Kritik an der Auslagerung mehrerer Themen bei der Weltsynode
Vatikanstadt/Augsburg ‐ Der Vatikan hat mehrere Themen aus der laufenden Weltsynode ausgekoppelt und Expertengruppen übertragen. Die Reaktionen sind gemischt. Eine prominente Ordensfrau äußert sich enttäuscht zum Umgang mit der Rolle der Frau.
Aktualisiert: 20.03.2024
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Die Ankündigung des Vatikans, Themen wie die Frage nach der Weihe von Frauen aus der laufenden Weltsynode herauszulösen, sorgt für Kritik. Die ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, Schwester Katharina Kluitmann, nannte es „enttäuschend“, dass gerade dieses Thema einmal mehr auf die lange Bank geschoben werde.
„Wie viele Arbeitsgruppen zum Diakonat der Frau soll es denn noch geben“, sagte die Franziskanerin am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Augsburg. Schon die ersten Phasen der Weltsynode hätten gezeigt, dass das Thema weltweit vielen auf den Nägeln brenne. Offenbar fehle aber der Mut, bei der Synode darüber offen zu beraten und auch Entscheidungen zu treffen.
Kluitmann, die Mitglied des Synodalen Ausschusses ist und Delegierte beim deutschen Reformprojekt Synodaler Weg war, ergänzte, sie habe vor einiger Zeit einen Offenen Brief an Papst Franziskus geschrieben, um ihm die Dringlichkeit eines Dialogs auf Augenhöhe noch einmal deutlich zu machen. Doch leider habe sie darauf bis heute „noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung“ erhalten.
Der Vatikan hatte am Donnerstag zehn Studiengruppen vorgestellt, die sich mit je einem von Papst Franziskus formulierten Themenkomplex beschäftigen. Eine konkrete Fragestellung in einer Gruppe soll lauten, ob Frauen Diakonin werden können. Bislang ist das Weiheamt des Diakons in der katholischen Kirche allein Männern vorbehalten, ebenso wie das Priesteramt.
Im Oktober sollen die Experten den Stand ihrer Arbeit bei der zentralen Sitzung der Weltsynode im Vatikan vorstellen. Die Synodalen können über die Themen aber nicht abstimmen.
Jeppesen-Spuhler "irritiert"
Am Freitag hatte sich auch Weltsynodenmitglied Helena Jeppesen-Spuhler aus der Schweiz irritiert gezeigt. Kritik übte sie bei Vatican News unter anderem daran, dass die Gruppen bei der Weltsynode im Oktober nur einen Zwischenstand präsentieren, ihre Endergebnisse aber erst bis Juni 2025 fertigstellen sollen, also nach Abschluss der Weltsynode. Nicht nur in der Schweiz sei es schwierig, die Langsamkeit des Prozesses gerade in der Frauenfrage zu vermitteln. Und es sei auch klar verabredet gewesen, bis zum Oktober 2024 Vorlagen für Entscheidungen vorzulegen.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte einerseits mit Verständnis auf die Ankündigung des Vatikans. Bei der ersten zentralen Sitzung 2023 sei eine Fülle von Themen aufgekommen, sagte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding der KNA. Das alles während des zweiten zentralen Treffens im Oktober seriös zu bearbeiten, wäre zu viel gewesen: „Ich sehe den Versuch des Vatikans, die Themen zu sortieren.“
Auf der anderen Seite warnte er: „Verzögerungstaktik ist nicht gut. Es stehen Entscheidungen an.“ Zur Debatte um das Diakonat für die Frau fügte er hinzu: „Es gab bislang Studiengruppen, die so zusammengesetzt sind, dass nichts rechtes dabei herauskommen konnte; jetzt müssen die Karten in einer neu installierten Gruppe auf den Tisch.“