Symbolfoto: Hochwasser bringt Brücke zum Einsturz
Karibik-Staaten besonders betroffen

In den vergangenen 30 Jahren 830.000 Tote wegen Wetterextremen

Bonn/Belém  ‐ Welche Schäden richten Stürme, Dürren oder Überschwemmungen an? Dieser Frage geht der Climate Risk Index von Germanwatch nach. Länder des Südens sind besonders betroffen. Aber der Blick geht auch nach Deutschland.

Erstellt: 13.11.2025
Aktualisiert: 12.11.2025
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In den vergangenen 30 Jahren sind rund 830.000 Menschen aufgrund von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Stürme und Überflutungen ums Leben gekommen. Die Gesamtschäden der 9.700 erfassten Wetterextreme bezifferte eine am Dienstag am Rand der Weltklimakonferenz in Belém vorgestellte Studie auf 4,5 Billionen US-Dollar. Hitzewellen und Stürme seien die tödlichsten Gefahren, heißt es im Climate Risk Index der Organisation Germanwatch. Zugleich verursachten Stürme mit Abstand die größten Sachschäden. Bei Überflutungen dagegen sei oft die Zahl der direkt Betroffenen besonders hoch.

Ein Hotspot für extreme Wetterereignisse liegt der Studie zufolge in der Karibik. Mit Dominica, Haiti, Grenada und den Bahamas finden sich für den Zeitraum von 1995 bis 2024 gleich vier karibische Inselstaaten auf den zehn vorderen Plätzen des Climate Risk Index.

Neben Ländern wie Haiti stünden auch die Philippinen oder Indien – allesamt in der Top Ten – vor besonderen Herausforderungen. „Sie werden teilweise in so kurzen Abständen von Überflutungen, Hitzewellen oder Stürmen heimgesucht, dass sich ganze Regionen kaum noch von den Katastrophen erholen können“, erläuterte Co-Autorin Vera Künzel. Aktuell mussten in den Philippinen fast eine Million Menschen vor dem Taifun „Fung-Won“ in Sicherheit gebracht werden – wenige Tage, nachdem der Tropensturm „Kalmaegi“ 224 Todesopfer gefordert hatte.

Auch Dominica, das die 30-Jahre-Rangliste anführt, wurde zuletzt mehrfach von verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht, wie die Germanwatch-Experten ausführten. Allein der Hurrikan „Maria“ habe 2017 Schäden in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar verursacht – nahezu das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts.

Klimakrise beeinflusst Häufigkeit und Intensität

Im südostasiatischen Myanmar, das den zweiten Platz des Rankings belegt, tötete der Zyklon „Nargis“ 2008 fast 140.000 Menschen. Die Schadensbilanz belief sich auf 5,8 Milliarden US-Dollar. Auf dem dritten Platz liegt Honduras. In dem mittelamerikanischen Land vernichtete 1998 der Hurrikan „Mitch“ schätzungsweise 70 Prozent der Ernten und der Infrastruktur.

Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung, über drei Milliarden Menschen leben laut Germanwatch in den elf Staaten, die in den vergangenen 30 Jahren am verheerendsten von Wetterextremen getroffen wurden. Das liegt auch daran, dass die bevölkerungsreichen Länder Indien und China auf Rang 9 beziehungsweise Rang 11 liegen. Keiner dieser elf Staaten gehört zu den Industrienationen.

„Wenngleich die Auswertungen der Todesopfer- und Schadenszahlen keine einfache Aussage darüber erlauben, welcher Anteil davon auf den Klimawandel zurückzuführen ist, so lässt sich doch ein Bild der Betroffenheit der Staaten zeichnen“, betonten die Autoren der Studie. In der Klimawissenschaft bestehe ein breiter Konsens darüber, „dass die Klimakrise die Häufigkeit und Intensität vieler Wetterereignisse beeinflusst“.

Deutschland belegt im aktuellen Climate Risk Index Platz 29 – in der EU sind nur Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland noch stärker betroffen. Neben den Sachschäden spielen laut Germanwatch die Todesopfer in Deutschland eine große Rolle für die hohe Platzierung.

„In der Öffentlichkeit wird bisher unzureichend wahrgenommen, wie viele Todesopfer massive Hitzewellen oft fordern. Hierzulande hatten wir vor allem in den Sommern 2003, 2022 und 2023 insgesamt fast 24.000 Todesopfer aufgrund der Hitze zu verzeichnen“, sagte Co-Autor David Eckstein. „Diese sogenannte Übersterblichkeit sehen wir auch in den anderen europäischen Ländern, die im Index weit oben stehen.“ In Deutschland seien zudem bei der Flutkatastrophe im Jahr 2021 viele Menschen ums Leben gekommen.

KNA

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