Benediktinerpater Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem, beim 103. Katholikentag am 31. Mai 2024 in Erfurt.
Krieg im Nahen Osten

Abt: Bundesregierung fordert Mönche zur Ausreise aus Israel auf

Zürich ‐ Die deutschen Mönche der Dormitio-Abtei werden Israel nicht verlassen – obwohl die Bundesregierung das gefordert habe. Eine andere Gruppe musste nun abreisen. Zum Leidwesen von Abt Nikodemus Schnabel

Erstellt: 10.10.2024
Aktualisiert: 10.10.2024
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Der Jerusalemer Benediktinerabt Nikodemus Schnabel hat angekündigt, dass seine Klostergemeinschaft trotz der kriegerischen Handlungen in Israel in Jerusalem bleiben werde. „Wir bleiben. Jeder einzelne meiner Mitbrüder hat für sich entschieden, dass er bleiben will – obschon uns Deutschland immer wieder zur Ausreise auffordert“, sagte Schnabel dem schweizerischen Portal kath.ch (Donnerstag). Jeder der Mönche in der Jerusalemer Dormitio-Abtei habe gelobt, in Israel zu bleiben. Er und seine Klostergemeinschaft versuchten „Hoffnungsinseln in einem Ozean von Leid“ zu sein.

Man sei auf die derzeitige Situation vorbereitet, frei von jeglicher Panik, so Schnabel. Demnach verfügen die Klöster auf dem Zionsberg in Jerusalem und in Tabgha am Ufer des Sees Genezareth über Schutzräume

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Anders sei es mit den Teilnehmern des theologischen Studienjahres in Jerusalem. Sie seien Anfang der Woche aus Jerusalem nach Rom evakuiert worden: „Die Bundesrepublik Deutschland hat das entschieden, weil es hier nicht mehr sicher sei, und die meisten unserer Studierenden sind Deutsche“, so Schnabel. Diese Evakuierung treffe ihn hart, weil die Teilnehmenden des Studienjahres bewusst in Israel für die Situation beten wollten und das Land nun „schweren Herzens verlassen haben“.

Schnabel kündigte zudem an, weiterhin den klösterlichen Alltag mit all seinen Angestellten beizubehalten. „Mein Hauptfokus liegt im Moment auf meinen Angestellten. Wenn ich diese Leute entlasse, mache ich sie zu Bettlern“, so Schnabel. Dafür versuche er in Europa Spenden zu sammeln.

Schnabel sieht Gefahr in jüdischen Extremisten

In dem Interview äußerte sich der Jerusalemer Benediktinerabt auch zu einer anderen Gefahr für das christliche Leben im Land. „Es gibt Videos von Leuten, die in unserer Kirche sind, und sagen, dass sie das alles zerstören wollen. Das ist viel bedrohlicher für uns als die Raketen“, sagte Schnabel. Es gebe Menschen in Israel, die Christen „hassen und diesen Hass konkret formulieren“. Schnabel fasste die aktuelle Kriegssituation mit den Worten zusammen: „Wir haben ganz andere Ängste, wenn es um Bedrohungsszenarien geht. Die sind aber in den Medien kein grosses Thema.“

Schnabel nannte eine „kleine Gruppe jüdischer Extremisten“, die gezielt Übergriffe auf Christen in Jerusalem verübten. Diese Attacken hätten seit dem Amtsantritt der derzeitigen israelischen Regierung und seit der radikale Itamar Ben-Gvir Minister für nationale Sicherheit ist, also seit Dezember 2022, zugenommen, so Schnabel. Trotz allem gebe es aber auch „sehr viele wunderbare einheimische Jüdinnen und Juden“, die freundschaftlich an der Seite der Christen stünden.

KNA /dr

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