EU einigt sich auf Klimaziele – Merz reist zu Klima-Gipfel
Berlin ‐ Erst ein Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, dann die Weltklimakonferenz. In Brasilien ist die Bühne für die Verhandler bereitet. Im Vorfeld gibt es Kritik – und Appelle zu mehr Zuversicht.
Aktualisiert: 05.11.2025
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Bundeskanzler Friedrich Merz wird am Donnerstag nach Brasilien reisen. Der CDU-Politiker nimmt dort an einem Gipfeltreffen unmittelbar vor dem Start der Weltklimakonferenz teil. Von Montag an wollen in der Amazonasmetropole Belém Tausende Delegierte über Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel beraten.
Konkret geht es um die Umsetzung des vor zehn Jahren abgeschlossenen Pariser Klimaabkommens. Es sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst sogar 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dies soll durch Verminderungen beim Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen wie Methan und Lachgas geschehen. Dem Abkommen haben sich fast alle Staaten der Erde angeschlossen. Die USA unter Präsident Donald Trump haben allerdings ihren Austritt erklärt. Zum zweiten Mal nach 2017.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatten sich die europäischen Umweltminister in Brüssel in letzter Minute auf EU-Klimaziele verständigt. Bis 2040 soll der europäische Treibhausgasausstoß um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Allerdings können die Mitgliedsländer fünf Prozent der geplanten Einsparungen durch den Kauf von Emissionszertifikaten von Drittstaaten erreichen.
Bis 2035 strebt die EU eine Verringerung der Emissionen um 66,25 Prozent bis 72,5 Prozent an. Bundesumweltminister Carsten Schneider sprach von harten Verhandlungen, die aber zu einem klaren und eindeutigen Klimaschutzziel der Europäischen Union geführt hätten. „Der im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Mechanismus, dass wir uns alle fünf Jahre neue, bessere Ziele setzen, funktioniert“, so der CDU-Politiker.
Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan nannte die jährlich stattfindenden Weltklimakonferenzen unverzichtbar. Schon jetzt seien die Folgen der Erderhitzung in vielen Ländern spürbar. Dagegen gelte es, vorzugehen. Die SPD-Politikerin sprach von einer Chance für Innovationen, Jobs und Zukunftsmärkte. „Klimaschutz bedeutet, Menschen eine Zukunft zu geben.“
Klimaschützer kritisieren Einigung
Kritik an den EU-Zielen kam von Nichtregierungsorganisationen. „Das ist so, als würde man versprechen, einen Marathon zu laufen, indem man nur 10 km trainiert, den letzten Kilometer davon mit dem Bus zurücklegt und sich das Recht vorbehält, einfach zu Hause zu bleiben, wenn es regnet“, hieß es von den Umweltschützern von Greenpeace.
Am Dienstag hatte das UN-Umweltprogramm UNEP seinen „Emissions Gap Report“ vorgelegt. Würden alle Länder ihre Emissionen wie angekündigt reduzieren, rechnen die Experten mit einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 2,3 bis 2,5 Grad. Im Vorjahr gingen die Prognosen noch von 2,6 bis 2,8 Grad aus. Mit den derzeitigen Maßnahmen steuert die Welt demnach auf eine Erwärmung um 2,8 Grad zu - gegenüber 3,1 Grad, die die Fachleute 2024 berechneten.
Ein vorübergehender Anstieg über 1,5 Grad sei laut Aussagen der Wissenschaftler nun unvermeidlich – „spätestens ab Anfang der 2030er Jahre“, kommentierte UN-Generalsekretär António Guterres den Bericht. Er forderte mehr Tempo beim Klimaschutz.
Der deutsche Klimaforscher Niklas Höhn warnte in einem rbb-Interview, ein Temperaturanstieg von 2,8 Grad sei für die Menschheit kaum mehr beherrschbar. Folgen seien „Feuer, die man nicht mehr löschen kann, Stürme, gegen die man nichts machen kann, Überschwemmungen, die so heftig sind, dass das kein Abwassersystem aushalten kann“.
Das Hilfswerk Brot für die Welt erinnerte die Bundesregierung an eine Zusage der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), im laufenden Jahr sechs Milliarden Euro für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. „Leider zeichnet sich ab, dass die Mittel in diesem Jahr und auch künftig erheblich dahinter zurückbleiben werden.“
KNA
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