Die Arbeit im Pflegeheim Beit Emmaus geht weiter. Sr. Hildegard (Mitte) und ihre Mittschwestern stehen auch in dieser schwierigen Zeit an der Seite der Bedürftigen.
Ordensschwestern seit 65 Jahren im Heiligen Land aktiv

Salvatorianerinnen setzen humanitäre Hilfe in Israel und im Westjordanland fort

Die Situation in Israel und den Palästinensergebieten verschlechtert sich zunehmend. Dennoch bleiben die Salvatorianerschwestern nicht nur vor Ort, sie erhalten auch den Betrieb ihrer sozialen Einrichtungen aufrecht. Doch die Lage erzwingt Einschränkungen.

Erstellt: 19.10.2023
Aktualisiert: 19.10.2023
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Die Welt schaut gebannt auf die weitere Entwicklung im Heiligen Land. Israel und der gesamte Nahe Osten sind im Ausnahmezustand. Die Salvatorianerinnen, die schon seit 65 Jahren im Heiligen Land leben und arbeiten, wollen ihre Einrichtungen in Nazareth und Emmaus auch in diesen schwierigen Zeiten weiter offenhalten. „Wir schützen alle Menschen in unseren Einrichtungen, unsere Mitarbeitenden und uns selbst. Aber wir führen unsere humanitäre Hilfe unbedingt weiter. Wenn es uns möglich ist, werden wir sie sogar intensivieren und weiter ausbauen“, sagt Schwester Klara von der Salvatorschule in Nazareth.

Die Salvatorschule in Nazareth (Israel) und das Altenpflegeheim für Frauen Beit Emmaus (Westjordanland) stehen seit vielen Jahren auf dem Reiseprogramm von Touristen- und Pilgergruppen aus Deutschland. Bei den Schwestern erleben sie Orte, an denen Menschen humanitäre Hilfe finden, die im Heiligen Land am Rand der Gesellschaft leben. Die an das Pflegeheim angeschlossene Krankenpflegeschule bietet jungen Frauen und Männern im Westjordanland eine Ausbildung, die ihnen neue berufliche und persönliche Perspektiven ermöglicht. In der Salvatorschule in Nazareth, deren Absolventen zu den Besten in ganz Israel zählen, erhalten junge Menschen eine Chance auf Teilhabe und Entwicklung in der israelischen Gesellschaft. 84 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind Christen, 16 Prozent sind Muslime – sie alle sind israelische Araber, Bürger des Staates Israel.

Trotz Schließung: Salvatorschule hält Kontakt zu Schülerinnen und Schülern

Wie alle Schulen in Israel ist auch die Salvatorschule bis auf Weiteres geschlossen. Die Lehrkräfte haben bereits nach wenigen Tagen auf Online-Unterricht umgestellt. „Der Unterricht soll ein Stück Normalität gewährleisten. Vor allem aber wollen wir den Kontakt zu den jungen Menschen aufrechterhalten und sie in dieser kritischen Situation nicht alleinlassen“, erklärt Schulleiter Awni Bathish. Nazareth ist aktuell nicht vom Raketenbeschuss der Hamas betroffen. Vielmehr richten sich sorgenvolle Blicke in Richtung Norden. Die Grenze zum Libanon liegt nur 40 Kilometer entfernt. Von dort wird immer wieder auf israelisches Gebiet gefeuert.

Das Pflegeheim für alte und Frauen mit Behinderung in Beit Emmaus liegt im Westjordanland zwischen Jerusalem und Tel Aviv. In dieser Region schlagen einzelne Raketen der Hamas ein und die Sirenen heulen. Doch Schutzräume gibt es in den palästinensischen Dörfern kaum. Leiterin Sr. Hildegard und ihre Mitschwestern können das Westjordanland derzeit nicht verlassen. Auch die Fahrt in größere Ortschaften innerhalb des Westjordanlandes ist durch Checkpoints versperrt.

Das Zusammenleben wird sich ändern

Die Salvatorianerinnen stehen in engem Kontakt zu den Botschaften und anderen Organisationen im Land, um sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Sie spüren, wie bei vielen Menschen im Heiligen Land die Gewissheit wächst, dass sich das Zusammenleben in Israel grundlegend ändern wird. Die bisherige Hoffnung auf eine bessere und friedliche Zukunft ist in Frage gestellt. Das mache den Menschen Angst, und diese Angst lähme eine ganze Gesellschaft, so Sr. Klara. „Inmitten dieser Ungewissheit sind und bleiben wir Salvatorianerinnen an der Seite der Menschen. Wir leben in guten Tagen mit ihnen und lassen sie nicht allein, wenn es schwierig wird.“

Die Schwestern teilen die Ansicht, dass am Ende einer Militäroperation die schmerzvolle Erkenntnis stehen wird, dass es keinen Sieger geben kann. „Zu viele Menschen sind schon heute gestorben, zu viele Familien trauern und leiden, zu viele haben die Chance auf eine bessere Zukunft verloren“, sagt Ursula Schulten, Koordinatorin der Salvatorianerinnen weltweit aus Kerpen. Der Weg in eine neue Normalität wird für alle Menschen im Heiligen Land schwierig sein. Für diejenigen, die schon jetzt am Rand der Gesellschaft stehen, werden die Salvatorianerinnen ihre Türen offenhalten.

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