
Bereits am 24. Juli: Erdüberlastungstag 2025 eine Woche früher
Berlin ‐ Die Menschen bräuchten theoretisch 1,8 Erden, um ihren Ressourcenhunger zu stillen. Deutschland verbraucht besonders viel. Klimaaktivisten und das Hilfswerk Misereor haben daher klare Erwartungen an die Bundesregierung.
Aktualisiert: 23.07.2025
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Ab Donnerstag lebt die Menschheit – statistisch gesehen – ökologisch wieder auf Pump. Die Ressourcen für das Leben auf dem Planeten Erde sind am 24. Juli für dieses Jahr rechnerisch verbraucht. Damit liegt der sogenannte Erdüberlastungstag im Vergleich zum vergangenen Jahr rund eine Woche früher. 2024 war er für den 1. August errechnet worden. Entwicklungs- und Umweltorganisationen forderten am Dienstag von der Bundesregierung unter anderem mehr Ressourcenschutz und mehr internationales Engagement.
Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor verlangte daher ein deutsches Ressourcenschutzgesetz mit klaren Regeln: Der Rohstoffverbrauch in Deutschland müsse sinken, die Kreislaufwirtschaft gestärkt werden.
Die Misereor-Expertin für nachhaltiges Wirtschaften, Lisa Pier, erklärte: „Der Erdüberlastungstag ist kein Kalendereintrag – er ist eine Mahnung: Unsere Erde ist am Limit.“ Die profitorientierte Wirtschaftsweise überstrapaziere die Kapazitäten der Erde; „die Welt lebt auf Pump“. Theoretisch bräuchte es 1,8 Erden, um den Durst nach Ressourcen langfristig zu stillen.
Deutschland muss mehr tun
Die Bundesregierung habe sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, den Verbrauch von Ressourcen zu verringern, erinnerte Misereor. Das geschehe aber viel zu langsam. Ein Ressourcenschutzgesetz mit spezifischen Reduktionszielen sei der wichtigste Hebel, noch vor Recycling und Wiederverwendung. Deutschland könne als Vorbild vorangehen, so das Hilfswerk, und so auf andere Länder ausstrahlen. Nur so könne es gelingen, den Erdüberlastungstag wieder später ins Jahr zu drängen.
Misereor erinnerte zudem daran, dass die ressourcenintensive Wirtschaftspolitik Deutschlands und der EU dies derzeit verhinderten. Der hohe Rohstoff-Verbrauch werde „durch Deregulierung und ausbeuterische Produktionsmuster entlang globaler Lieferketten befeuert“. Wohlhabende Länder wie Deutschland überreizten ihre Ressourcen, während viele Länder des Globalen Südens weitaus weniger verbrauchten. Gleichzeitig bekämen diese die Folgen von Klimawandel und Ressourcenknappheit am stärksten zu spüren.
Deutschland stehe „auf der Rangliste der historisch gewachsenen ökologischen Schulden auf dem Planeten mit ganz oben“, sagte der Leiter für internationale Politik bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland, Florian Titze. Daraus erwachse auch eine Verantwortung.
Dass die Bundesregierung bei der Entwicklungszusammenarbeit kürzen wolle, sei ein „fataler Fehler“, so Titze. „Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit, nicht weniger. Gerade jetzt, in Zeiten multipler Krisen.“ Deutschland müsse nicht nur auf ein nachhaltiges Wirtschaftssystem umstellen, sondern gemeinsam mit allen Partnern in der Welt globale Güter wie Regenwälder, Meere und das Klima schützen. Davon hänge auch die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft in Deutschland ab.

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