Kenia kämpft gegen Wassermassen
Afrika ‐ In Ostafrika, vor allem in Kenia, hört es nicht auf zu regnen. Seen und Flüsse steigen weiter an. Besonders düster sind die Prognosen für Somalia.
Aktualisiert: 23.03.2023
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In Ostafrika, vor allem in Kenia, hört es nicht auf zu regnen. Seen und Flüsse steigen weiter an. Besonders düster sind die Prognosen für Somalia.
Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen in den vergangenen Wochen in Ostafrika durch heftige Regenfälle und Erdrutsche gestorben sind, gibt es nicht. Auch weiß niemand genau, wie viele bislang vor den Fluten fliehen mussten. Nach Einschätzung des kenianischen Roten Kreuzes sind allein im Westen des Landes 8.000 Haushalte von den jüngsten Regenfällen betroffen.
Via Twitter veröffentlicht die Organisation immer wieder Aufnahmen von Drohnen, etwa aus dem Verwaltungsbezirk Kisumu. Auch dort sind riesige Flächen überschwemmt und Häuser nur noch mit dem Boot erreichbar. Die Kenianische Nachrichtenagentur KNA schreibt von 13.300 Geflüchteten. Kisumu liegt am Victoriasee, dem größten See Afrikas. Laut Behördenangaben, so berichtet „The Star“, sind dort bereits 135 von 147 Stränden überschwemmt. Anrainerstaaten sind zudem Uganda und Tansania.
Im Verwaltungsbezirk Garissa, der zwischen der Hauptstadt Nairobi und dem Indischen Ozean liegt, ist die Lage nicht besser. Am Dienstag sprach dort Vize-Gouverneur Abdi Dagane laut der Zeitung „Daily Nation“ von mindestens 7.000 betroffenen Haushalten. Dort sei der Fluss Tana auf ein Hoch von 5,80 Metern gestiegen. Die Wassermassen trieben auch hier viele Menschen in die Flucht.
Nach Angaben des Emergency Response Coordination Centre (ERCC) der EU-Kommission ist neben Kenia auch das Nachbarland Uganda von den heftigen Regenfällen betroffen. Eine besonders schlechte Prognose gibt es für Somalia, wo es seit 20. April in weiten Teilen des Landes regnet. Nach Informationen der UN-Nothilfeagentur OCHA haben bereits 81.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Zehntausende leiden unter den Überschwemmungen. Die Lage könnte sich in den kommenden Tagen noch weiter verschärfen. Nach ERCC-Beobachtungen ist das Risiko von Überflutungen entlang der Flüsse Shabelle und Juba besonders groß.
Neu ist die Entwicklung nicht. Schon seit Monaten regnet es so viel wie mancherorts seit vielen Jahren nicht. Nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC) war allein im Oktober und November die Regenmenge am Horn von Afrika dreimal so hoch wie üblich.
Bischofskonferenz fordert Hilfe für Betroffene
In Kenia forderte die katholische Bischofskonferenz die Regierung auf, mehr für die Überschwemmungsopfer zu unternehmen. Sie müsse sofort Ressourcen für die Betroffenen bereitstellen, so Bischof John Oballa Owaa von Ngong, auch Vorsitzender der Bischofskommission für Gerechtigkeit und Frieden. Zudem sei Solidarität innerhalb der Bevölkerung gefragt.
Zügige Maßnahmen sind umso wichtiger, als in Kenia die Zahl der Corona-Fälle weiter steigt. Aktuell sind es 384. Noch höher sind die Zahlen in Somalia (582) und Tansania (480). Die Sorge, dass sich das Virus stärker in Notunterkünften für Flüchtlinge und Vertriebene ohne Hygienestandards ausbreitet, ist überall auf dem Kontinent groß.
Auch bremst das Virus die Wirtschaft aus. Die Afrikanische Union prognostizierte, dass kontinental bis zu 20 Millionen Jobs im formellen und informellen Sektor verloren gehen könnten. Das Bruttosozialprodukt dürfte sinken.
Von Katrin Gänsler (KNA)
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