
Viele Flüchtlingskrisen in Afrika unbeachtet
Berlin ‐ Millionen dringend Hilfsbedürftige in Afrika – doch die Weltöffentlichkeit schaut weg. Kamerun führt derzeit die Liste der vernachlässigten Krisenregionen an. Die früheren Geberländer konzentrieren sich auf andere Dinge.
Aktualisiert: 12.06.2025
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Viele Fluchtkatastrophen in Afrika spielen sich nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrats unter dem Radar der Öffentlichkeit ab. In der von dem Hilfswerk am Dienstag veröffentlichten Rangliste der am stärksten vernachlässigten Krisenregionen der Welt liegt Kamerun auf dem ersten Rang. Die Organisation warnt, dass sich die Geberländer immer stärker in nationalistischer Politik verlören und dadurch die Hilfen zunehmend gefährdet seien.
In Kamerun waren demnach im vergangenen Jahr rund 3,4 Millionen Menschen dringend auf Hilfe und Schutz angewiesen. Der Grund seien vor allem Folgen des Klimawandels sowie schwere Gewalttaten durch islamistische Terrororganisationen wie Boko Haram. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden den Angaben zufolge innerhalb des 30-Millionen-Einwohner-Landes vertrieben. Fast eine halbe Million Geflüchtete und Asylsuchende kämen zudem aus Nachbarstaaten und suchten in Kamerun Schutz. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen gehe von rund zwei Millionen Vertriebenen und Schutzsuchenden aus.
Nach Kamerun finden laut Flüchtlingsrat weitere Vertreibungskrisen in afrikanischen Staaten weltweit kaum Beachtung. So liege Äthiopien erstmals auf Platz zwei, Mosambik erstmals auf Platz drei der Liste. Auch in Burkina Faso, Mali und Uganda spielten sich ernstzunehmende aber kaum beachtete Flüchtlingskrisen ab. Die Hilfsorganisation wertete für ihre diesjährige Rangliste der zehn am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen weltweit nach eigenen Angaben 34 Konfliktregionen anhand von drei Kriterien aus: mangelnde Finanzierung, fehlende mediale Aufmerksamkeit und Mangel an wirksamen internationalen politischen und diplomatischen Initiativen.
Eine große Lücke gibt es nach Angaben der Hilfsorganisation zwischen dem, was zur Deckelung des humanitären Bedarfs an Finanzmitteln nötig wäre und dem, was im vergangenen Jahr tatsächlich zur Verfügung gestanden habe. Diese Lücke belief sich demnach auf über 22 Milliarden Euro, damit habe über die Hälfte des Bedarfs nicht gedeckt werden können.
„Die internationale Solidarität wird in ehemals großzügigen Geberländern zunehmend von nach innen gerichteter und nationalistischer Politik verdrängt“, mahnt der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats, Jan Egeland. Dadurch werde die Vernachlässigung der krisenbetroffenen Menschen verschärft. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Einstellung der finanziellen Unterstützung durch die Geberländer nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Vertreibung ist keine ferne Krise, sondern eine gemeinsame Verantwortung“, betonte Egeland.
Neben der Finanzierung brauche es zudem mehr Katastrophenvorsorge und diplomatisches Engagement zur Konfliktlösung. Auch von der neuen Bundesregierung erwarte der Flüchtlingsrat, dass sie weiterhin ein verlässlicher Partner bei humanitärer Hilfe und Entwicklungspolitik bleibe.

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