Afrikanischer Klimagipfel in Nairobi
UN-Klimabericht: Temperaturen in Afrika steigen schneller

Afrikanischer Klimagipfel in Nairobi

Länder auf dem afrikanischen Kontinent gehören zu jenen, die der Klimawandel schon heute am härtesten trifft. Auf einer Klimakonferenz in Nairobi suchen Vertreter von über 50 Ländern nach einem afrikanischen Umgang mit der Klimakrise.

Erstellt: 05.09.2023
Aktualisiert: 05.09.2023
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Vertreter von 50 afrikanischen Ländern nehmen seit Montag am Afrikanischen Klimagipfel in Nairobi (Kenia) teil. Drei Monate vor der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai diskutieren Vertreter von Regierungen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft afrikanische Lösungsansätze für die globale Klimakrise. Obwohl Afrika mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern gerade mal vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht, schlagen die Folgen des Klimawandels hier unverhältnismäßig stark zu. Im südlichen Afrika gab es in den vergangenen Jahren Millionen Tote und Obdachlose infolge von Zyklonen und Dürren.

Erst kürzlich hatte die Weltwetterorganisation WMO in Genf den jährlichen Klimazustandsbericht veröffentlicht. Demnach macht sich der globale Temperaturanstieg in Afrika noch stärker bemerkbar, als in anderen Teilen der Welt. Nach WMO-Daten erwärmte sich das Klima in Afrika zwischen 1991 und 2022 um etwa 0,3° pro Jahr. Dadurch fielen Naturkatastrophen wie Dürre, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme stärker aus, über 110 Millionen Menschen waren allein 2022 unmittelbar von Unwetterkatastrophen betroffen. Im Roten Meer und an der Küste Afrikas zum Indischen Ozean stieg der Meeresspiegel stärker als im weltweiten Mittel, das bei 3,4 mm pro Jahr lag.

Schwerpunkt Finanzierung

Ein Schwerpunkt der Konferenz liegt auf der Frage der Finanzierung von Klimaschutz und -anpassung in Afrika. Obwohl beispielsweise bei Renaturierung, Photovoltaik und Klimafolgenanpassung große Potenziale gesehen werden, fehlt es bislang an Investitionen. In einer gemeinsamen Erklärung  des designierten Präsidenten der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28, ab 30. November), Sultan Ahmed Al-Jaber, Kenias Staatspräsident William Samoei Ruto sowie des Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, zum Gipfelauftakt hieß es, Afrika sei ein Kontinent enormer Möglichkeiten. Es verfüge über ein reichhaltiges Potenzial erneuerbarer Energien, das nur auf Erschließung warte. Die AU, Kenia und COP28 bekräftigten, dass die Regierungen und Völker Afrikas eine zentrale Rolle dabei spielen wollten, wirksame Lösungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu schaffen.

Mit Blick auf die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen sprach sich das Hilfswerk Misereor für eine Reform der internationalen Finanzarchitektur aus, wie sie im Juni auf einem Finanzgipfel in Paris beschlossen wurde. Ziel der Reformen ist es, zusätzliche Finanzmittel für klimabezogene Initiativen zu schaffen. Dabei spielen insbesondere Schuldenerleichterungen eine wichtige Rolle. Die vielerorts durch die Coronakrise massiv gewachsene Last des Schuldendienstes hat die afrikanischen Länder allein im Jahr 2022 etwa 64 Milliarden US-Dollar gekostet.

Misereor-Experte: Länder des Globalen Südens brauchen haushaltspolitische Spielräume

„Das derzeitige System zum Schuldenabbau in Entwicklungsländern funktioniert nicht, eine Überarbeitung ist dringend notwendig. Beim Africa Climate Summit sollte Deutschland sich insbesondere für die auch im Koalitionsvertrag verankerte Schaffung eines internationalen Staateninsolvenzverfahrens und die Einbeziehung aller Gläubigergruppen in Restrukturierungen einsetzen“, so Dr. Klaus Schilder, Referent für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor.

Nach Ansicht von Schilder wäre es ein starkes Zeichen, würde hier Entscheidendes umgesetzt: „Die Klimakrise kann nur bewältigt werden, wenn Länder des Globalen Südens von ihrer erdrückenden Schuldenlast befreit werden und haushaltspolitische Spielräume für Zukunftsinvestitionen bekommen“, so der Experte.

Deutschland ist bei der Konferenz vertreten durch die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Bärbel Kofler, und die Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan. Kofler erklärte dazu am Sonntag, Deutschland wolle bewusst keine neuen deutschen Initiativen starten, sondern sich auf die tatkräftige Unterstützung afrikanischer Initiativen konzentrieren.

Jugend-Klimagipfel in Nairobi

Bereits vor der großen Klimakonferenz waren in Nairobi hunderte Jugendliche aus ganz Afrika zusammengekommen, um gemeinsam über Lösungen für die Klimakrise zu debattieren. „Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird“, war eine der Botschaften der Jugend-Klimakonferenz. Es sei für die Jugend daher Zeit, Veränderungen selbst zu sein und herbeizuführen.

Kenia ist mit einem großen Anteil erneuerbarer Energien im Strommix internationaler Vorreiter. Zum Klimagipfel kam Staatschef Ruto öffentlichkeitswirksam nicht in seiner Staatskarosse, sondern in einem elektrisch betriebenen Kleinwagen.

weltkirche.de mit Information von Misereor und KNA

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