„Die Angst ist unser ständiger Begleiter“
Einmal durchatmen, nicht über den Krieg nachdenken zu müssen. Im syrischen Damaskus bietet Pater Aboud den Menschen in seiner Gemeinde einen Schutzraum. Doch die Lage der Familien, die vor den Terror-Truppen des IS fliehen, verschlechtert sich zunehmend.
Aktualisiert: 10.12.2024
Lesedauer:
Der griechisch-katholische Ordensmann Pater Georges Aboud leitet eine christliche Gemeinde im syrischen Damaskus. Jetzt ist er zu Besuch in der Geschäftsstelle des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL) in Köln. Die Bilder, die er mir zeigt, schockieren mich. „Jeden Tag erleben wir Granateneinschläge, Bomben und die Bedrohung durch die menschenverachtenden Gräueltaten der IS-Kämpfer im Norden des Landes: Die Angst ist unser ständiger Begleiter“, berichtet Aboud.
Die Christen in seiner Gemeinde St. Kyrillos sind traumatisiert. Besonders die Kinder leiden. „Das Schlimmste ist die Hoffnungslosigkeit“, sagt Pater Georges. „Wie soll man leben, wenn man nicht weiß, wofür?“ Er ist tief besorgt, das sehe ich ihm an. Mehr als 3.000 Familien umfasst seine Gemeinde. Hinzu kommen über 1.000 Familien, die vor den Milizen des Islamischen Staates geflohen sind und nun Zuflucht in St. Kyrillos erhalten haben.
„Wie soll man leben, wenn man nicht weiß, wofür?“
Weihnachten im Bürgerkrieg
„Wir haben mit der Verteilung der Hilfen durch die Gelder des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande schon anfangen können“, erklärt Aboud. Seit vielen Jahren unterstützt der Verein die Pfarrei in Damaskus. „Wir versorgen die Familien mit Petroleum, damit sie Heizen können“, so Aboud weiter. „Aber wir brauchen auch unbedingt noch winterliche Schuhe – besonders für die Kinder. Gerade die Flüchtlinge haben alles zurücklassen müssen. Wir versorgen sie mit dem Notwendigsten: Kochtöpfe, winterliche Hosen, Jacken und Socken. Nun steht noch Weihnachten vor der Tür und gerne würden wir den Menschen in dieser Zeit etwas Besonderes bieten. Aber Nahrung ist sehr sehr teuer. Etwas Fleisch, ein paar Süßigkeiten für die Kinder – wir haben nicht viel, aber wir versuchen, den Menschen ein Weihnachtsfest zu ermöglichen, das Ihnen Freude bereitet und sie zumindest für ein paar Stunden Erlebnisse vergessen lässt.“
Pater Georges und seine Mitbrüder versuchen, besonders auch den Kindern einen Schutzraum zu bieten. „Bei uns in der Katechese oder in der Pfadfindergruppe können sie durchatmen. Sie genießen ein Stück Freiheit. Einmal nicht nachdenken über Krieg und Zerstörung. Stattdessen proben sie das Krippenspiel für das Weihnachtsfest oder basteln Christbaumkugeln.“
Bei diesen Worten zeigt er mir ein Foto von Lorin. Die 9-jährige Pfadfinderin war noch im letzten Jahr mit viel Freude bei der Bastelaktion dabei – seit einigen Monaten übt sie das Gehen mit ihren Beinprothesen. Eine Granate hatte ihr am Ostermorgen um halb acht auf dem Schulhof die Beine weggerissen.
Kleine Zeichen der Hoffnung
Wie die anderen Kinder damit umgehen, möchte ich von ihm wissen. „Es ist sehr schwer für sie“, sagt Pater Georges. „Sie reden nur selten von sich aus darüber. Aber wenn sie es möchten, sind wir natürlich für sie da und versuchen, zu helfen.“ Pater Georges blickt nach vorn. Er und seine Mitbrüder wollen der Gemeinde einen „Alltag bieten“. „Gerade an Weihnachten ist es wichtig, Zeichen der Hoffnung zu setzen“, so Pater Georges. So soll es auch in diesem Jahr wieder ein Krippenspiel geben, Christbaumkugeln und natürlich Geschenke!
Von Tamara Häußler-Eisenmann
Deutscher Verein vom Heiligen Lande
Der Deutsche Verein vom Heiligen Lande unterstützt die katholische Kirche und ihre Institutionen im Heiligen Land und pflegt vielseitige Beziehungen zu den Christen, die dort leben. Die Anfänge des Heilig-Land-Vereins, der nach eigenen Angaben 13.000 Mitglieder zählt, gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert. (lek)
Kirchenführer besorgt über Gewalt im Westjordanland
Wie der Vatikan Palästina anerkannte
„Eine unbegreifliche Unmenschlichkeit“
Pfarrer in Gaza berichtet von Bombardierung und „vielen Toten“
„Keine Gewinner, nur Verlierer – in einem Ozean von Leid“
Freundschaft pflanzen nach schweren Waldbränden
Erzbischof Bentz kritisiert Israels Militäraktion im Gazastreifen
Außenminister Wadephul besucht Westjordanland
Angriff auf Taibeh: Kirchen fordern Schutz und Strafverfolgung
Kirchenführer und Diplomaten besuchen attackiertes Palästinenserdorf
„Schritt für Schritt. Aufeinander zugehen“
Bischofstreffen beendet – Forderung nach Friede im Heiligen Land
Internationale Bischofsgruppe besucht Christen im Heiligen Land
Neue Kirche an Jordan-Taufstelle
Kirchen im Heiligen Land: Mit Weihnachtsglanz gegen den Krieg
Jerusalemer Patriarch ruft zu Weihnachten zu Friedensgebet auf
Abt: Bundesregierung fordert Mönche zur Ausreise aus Israel auf
Jerusalemer Kardinal vermisst die Stimme religiöser Führer
Jerusalemer Dormitio-Abtei erhält zwei neue Glocken – aus Bayern
Keidars Einsatz für den Frieden
Kirche in Dschenin bei Militär-Razzia beschädigt
Jerusalemer Kardinal Pizzaballa in Gaza
Besuchereinbruch an der Taufstelle Jesu in Jordanien
Dekanin Erzberger: Studienjahr ist nach 50 Jahren noch Avantgarde
An Pilgerstätten im Heiligen Land herrscht kriegsbedingt Leere
Bischöfe rufen zu Kollekte für den Nahen Osten auf
Vatikan ruft zu Spenden für das Heilige Land auf
Pilgertourismus ins Heilige Land stark eingebrochen
Jordan-Wallfahrt wegen Nahost-Krieg eingeschränkt
Friedensbotschafter des Papstes aus Heiligem Land zurückgekehrt
Bethlehem steht vor einem traurigen und einsamen Weihnachtsfest
„Dieser Krieg ist ein Pulverfass für die Welt“
Salvatorianerinnen setzen humanitäre Hilfe in Israel und im Westjordanland fort
Jerusalemer Benediktiner mit 24-Stunden-Gebet um Frieden
Misereor: Friedensinitiativen in Israel und Palästina stärken
Missio: Kirche als Friedensvermittlerin im Nahen Osten gefragt
Deutsche Kommission Justitia et Pax verurteilt Angriff auf Israel
Israels Oberrabbiner verurteilt Angriffe auf Christen
Begegnungen statt Schubladendenken
Schnabel: Druck auf Christen im Heiligen Land nimmt zu
Ein Mehr an Leben
Ordensgemeinschaften in Israel berichten von Übergriffen
Bischöfe rufen zu Spenden für Christen im Heiligen Land auf
Lust auf Zukunft!
Nikodemus Schnabel wird neuer Abt der Dormitio in Jerusalem
„Christen sind unverzichtbarer Bestandteil Jordaniens“
Benediktiner in Jerusalem wählen im Februar neuen Abt
Tausende Katholiken ziehen zur „Taufe des Herrn“ an den Jordan
Nach Vandalismus auf Friedhof in Jerusalem wird nach den Tätern gesucht
„Nicht mehr Spaltungen und Spannungen schaffen“
Halbzeit bei Renovierung der Dormitio-Abtei
Bethlehem hofft auf langsame Rückkehr der Touristen
Jerusalemer Benediktiner wählen neuen Abt