
Warum Unions-Innenpolitiker Throm das Kirchenasyl kritisch sieht
Berlin ‐ Viele Menschen engagieren sich mit großem Einsatz und Erfolg, doch politisch ist das Kirchenasyl teilweise umstritten. Nachdem neue Zahlen vorgelegt wurden, erklärt ein Unions-Innenpolitiker seine Kritik an dem Verfahren.
Aktualisiert: 18.06.2025
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Das Kirchenasyl sieht der Innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, kritisch. Bemerkenswert sei, dass es sich nahezu in allen Fällen um sogenannte Dublinfälle handele, sagte Throm im RTL/ntv Frühstart (Mittwoch). „Da geht es nicht um die Abschiebung ins Heimatland, sondern da geht es um die Rücküberstellung in das eigentlich für das Asylverfahren zuständige EU-Land, also ein sicheres Land, wo ein ordentliches Asylverfahren gewährleistet ist.“
Die „Bild“-Zeitung hatte berichtet, dass deutlich mehr Menschen in Deutschland Kirchenasyl erhielten. Unter Verweis auf Informationen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hieß es, dass die Zahl auf 2.386 Fälle gestiegen sei – gut 300 mehr als im Vorjahr. Fast jedes Mal soll es sich um Dublin-Fälle gehandelt haben.
Laut Zahlen der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche gab es Anfang April 2025 bundesweit insgesamt 421 aktive Kirchenasyle mit mindestens 623 Personen, davon etwa 121 Kinder. Bei 377 der aktiven Kirchenasyle, also rund 90%, handelte es sich nach Angaben des Netzwerks um sogenannte Dublin-Fälle.
Throm sagte am Mittwoch, die Kirchen stellten sich auf die falsche Seite, „weil wenn sie einerseits die Einhaltung von EU-Recht fordern, dieses aber selbst unterlaufen, Dublin unterlaufen, indem sie die Menschen so lange im Kirchenasyl belassen, dass die Fristen abgelaufen sind, dann unterlaufen sie hier auch europäisches Recht“. Daher müsse man über den Umgang des Staates mit dem Kirchenasyl nochmals nachdenken, insbesondere bei den Dublinfällen.
Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerberinnen und Asylbewerber auf, um eine Abschiebung in ihr Heimatland oder die Rücküberstellung in ein anderes Land aufgrund des Dublin-Verfahrens abzuwenden. Kirchenasyl wird in der Regel dann gewährt, wenn eine Abschiebung oder Rückführung für eine Person eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt und weiterhin gute Bleibeperspektiven vorhanden sind.
Das Kirchenasyl ist zwischen Behörden und Kirchen zunehmend umstritten. Eine Handreichung der katholischen Bischöfe spricht vom Kirchenasyl als „letztem Mittel“, um in Einzelfällen „unzumutbare Härten“ abzuwenden. Kritiker des Dublin-Verfahrens verweisen auf die unterschiedlichen Standards im Umgang mit Geflüchteten innerhalb der Europäischen Union.
KNA /dr
18.06.2025: Zahlen BAG Asyl in der Kirche hinzugefügt

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