Papst Franziskus bei Beratungen während der Weltsynode am 23. Oktober 2023 im Vatikan.
Beschlüsse könnten weitreichende Folgen haben

Die katholische Weltsynode nähert sich der Zielgeraden

Vatikanstadt  ‐ Seit 2021 debattieren Bischöfe, Theologen und Laien über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Gemeinsames Beraten soll künftig die Kleriker-Macht ersetzen. Bald stimmt die Weltsynode darüber ab.

Erstellt: 22.09.2024
Aktualisiert: 20.09.2024
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Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Knapp vier Wochen lang wird in Rom eine weltweite Synode tagen und über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche beraten. Sie beginnt formal am 2. und endet am 27. Oktober. Beraten und abstimmen werden 368 Synodale aus allen Erdteilen, 272 davon sind Bischöfe, knapp ein Achtel sind Frauen. Letzteres ist ein absolutes Novum in der katholischen Kirchengeschichte.

Die Teilnehmer werden an runden Tischen sitzen und gleichberechtigt reden und abstimmen. Nur Vorschläge, die eine Zweidrittelmehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Beobachter erwarten zunächst keine sensationellen Entscheidungen bei strittigen Fragen wie Zölibat oder Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass diese Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen.

Diese Arbeitsgruppen werden zu Beginn der Synode Zwischenberichte abgeben, die aber vermutlich nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden werden. Vorschläge wie die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern hätten angesichts der Zusammensetzung der Synode vermutlich ohnehin keine Zweidrittelmehrheit erhalten.

Intransparente Beratungswege überwinden

Doch auch ohne diese Themen ist die von Papst Franziskus vorgegebene Aufgabe für die Synode spannend: Es geht darum, Wege zu einer „synodalen Kirche“ zu finden – und diese Wege vom Vatikan über die Bistümer bis hinunter in die Gemeinden, zu verwirklichen. Dazu müssen, wie es im Vorbereitungstext heißt, klerikale und intransparente Beratungs- und Entscheidungswege überwunden werden.

An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten. An denen mangelte es in der katholischen Kirche bisher oft – wodurch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Vertuschung von Straftaten begünstigt wurden.

Kritisiert wird im Arbeitspapier der Synode der „Klerikalismus, der auf der impliziten Annahme beruht, dass geweihte Amtsträger niemandem gegenüber für die Ausübung der ihnen verliehenen Autorität rechenschaftspflichtig seien“.

Stärkere Dezentralisierung?

Ein anderes zentrales Anliegen des Papstes für die Synode ist die Beteiligung des „Volkes Gottes“ am Leben der Kirche. Das gilt für Gottesdienste, aber auch für Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Das, was die Weltsynode im Großen vormacht – also die Mitwirkung der Laien – soll auch an der kirchlichen Basis umgesetzt werden.

Für die Katholiken im deutschsprachigen Raum, wo schon lange die Laien aktiv an Gottesdiensten mitwirken und die Pfarrer nicht mehr ohne Pfarrgemeinderäte oder Kirchenvorstände entscheiden können, ist dieser Teil nicht wirklich neu. Sie werden sich aber für einen anderen wichtigen Aspekt der Struktur-Reform einsetzen: die Dezentralisierung der Kirche.

So wird im Arbeitspapier vorgeschlagen, „die nationalen Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind“. Sie sollen die Möglichkeit haben, die „liturgischen, disziplinären, theologischen und spirituellen Ausdrucksformen zu fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind“. Das heißt konkret: Die Bischofskonferenzen sollen mehr Spielraum erhalten, mit der Kirche in ihrem Land eigene Wege zu gehen.

Ob dies dann sogar Fragen wie den Zölibat oder die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern beinhaltet, sagt der Text nicht. Er betont aber, es solle die „von Papst Franziskus angemahnte und von vielen Bischofskonferenzen geforderte ‚heilsame Dezentralisierung‘ geben“.

Mit einer Reform der katholischen Weltkirche in Richtung mehr Dezentralisierung und Laien-Mitbestimmung geht Papst Franziskus – falls die Synode dies alles beschließt – Risiken ein. Schon heute sind innerhalb der Weltkirche die Unterschiede erheblich – etwa zwischen der jeweiligen Mehrheit der Bischöfe in Polen und in Deutschland. Der Papst muss aber „den Laden zusammenhalten“. Diese Aufgabe wird nicht leichter, falls die Synode tatsächlich Vorschläge für mehr Eigenständigkeit der einzelnen Bischofskonferenzen beschließt. Aber der Blück über den Tellerrand verspricht auch spannende Einblicke.

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