Die Synodenaula während der Weltsynode mit Papst Franziskus am 6. Oktober 2023 im Vatikan.
Nach Rückkehr aus Rom

So bewerten deutschsprachige Synodenteilnehmende den Abschluss der Weltsynode

Rom/Wien/Bonn/Vatikanstadt ‐ Die Synode zur Synodalität ist zu Ende gegangen. Wie haben Teilnehmende aus dem deutschsprachigen Raum den Prozess erlebt und wie geht es nun weiter? Ein Überblick

Erstellt: 29.10.2024
Aktualisiert: 14.11.2024
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Deutsche Bischöfe: Viele Türen am Ende der Weltsynode offen

Die an der Weltsynode im Vatikan beteiligten deutschen Bischöfe sehen nach dem Ende der Versammlung mit Papst Franziskus ein starkes Zeichen für mehr Mitbestimmung und einen neuen Umgang in der katholischen Kirche. „Viele Türen sind am Ende dieser Synode offen. Offene Türen laden ein, hindurchzugehen. So hat die Dynamik der Synodalität mit diesen beiden Synodensitzungen Fahrt aufgenommen und wird die Kirche weiter verändern“, heißt es in einer am Sonntag in Bonn verbreiteten gemeinsamen Erklärung.

Dem gesamten Prozess der Weltsynode sei zu eigen, „dass die katholische Kirche des 21. Jahrhunderts sich ihrer Globalität und ihrer Katholizität deutlicher bewusst geworden ist“, so die Bischöfe. Am Samstag waren in Rom mehrjährige Beratungen zur Synodalität, also mehr Mitbestimmung und einem neuen Umgang in der Kirche, beendet worden. Seitens der Deutschen Bischofskonferenz nahmen der Vorsitzende Georg Bätzing (Limburg), Felix Genn (Münster), Stefan Oster (Passau), Bertram Meier (Augsburg) und Franz-Josef Overbeck (Essen) teil.

Bätzing zeigte sich zuversichtlich, dass der Wunsch der Kirche in Deutschland, synodale Beratungsstrukturen „auf Dauer zu stellen“, durch die Ergebnisse der Weltsynode Rückenwind bekommen habe. „Entscheidungen der zuständigen Autoritäten werden künftig nicht ohne einen engen und ernstzunehmenden Beratungskontext getroffen werden können.“ Auch würden Verantwortliche transparent Rechenschaft über ihre Entscheidungen vor „Gremien synodaler Gestalt“ ablegen müssen.

Overbeck bezeichnete Partizipation als entscheidendes Stichwort. Jetzt gelte es voranzugehen bei der Frage nach dem Zugang zum Priestertum. Die postsäkulare Welt brauche „auch einen Klerus mit zölibatär lebenden und verheirateten Priestern.“ Oster bezeichnete die Synode zusammen mit der kürzlich erschienenen Enzyklika „Dilexit nos“ als ein Vermächtnis von Papst Franziskus.

Genn erklärte: „Synodalität für alle Ebenen der Kirche ist gesetzt und nicht mehr rückgängig zu machen.“ Meier sagte, er habe den Eindruck, dass die Erfahrungen, die man in den vergangenen Monaten mit Synodalität auf nationaler Ebene gemacht habe, in die Beratungen eingeflossen seien. „Wir müssen Synodalität weiter lernen – alle Glieder der Kirche, Laien, Ordensleute und Kleriker, bis hinauf zu Bischöfen und Papst.“

Österreichs Bischöfe bewerten Abschluss der Weltsynode positiv

Die Österreichische Bischofskonferenz zeigte sich mit den Ergebnissen der katholischen Weltsynode zufrieden. Der Vorsitzende, Erzbischof Franz Lackner von Salzburg, sprach im Interview der Wiener Presseagentur Kathpress von einem „positiven und hoffnungsvollen Abschluss“. Der von Papst Franziskus vor drei Jahren gestartete weltweite Prozess sei in seiner Art einmalig und werde künftig Messlatte und Prüfstein für alle Arten von Kirchenversammlungen sein.

Die Methode des moderierten geistlichen Gesprächs an runden Tischen habe eine Haltung der offenen Rede und des demütigen Zuhörens geschaffen, so Lackner. „Sie hat sich bewährt, ist ein echter Gewinn und ich werde sie sicher immer wieder in meinem Bereich praktizieren.“ Die Methode habe es auch ermöglicht, sich in der sogenannten Frauenfrage besser auszutauschen.

Dass die Frage der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern offen bleibe, ist laut dem Erzbischof ebenfalls positiv zu bewerten: „Offene Fragen auszuhalten, ist nicht sinnlos, wenn sie gemeinsam durchlitten und durchlebt werden.“ In die richtige Richtung gingen auch die Vorschläge der Weltsynode zur Etablierung neuer Strukturen auf verschiedenen kirchlichen Ebenen. „Für mich ist es eigentlich nicht mehr vorstellbar, als Bischof weitreichende Entscheidungen ohne synodale Beratung zu treffen und ich erwarte mir hier, so wie die überwiegende Zahl der Synodenteilnehmer, auch zusätzliche kirchenrechtliche Bestimmungen“, so Lackner.

Was Papst Franziskus mit dem synodalen Prozess angestoßen habe, sei noch nicht abgeschlossen, resümierte der Erzbischof und schloss mit einem Vergleich: „Es kommt mir in der Weltkirche derzeit ein wenig so vor, als würden wir wie bei der Auto-Zulieferindustrie von überall her perfekte Einzelteile liefern, ohne aber noch einen gemeinsamen Plan vom Endprodukt zu haben.“ Dennoch kehre er aus der Weltsynode mit einer neuen Form von Hoffnung zurück: „Sie ist ein Glaube, der noch nicht klar sieht und noch nicht genau weiß.“

Schweizer Teilnehmer zufrieden

Die Schweizer Teilnehmer bewerten Verlauf und Ergebnisse der katholischen Weltsynode rundum positiv. Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, betonte am Sonntag in Rom, es sei gerade aus Schweizer Sicht wichtig, dass gleiche Rechte für Frauen und Dezentralisierung in der Kirche im Abschlusspapier enthalten seien. Gleichzeitig sei es gelungen, die Weltkirche mit ihren sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Denkweisen zusammenzuhalten.

Helena Jeppesen-Spuhler, die als eine Vertreterin der Kirchen Europas an der Synode teilgenommen hatte, erklärte, die Teilnahme von Nicht-Bischöfen an der Versammlung habe den entscheidenden Unterschied ausgemacht, der zu den Fortschritten bei der Synode geführt habe. Bahnbrechend sei zudem das Zeugnis der Frauen gewesen, die von ihrer Berufung zu einem Weiheamt gesprochen hätten. Das habe auch viele Bischöfe beeindruckt. Eine entscheidende Rolle hätten auch die Oberinnen einiger weiblicher Ordensgemeinschaften gespielt, die ein erhebliches Gewicht in der Kirche hätten.

Die Schweizerin wertete auch die Beschlüsse der Synode zum Thema Transparenz und Rechenschaftspflicht der Kirchenoberen als wichtige Fortschritte. Dies sei insbesondere angesichts des Missbrauchsskandals und der dort immer wieder vorgefundenen Vertuschungsmechanismen in der Klerikerhierarchie eine bedeutsame Veränderung.

Beide Teilnehmer aus der Schweiz zeichneten ein genaues Bild von der Dynamik der Synode in der Frauenfrage. Gmür erklärte, die „Falschmeldung“ in den Medien, der Papst hätte „die Türen für geschlossen erklärt“, habe die Synode so nicht stehen lassen können. Die Worte des Papstes, wonach das Thema „noch nicht reif ist“, hätten vielmehr bedeutet, dass die Frage noch offen sei. Jeppesen-Spuhler ergänzte, die Synode habe sich das Frauenthema „zurückerobert“. Das sei auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der Synode gewesen.

Gmür erklärte, er nehme auch jene ernst, die sich gegen ein Offenhalten des Frauendiakonats ausgesprochen und dagegen gestimmt haben. Für viele von ihnen sei dies tatsächlich eine Frage, die mit ihrem Glauben an Jesus Christus zu tun habe. Jeppesen-Spuler sprach in diesem Kontext hingegen von einer Machtfrage und äußerte die Vermutung, viele männliche Kleriker täten sich offenbar schwer damit, die Macht zu teilen.

KNA

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