Menschen tragen ihre Habseligkeiten über einen schlammigen Weg, der durch vertrocknete Maisfelder führt
Nach Sturz von Langzeit-Herrscher al-Assad

Bischöfe: Debatte über Syrien-Rückkehr völlig unangemessen

Bonn  ‐ Gleich nach dem Sturz von Syriens Machthaber Assad entbrannte in Deutschland und Österreich eine Debatte über eine Rückkehr von Flüchtlingen. Dazu positioniert sich der katholische Flüchtlingsbischof. Ein weiterer Bischof blickt auf die Christen im Nahen Osten.

Erstellt: 13.12.2024
Aktualisiert: 13.12.2024
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Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße kritisiert die Diskussion um eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad. Das sei „völlig unangemessen“, erklärte der Hamburger Erzbischof am Freitag. Sicher gebe es auch Geflüchtete, die zurückkehrten. „Aber: Wer aktuell die Erwartung nach schnellen Rückführungen schürt, blendet die Realität aus. So sehr wir alle uns ein Syrien wünschen, in dem Frieden herrscht und die Menschenrechte gewahrt werden: Aktuell ist überhaupt nicht absehbar, wie sich die Lage in Syrien entwickelt.“

Meldungen zeigten, wie viele Akteure und Interessen das Geschehen in dem Land beeinflussten, betonte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn. „Ob wirklich Frieden einkehrt und das Land sich stabilisieren kann, lässt sich derzeit nicht sagen.“

Der neue syrische Regierungschef Mohammed al-Baschir hatte syrische Flüchtlinge in der ganzen Welt dazu aufgerufen, zurückzukehren: „Wir müssen unser Land wiederaufbauen und auf die Beine bringen und wir brauchen die Hilfe aller“, sagte er am Mittwoch der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. Auch in Deutschland war gleich nach dem Sturz Assads vor einer Woche eine Debatte über eine mögliche Rückkehr von Flüchtlingen entbrannt.

Heße appellierte mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, Paderborns Erzbischof Udo Markus Bentz, an die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft, die syrische Bevölkerung im Übergangsprozess zu unterstützen. Beide sprachen mit Blick auf Syrien von einer „historischen Zäsur“.

Wegen des Bürgerkriegs, der Verbrechen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ und anderer Gräueltaten habe sich die Zahl der Christinnen und Christen in Syrien drastisch reduziert, so die Bischofskonferenz. „Während vor dem Bürgerkrieg die Zahl der christlichen Gläubigen mit etwa 1,5 Millionen angegeben wurde, sollen es heute nur noch etwa 300.000 Personen sein.“

Bentz betonte, dass Christinnen und Christen seit den Anfängen des Glaubens in Syrien beheimatet seien. „Als katholische Kirche in Deutschland stehen wir an der Seite unserer christlichen Schwestern und Brüder in Syrien. Wir teilen ihre Hoffnung auf einen Neuanfang, aber auch ihre Ängste und Sorgen.“ In der jetzigen Übergangszeit müssten alle Akteure verantwortungsvoll handeln und die Chance auf nachhaltigen Frieden und stabile politische Verhältnisse ergreifen.

KNA

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