
China bestimmt zwei neue Bischöfe
Peking ‐ Die katholische Weltkirche trauert um Franziskus – und muss erst noch ein neues Oberhaupt finden. Chinas Staatskirche schafft schon mal Tatsachen; eine Herausforderung für den künftigen Papst.
Aktualisiert: 05.05.2025
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Nach dem Tod von Papst Franziskus und vor der Neuwahl im Vatikan sind in China offenbar einseitig zwei neue Weihbischöfe bestimmt worden. In Shanghai wurde die Wahl von Generalvikar Wu Jianlin bestätigt; in Xinxiang in der Provinz Henan wurde Li Jianlin zum Weihbischof erkoren, wie die gut unterrichtete Webseite Asianews und andere Medien berichtet. Beide gelten als parteitreue Geistliche.
Das ungewöhnliche Vorgehen ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt steht womöglich in Widerspruch zu der 2018 getroffenen Geheimvereinbarung mit dem Vatikan, wonach der Papst eigentlich die letzte Entscheidung über die Ernennung von Bischöfen haben soll.
Asianews wertet die Auswahl durch Versammlungen von Priestern, Ordensfrauen und Laien als einen „Test der chinesischen Behörden“ für den kommenden Papst, der ab Mittwoch im Konklave in Rom gewählt wird. In anderen Kommentaren war auch von einem Affront Pekings die Rede. Das werten Experten im Vatikan und in Deutschland zurückhaltender. Erstmal sehe das Abkommen vor allem vor, dass Peking benennt und der Papst bestätigt. Das könne der künftige Papst dann demnächst ja auch tun.
Nachdem Franziskus und sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin einen nicht unumstrittenen Annäherungskurs gegenüber der chinesischen Führung gesteuert hatte, wird nun sein Nachfolger entscheiden müssen, wie es generell mit den schwierigen Beziehungen zu Peking weitergehen soll.
Die von der Kommunistischen Partei eingesetzte Katholische Patriotische Vereinigung, wie die Staatskirche in China genannt wird, erkennt die Autorität des Papstes als Kirchenoberhaupt nicht an. Sie hat auch keine Vertreter zur Beisetzung von Franziskus entsandt. Eine kurze Mitteilung zum Tod des Papstes wurde schon nach vier Tagen wieder von der Webseite genommen.
Chinas Außenministerium hatte zuvor von konstruktiven Kontakten und einem nützlichen Austausch mit dem Vatikan gesprochen. China sei bereit, gemeinsam mit dem Vatikan an der kontinuierlichen Verbesserung der Beziehungen zu arbeiten, sagte Außenamtssprecher Guo Jiakun in einer Reaktion auf den Tod des Papstes. Aus chinesischer Sicht sei das Abkommen zur Ernennung von Bischöfen reibungslos umgesetzt worden.
War das Bistum Xinxiang überhaupt vakant?
Details der Vereinbarung wurden nie veröffentlicht; doch wurde die Vereinbarung im Oktober 2024 statt wie bisher um zwei sogar um vier Jahre verlängert. Nach der Regelung besitzt der Papst wohl die letzte Entscheidung, auch wenn die Bischöfe von der Staatskirche ausgewählt werden. Die Idee sollte sein, dass jeweils mehrere Bischöfe vorgeschlagen werden – was aber oft nicht der Fall war.
Die stille Kooperation stieß auf teils scharfe Kritik, etwa von Kardinal Joseph Zen (93), emeritierter Bischof von Hongkong und seit langem lautstarker Kritiker von Franziskus' synodalitäts-Initiativen und der Annäherung zwischen dem Vatikan und dem chinesischen Staat. Beklagt wurden ein „Ausverkauf“ der papsttreuen Untergrundkirche und „eine Unterwerfung“ unter das Diktat der Kommunistischen Partei.
Auch der Vatikan zeigte sich nicht ganz zufrieden mit der Umsetzung des Abkommens. Es war federführend von Kardinalstaatssekretär Parolin ausgehandelt worden – der wiederum als einer der Kandidaten für die Papstnachfolge gehandelt wird.
Die Kooperation bei den Bischofsernennungen ist umstritten, weil die kommunistische Führung die papsttreuen Katholiken seit ihrer Machtübernahme 1949 in Peking verfolgt hat. Es gibt schätzungsweise zehn Millionen Katholiken in China. Die Katholiken der Untergrundkirche, die loyal zum Papst stehen und die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat verfolgen, haben weiter Repressionen zu gewärtigen.
Die Ernennungen in Shanghai und Xinxiang sind auch deshalb heikel, weil die Staatskirche damit ihre Kontrolle an zwei kritischen Orten personell weiter ausbaut. In Xinxiang gibt es mit Zhang Weizhu eigentlich einen Bischof, der allerdings einst heimlich von der Untergrundkirche ernannt worden war. Er wurde mehrfach in Haft genommen. In Shanghai wurde 2023 der Vorsitzende der von Rom nicht anerkannten Chinesischen Bischofskonferenz, Shen Bin, einseitig zum Bischof in der Hafenmetropole berufen. Der Papst sah sich gezwungen, ihn nachträglich anzuerkennen.
Franziskus hat versucht, mit viel Entgegenkommen die katholische Kirche in China zu vereinen und die Spaltung aufzuheben. Der Wunsch des Jesuiten, als erster Papst nach China reisen zu dürfen, blieb am Ende unerfüllt.

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