Weltsynode ringt um Stellung der Frau in der Kirche
Geweihte Frauen sind in der katholischen Kirche noch immer Zukunftsmusik. Während der Vatikan keine „übereilten“ Entscheidungen treffen möchte, wächst der Druck für eine intensive Auseinandersetzung – auch von innen.
Aktualisiert: 22.10.2024
Lesedauer:
Im Vatikan bewegt sich etwas: Das päpstliche Reformprojekt Weltsynode geht in seine finale Woche und gewinnt an Sichtbarkeit und Spannungen. Der Grund ist ein offiziell aus der Versammlung ausgegliedertes Thema: Die Frauenfrage in der katholischen Kirche und vor allem der Umgang des Vatikans mit ihr.
Damit war eigentlich schon früher zu rechnen gewesen, denn bei der Versammlung zu mehr Teilhabe in der Kirche nehmen erstmals auch Frauen mit Stimmrecht teil. Doch plätscherte die seit Anfang Oktober tagende Synode zunächst von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt dahin. Die raren Wortmeldungen der rund 360 Teilnehmer gegenüber der Presse beschränkten sich weitestgehend auf die Harmonie, die unter den internationalen Synodalen herrschen soll.
Lautstark ging es lediglich außerhalb der Veranstaltung zu, wenn verschiedene Interessengruppen ihr jeweiliges Anliegen nahe des Vatikans zu Gehör bringen wollten. Das vorherrschende Thema war die Einführung eines Weiheamts für Frauen – eine Reforminitiative inszenierte vergangene Woche gar eine Priesterinnenweihe auf einem Tiber-Schiff.
Diese Frage wurde nun aber auch zum Stein des Anstoßes innerhalb der Synode. Doch mitnichten gerieten liberale und konservative Synodale im Plenum aneinander. Es war der Vatikan selbst – in Gestalt des Leiters der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, – der für Empörung und Irritationen sorgte. Der Papst-Vertraute leitet ein Gremium, das sich mit der Frauen-Rolle in der katholischen Kirche und einem möglichen Diakoninnenamt befasst. Auf Bestreben der Synodenteilnehmer war ein Austausch mit der Expertengruppe organisiert worden.
Doch erschienen zu dem Treffen am Freitagnachmittag lediglich zwei Mitarbeiter des Glaubensdikasteriums, der Vatikanbehörde, um mündliche und schriftliche Eingaben entgegenzunehmen. Fernandez selbst war nicht anwesend; somit gab es keine Möglichkeit zu einer Aussprache für die rund 100 Interessierten – also etwa einem Drittel der gesamten Versammlung.
Weiteres Treffen angesetzt
Ausrufe wie „skandalöses Verhalten“, „schlimme Enttäuschung“, „Schande“ oder „Katastrophe für die Synode“ war aus Teilnehmerkreisen zu hören. Noch am späten Abend reagierte Fernandez und kündigte ein weiteres Treffen für kommenden Donnerstag an – diesmal in seiner Anwesenheit.
Doch dürfte es schwer für ihn werden, die Irritationen unter dem Eindruck der letzten „Begegnung“ wieder einzufangen; zumal sein im März eingeführtes Gremium von Beginn an unter dem Anschein einer gewissen Intransparenz stand – niemand kennt seine Besetzung. Zu Beginn der Synode kündigte Fernandez die baldige Veröffentlichung eines Frauenpapiers an. Er erklärte aber auch, dass die Möglichkeit der Wiedereinführung des weiblichen Diakonats eine offene Frage bleibe und warnte vor einer „übereilten“ Entscheidung in dieser Sache.
Ob das den Synodalen am Ende reichen wird, zeigt sich am kommenden Wochenende, wenn die Versammlung nach fast vier Wochen Beratungen über ein Abschlusspapier mit Vorschlägen für den Papst abstimmen wird. Klar ist, der Vatikan hat sich die Auseinandersetzung mit dieser Frage selbst ins Haus geholt.
Wer über mehr Teilhabe aller Katholikinnen und Katholiken sprechen möchte, kommt um das Thema nicht herum. Umso weniger, wenn nun auch Frauen und weitere Laien unter den Teilnehmern der kirchlichen Zukunftsversammlung sind. Zwar fordern nicht alle von ihnen zwangsweise ein Weiheamt für Frauen. Doch ändert sich deutlich die Dynamik gegenüber vorherigen Synoden, bei denen lediglich dem Papst zum Gehorsam verpflichtete Bischöfe etwas zu sagen haben. Ein Zurück wird es trotz aller Harmoniebekundungen nicht mehr geben.