Beratungen bei Weltsynode
Zentralismus und Klerikalismus sollen überwunden werden

Die katholische Weltsynode beginnt

Vatikanstadt  ‐ Seit 2021 debattieren Bischöfe, Theologen und Laien über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Gemeinsames Beraten soll künftig die Kleriker-Macht ersetzen. An diesem Mittwoch beginnen die Debatten.

Erstellt: 02.10.2024
Aktualisiert: 04.10.2024
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Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)

Knapp vier Wochen lang tagt in Rom eine weltweite Synode und berät über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Die Debatten beginnen an diesem Mittwoch nach einem Eröffnungsgottesdienst mit einer Predigt von Papst Franziskus.

Beraten und abstimmen werden 368 Synodale aus allen Erdteilen, 272 davon sind Bischöfe, knapp ein Achtel sind Frauen. Letzteres ist neu in der katholischen Kirchengeschichte.

Die Teilnehmer werden an runden Tischen sitzen und gleichberechtigt reden. Nur Vorschläge, die bei der Schlussabstimmung am 26. Oktober eine Zweidrittelmehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.

Hin zur synodalen Kirche – auf allen Ebenen

Beobachter erwarten zunächst keine sensationellen Entscheidungen bei strittigen Fragen wie Zölibat oder Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass diese Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen.

Die Arbeitsgruppen werden zu Beginn der Synode Zwischenberichte abgeben. Diese sollen aber laut der Tagesordnung nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden. Vorschläge wie die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern hätten angesichts der Zusammensetzung der Synode vermutlich ohnehin keine Zweidrittelmehrheit erhalten.

Doch auch ohne diese Themen ist die von Papst Franziskus vorgegebene Aufgabe für die Synode spannend: Es geht darum, Wege zu einer „synodalen Kirche“ zu finden – und diese Wege vom Vatikan bis hinunter in die Gemeinden zu verwirklichen. Dazu müssen, wie es im Vorbereitungstext heißt, klerikale und intransparente Beratungs- und Entscheidungswege überwunden werden.

Teilnehmerinnen der Weltsynode bei einem Gottesdienst am 30. September 2024 im Petersdom im Vatikan.
Bild: © Paolo Galosi/Romano Siciliani/KNA

Teilnehmerinnen der Weltsynode bei einem Gottesdienst am 30. September 2024 im Petersdom im Vatikan.

Zum Auftakt ein Bußakt

An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten. An denen mangelte es in der katholischen Kirche bisher oft – wodurch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Vertuschung von Straftaten begünstigt wurden.

Wohl auch deshalb hatte Papst Franziskus am Vorabend der Synode (1. Oktober) einen Bußakt im Vatikan angesetzt. Dabei sollte es unter anderem um Verfehlungen der Kirche im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs gehen.

Deutlich kritisiert wird im Arbeitspapier der Synode der „Klerikalismus, der auf der impliziten Annahme beruht, dass geweihte Amtsträger niemandem gegenüber für die Ausübung der ihnen verliehenen Autorität rechenschaftspflichtig seien“.

Ein anderes zentrales Anliegen des Papstes für die Synode ist die Beteiligung des „Volkes Gottes“ am Leben der Kirche. Das gilt für Gottesdienste, aber auch für Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Das, was die Weltsynode im Großen vormacht – also die Mitwirkung der Laien – soll auch an der kirchlichen Basis umgesetzt werden.

Dezentralisierung wagen

Für Katholiken im deutschsprachigen Raum, wo schon lange Laien an Gottesdiensten mitwirken und die Pfarrer vieles nicht mehr ohne gewählte Gremien entscheiden können, ist dies nicht wirklich neu. Sie werden sich aber für einen anderen wichtigen Aspekt der Strukturreform einsetzen: die Dezentralisierung der Kirche.

So wird im Arbeitspapier vorgeschlagen, „die nationalen Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind“. Sie sollen die Möglichkeit haben, die „liturgischen, disziplinären, theologischen und spirituellen Ausdrucksformen zu fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind“. Die Bischofskonferenzen sollen also mehr Spielraum erhalten, mit der Kirche in ihrem Land eigene Wege zu gehen.

Mit Schritten zu mehr Dezentralisierung und Laien-Mitbestimmung geht Papst Franziskus Risiken ein. Schon heute sind die Unterschiede in der Weltkirche erheblich. Die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Flügeln und Denkweisen sind auch im Kardinalskollegium deutlich zu spüren. Es werde für den Papst immer schwerer, „den Laden zusammenzuhalten“, heißt es dort. Diese Aufgabe wird nicht leichter, falls die Synode tatsächlich für mehr Eigenständigkeit der Bischofskonferenzen votiert.

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