Kirchenführer warnen vor EU-Afrika-Gipfel vor Neo-Kolonialismus
Brüssel ‐ Europa sucht strategische Partnerschaften mit afrikanischen Staaten. Dabei geht es mehr um Eigeninteressen bei Rohstoffen, Energie und Migration, weniger um gleichberechtigte Entwicklung, fürchten Bischöfe.
Aktualisiert: 21.11.2025
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Im Vorfeld eines Gipfeltreffens zwischen EU und Afrikanischer Union (AU) haben katholische Bischöfe und Entwicklungsorganisationen eine faire Partnerschaft beider Regionen sowie Schuldenerlasse gefordert. In dem Zusammenhang kritisierten sie auch aktuelle EU-Kooperationsprogramme. Diese seien zu sehr an strategischen Interessen Europas wie Sicherung von Rohstoffen, Energieimporten und Migrationskontrolle ausgerichtet, hieß es in einer am Montag in Brüssel veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme der EU-Bischofskommission COMECE, der afrikanischen Bischofsversammlung SECAM, mehrerer Caritas-Organisationen und des Entwicklungsverbands CIDSE.
Am 24. und 25. November treffen sich in Angolas Hauptstadt Luanda Staats- und Regierungschefs der 27 EU- und 55 AU-Staaten, um über politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu beraten. Zu den größten Vorhaben der EU auf diesem Gebiet zählt der Global Gateway, eine Antwort auf die chinesische Belt-and-Road-Initiative zur Erschließung neuer Rohstoff- und Absatzmärkte.
Auch mehrere Projekte der EU folgten dem alten „extraktiven Muster“, so die Kirchenführer. Es bestehe die Sorge, „dass sich die EU zunehmend auf ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen konzentriert, auf Kosten von Gerechtigkeit und Solidarität mit den Menschen in Afrika, ihren Bedürfnissen und ihren Bestrebungen.“ Ziel einer echten Partnerschaft müsse die Beseitigung bestehender Ungleichgewichte sein.
Laut den Kirchenführern sind derzeit über 40 afrikanische Länder von der schlimmsten Schuldenkrise der Geschichte betroffen. Viele Regierungen gäben mehr als 20 Prozent oder sogar 30 Prozent der Staatseinnahmen für den Schuldendienst im Ausland aus. Damit stünden sie vor der Wahl zwischen hohen Zinszahlungen oder Investitionen in Bildung, Gesundheit und Klimaschutz. Auch würden afrikanische Länder so zum Export natürlicher Ressourcen genötigt, anstatt ihre Wirtschaft an inländischem Konsum, demokratischer Mitbestimmung und Umweltschutz auszurichten.
Afrikas Bischöfe fordern mehr Gerechtigkeit vom Globalen Norden
h Afrikas Bischöfe haben vor dem Gipfeltreffen von Afrikanischer und Europäischer Union mehr wirtschaftliche, ökologische und soziale Gerechtigkeit eingefordert. Zudem riefen die Bischofskonferenzen des Kontinents dazu auf, die Souveränität afrikanischer Staaten und ihrer Bürger zu achten, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Vor Beginn des Gipfels hatten sich zahlreiche nichtstaatliche Organisationen, Menschenrechtler sowie Vertreter der Kirche in Angolas Hauptstadt Luanda zu einem „Parallelgipfel der Zivilgesellschaft“ getroffen.
Die Bischöfe verwiesen auf „historische Ungerechtigkeiten“. Darauf mache auch das aktuelle, von der Afrikanischen Union (AU) ausgerufene „Jahr der Gerechtigkeit für Afrikaner und Menschen afrikanischer Abstammung durch Wiedergutmachung“ aufmerksam. Darauf folgt ab 2026 die Dekade der Wiedergutmachung. Erinnert wird damit an die Verbrechen aus der Kolonialzeit, den transatlantischen Sklavenhandel, die Apartheid sowie systematische Diskriminierung.
Von dem anstehenden Gipfeltreffen erhoffe man sich „Ehrlichkeit im Umgang mit der Geschichte und ein echtes Bekenntnis zu Wiedergutmachung“. Auch betonten die Bischöfe: Die Ungerechtigkeiten würden bis heute durch ein ungerechtes Handelssystem und ein generationsübergreifendes Trauma bestehen.
Um das zu ändern, brauche es eine erneute und gestärkte Partnerschaft zwischen AU und EU, die auf Inklusion statt Exklusion und Transparenz statt Intransparenz setze. Auch müsse den Menschen zugehört werden. „Ein wahrhaft inklusiver Gipfel wird Vertrauen schaffen, und ein auf Gerechtigkeit gegründeter Dialog wird die Kraft besitzen, historische Wunden zu heilen.“
KNA
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