Bedingungen – in einem anderen Land lebt mit sehr anderer Kultur, dann prägt das. Und das merkt man ihm auch an. Er hat in seiner ersten Ansprache neben Italienisch auch Spanisch gesprochen, damit die Peruaner ihn verstehen. Ich denke, wir haben einen von mindestens zwei Kulturen sehr geprägten Menschen vor uns.
Frage: Wie schätzen Sie seine Haltung mit Blick auf die in Deutschland diskutierten Fragen ein? Etwa nach mehr Gleichberechtigung verschiedener Geschlechter und Lebensformen?
Overbeck: Er ist da zurückhaltend, denke ich. Er ist ein Mensch, der die Anliegen wahrnimmt, aber auch weiß, dass die Bewertungen in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich sind. Wir sind da in einer wirklich anderen Welt unterwegs als diejenigen, die er in Peru erlebt hat. In seinen vergangenen beiden Jahren ist in Rom zum Beispiel mit der Weltbischofssynode zu einer Synodalen Kirche viel passiert. Synodalität war eines der großen Themen des Pontifikats von Franziskus. Papst Leo XIV. hat in seiner ersten Ansprache direkt deutlich gemacht, dass er diese Linie weiterverfolgen wird.
Frage: Sie sind auf dem Weg zum Synodalen Ausschuss, wo die deutschen Diözesanbischöfe und rund 40 Laien zusammenkommen und über Reformvorhaben sprechen. Wird da am Abend mit Augustiner-Bräu angestoßen?
Overbeck: [lacht] Wenn wir Augustiner in Magdeburg finden, dann könnte das sein. Aber man kann auch mit einem anderen Bier oder Getränk auf den neuen Papst anstoßen – und das werden wir auch tun.
Die Fragen stellte Nicola Trenz (KNA

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