Solwodi fordert Unterkünfte nur für Flüchtlingsfrauen
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Solwodi fordert Unterkünfte nur für Flüchtlingsfrauen

Flüchtlinge ‐ Die Menschenrechtsorganisation Solwodi hat sich für den Aufbau eigener Unterkünfte nur für Flüchtlingsfrauen und deren Kinder ausgesprochen. Diese hätten in Sammelunterkünften keine Rückzugsmöglichkeiten und seien Gewalt sowie sexuellen Übergriffen ausgesetzt.

Erstellt: 16.12.2015
Aktualisiert: 23.10.2023
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Die Menschenrechtsorganisation Solwodi hat sich für den Aufbau eigener Unterkünfte nur für Flüchtlingsfrauen und deren Kinder ausgesprochen. Diese hätten in Sammelunterkünften keine Rückzugsmöglichkeiten und seien Gewalt sowie sexuellen Übergriffen ausgesetzt, erklärte die Gründerin der in Boppard ansässigen Organisation, Lea Ackermann, am Mittwoch in Frankfurt.

Bisher, so die Ordensfrau, gebe es nach Aussage von Bundes- und Landespolitikern keine Fördertöpfe für solche rein weibliche Fluchthäuser. In den Solwodi-Beratungsstellen berichteten viele Frauen, dass sie auf der Flucht Opfer von Vergewaltigungen oder Menschenhandel geworden seien.

Kritik an Einstufung als sichere Herkunftsstaaten

Ackermann kritisierte darüber hinaus, dass Balkanstaaten wie Albanien von der Bundesregierung als sichere Herkunftsländer eingestuft wurden. Solwodi lägen viele Berichte über patriarchalische Strukturen, gesellschaftlich geduldete Gewalt gegen Frauen, Korruption und fehlende Frauenhäuser vor. Asylanträge von Flüchtlingen aus diesen Ländern werden nach einem schnelleren Verfahren in der Regel abgelehnt. Kirchen, Menschenrechtler und Flüchtlingsorganisationen warnen in diesem Zusammenhang vor einem Bedeutungsverlust der Einzelfallprüfung.

Auch für Flüchtlinge aus sicheren Herkunftsstaaten müssten humanitäre Standards beachtet werden, mahnte auch die bayerische Diakonie am Mittwoch. In der Praxis werde immer weniger Rücksicht auf die gesundheitliche Lage der Betroffenen genommen, erklärte Präsident Michael Bammessel in Nürnberg. Er äußerte sich mit Blick auf den aktuellen Abschiebungsfall einer psychisch kranken Frau aus dem Kosovo.

Diakonie: Bei Asylsuchenden nicht mit zweierlei Maß messen

Die betroffene Kosovarin hatte aufgrund massiver häuslicher Gewalt um Asyl in Deutschland gebeten. Sie und ihre vier Kinder litten „erkennbar unter posttraumatischen Belastungsstörungen“, so Bammessel. Bei der Frau sei das auch ärztlich attestiert worden. Sie hatte in Deutschland eine feste Anstellung in Aussicht, die Kinder besuchten Schule und Kindergarten. Vor kurzem sollte die Frau abgeschoben werden. Dies löste eine schwere Krise bei ihr aus; die Frau gilt als suizidgefährdet und befindet sich in der Psychiatrie.

Das politische Ziel, die Abschiebezahlen zu erhöhen, dürfe nicht dazu führen, dass Atteste missachtet und alle humanitären Bedenken beiseitegeschoben würden, ergänzte Bammessel. Es dürfe bei Asylsuchenden nicht zweierlei Maßstäbe geben, wenn es darum gehe zu prüfen, „ob eine Abschiebung zu ernsthaften gesundheitlichen und psychischen Schäden führen kann“.

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