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Vor Klimakonferenz in Brasilien

Kirchen im Globalen Süden veröffentlichen Klima-Appell

Vatikanstadt ‐ Viele Länder im Globalen Süden sind besonders stark vom Klimawandel betroffen. Ein großes Bündnis von Bischöfen wendet sich darum an die internationale Gemeinschaft – und pocht auf Einhaltung der Klimaziele. Die sogenannte „grüne Ökonomie“ sehen sie dabei als Teil des Problems.

Erstellt: 01.07.2025
Aktualisiert: 01.07.2025
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In einem dramatischen Appell für Klimagerechtigkeit hat sich ein großes Bündnis von Bischöfen an die internationale Gemeinschaft gewandt. „Die Kirche wird nicht schweigen“, so heißt es in der am Dienstag vom Vatikan verbreiteten Botschaft. „Wir werden weiterhin gemeinsam mit der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und den Schwächsten unsere Stimme erheben, mit Wahrheit und Konsequenz, bis Gerechtigkeit hergestellt ist.“

Anlässlich der kommenden UN-Klimakonferenz COP30 in Brasilien haben Bischofskonferenzen und -räte aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik eine 34-seitige Stellungnahme verfasst. Darin fordern sie von den Verantwortlichen die dringende Umsetzung und Einhaltung des Pariser Klimaabkommens. Das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, um katastrophale Auswirkungen zu vermeiden, dürfe niemals aufgegeben werden, fordern sie. „Es sind der Globale Süden und künftige Generationen die bereits jetzt unter den Folgen leiden.“

„Falsche Lösungen“ wie grünen Kapitalismus, die Kommerzialisierung der Natur und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen (Extraktivismus) verurteilen die Bischöfe in ihrer Botschaft scharf. Reiche Nationen sollten ihre ökologische Schuld mit fairer Klimafinanzierung begleichen, „ohne den Globalen Süden weiter zu verschulden, um Verluste und Schäden in Afrika, Asien, Lateinamerika, der Karibik und Ozeanien auszugleichen“.

In politische Entscheidungen müssten diese von Klima- und Naturkrisen am stärksten betroffenen Gemeinschaften einbezogen und ihnen Vorrang eingeräumt werden. Besonders indigene Völker, Ökosysteme und verarmte Gemeinschaften müssten geschützt sowie die größere Gefährdung von Frauen, Mädchen und neuen Generationen anerkannt werden. Klimamigration sei als eine Herausforderung für Gerechtigkeit und Menschenrechte zu sehen.

Video: ©

Pressekonferenz zur Präsentation des gemeinsamen Appells aus Asien, Afrika und Lateinamerika (Beginn bei 05:12 Min.)

Gemeinwohl über Profit

„Stellen Sie das Gemeinwohl über den Profit!“, so die Kirchenmänner an die politischen Entscheidungsträger. „Gestalten Sie das Wirtschaftssystem zu einem regenerativen Modell um, das das Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten sicherstellt.“ Und: „Fördern Sie eine Klima- und Naturpolitik, die auf den Menschenrechten basiert.“

Bei einer Pressekonferenz im Vatikan nannte Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Präsident des gesamtafrikanischen Bischofsrates SECAM, das Schreiben einen „Schrei nach Würde“. „Wir, die Hirten des Globalen Südens, fordern Klimagerechtigkeit als Menschenrecht und als spirituelles Recht“, sagte der Erzbischof von Kinshasa.

Damit verband Ambongo Besungu gleichzeitig deutliche Kritik daran, wie im Globalen Norden Klimaschutz gedacht und gemacht wird. „Wie können wir es hinnehmen, dass im Namen der Energiewende ganze Gemeinden auf der Suche nach Lithium, Kobalt oder Nickel ausgelöscht werden? Wie können wir es hinnehmen, dass Kohlenstoffmärkte unsere Wälder in Finanzanlagen verwandeln, während unseren Gemeinden weiterhin sauberes Wasser vorenthalten bleibt“, fragte er. Es gebe genug falsche Lösungen und genug Entscheidungen, die getroffen worden seien, ohne auf diejenigen zu hören, die an vorderster Front des Klimawandels leben.

Zu den Unterzeichnern der Botschaft, die auf Englisch, Spanisch und Portugiesisch veröffentlicht wurde, gehören der gesamtafrikanische Bischofsrat SECAM, das lateinamerikanische Pendant CELAM und die asiatische Bischofsversammlung FABC. Ihre Vertreter trafen am Dienstag im Vatikan mit Papst Leo XIV. zusammen und überreichtem ihm ein gedrucktes Exemplar.

KNA/weltkirche.de

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