EU-AU-Gipfel: Kirchliche Organisationen fordern mehr Kooperation
Statement of SECAM and Justice and Peace Europe

EU-AU-Gipfel: Kirchliche Organisationen fordern mehr Kooperation

Brüssel/Accra ‐ In einer gemeinsamen Erklärung stellen der Zusammenschluss der afrikanischen Bischofskonferenzen SECAM sowie Justitia et Pax Europa drängende Fragen der Globalen Gesundheit und fordern vom anstehenden Gipfeltreffen zwischen Afrikanischer und Europäischer Union Lösungen zur nachhaltigen Stärkung der Gesundheitssysteme der Länder des Globalen Südens.

Erstellt: 16.02.2022
Aktualisiert: 18.03.2024
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Die Corona-Pandemie sei nur die Spitze des Eisbergs einer grundlegenden Krise des globalen Gesundheitswesens und der nachhaltigen Entwicklung, sagte Bischof Sithembele Sipuka, Vize-Präsident von SECAM. Vielerorts fehle es im Globalen Süden immer noch selbst an einer grundlegenden Gesundheitsinfrastruktur. Das erschwere nicht nur die Pandemiebekämpfung, sondern koste auch Leben. „Mehrere Milliarden Menschen haben etwa keinen Zugang zu einfachen, lebensrettenden Operationen. Schätzungen zufolge könnten Investitionen in eine flächendeckende Versorgung allein in diesem Bereich Millionen von Menschenleben retten”, so Sipuka.

Der Europa-Präsident von Justitia et Pax, Bischof Noel Treanor, sagte, die Folgen der Pandemie träfen gerade diejenigen besonders hart, die es schon vorher besonders schwer gehabt hätten. Geflüchtete und Obdachlose, oft unter prekären Bedingungen lebend, lebten in ständiger Angst vor der Ansteckung und seien noch isolierter als zuvor, so Treanor. „Paketboten, Saisonarbeiter und Pflegekräfte halten die Gesellschaft unter Einsatz ihrer Gesundheit und unter teils prekären Arbeitsbedingungen am Laufen. Während sich an den Börsen Rekordgewinne abzeichnen, ist das Armutsrisiko für Kinder und Familien durch die Pandemie weiter gestiegen. Gerade für viele Kinder und Jugendliche ist die Zeit voller Einschränkungen eine Zeit erheblicher psychischer Belastung gewesen.”

Die noch immer sehr niedrigen Impfquoten in vielen der ärmsten Länder der Welt seien nicht nur aus der Perspektive des Gesundheitsschutzes problematisch, sondern auch weil dies auch die wirtschaftliche Erholung in diesen Ländern verlangsame und damit dazu beitrage, dass die weltweite sozioökonomische Ungleichheit weiterwachse, so der Bischof der irischen Diözese Down and Connor. Die Länder des Globalen Südens sollten nach Ansicht  nicht nur durch die Lieferung von Impfstoffen unterstützt werden, es müssten vielmehr auch Mittel bereitgestellt werden, um eine Infrastruktur zur schnellen Verteilung der Impfstoffe aufzubauen und zu finanzieren. Idealerweise solle dies so ausgestaltet werden, dass die Infrastruktur auch nach der Pandemie noch weiter zur Bekämpfung anderer Krankheiten und Gesundheitsprobleme weitergenutzt werden könne und die Gesundheitssysteme somit nachhaltig gestärkt würden.

Gesundheit sei eine globale und gesellschaftliche Aufgabe, hieß es weiter in der Stellungnahme. Sinnvoll sei daher eine Stärkung der Weltgesundheitsorganisation und eine stärkere Beteiligung der Zivilgesellschaft. Insbesondere fordern SECAM und Justitia et Pax, die Investitionen in eine nachhaltige Stärkung der Gesundheitssysteme der Länder des Globalen Südens deutlich zu erhöhen.

Führungsspitzen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union sowie ihrer Mitgliedstaaten kommen am Donnerstag und Freitag in Brüssel zusammen. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher geopolitischer Interessen geht es dabei um eine vertiefte Zusammenarbeit in Klima- und Gesundheitspolitik, bei der Infrastrukturentwicklung sowie Stabilität und Sicherheit. Es ist das sechste Gipfeltreffen der beiden Organisationen. Das letzte fand 2017 in Abidjan an der Elfenbeinküste statt.

DR/Justitia et Pax/KNA

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