
Vatikan-Sternwarte unter neuer Leitung
Vatikanstadt ‐ Schöpfung und Urknall sind kein Widerspruch: Seit Jahrhunderten lassen Päpste durch den Jesuitenorden Himmelsforschung betreiben. An der Spitze des Vatikan-Observatoriums gibt es nun einen Personalwechsel.
Aktualisiert: 31.07.2025
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Der indische Astronom und Ordensmann Richard D'Souza übernimmt die Leitung der traditionsreichen vatikanischen Sternwarte. Papst Leo XIV. ernannte den 1978 geborenen Wissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt Entstehung und Entwicklung von Galaxien am Donnerstag zum Nachfolger des US-amerikanischen Jesuiten Guy Consolmagno, der das Observatorium zehn Jahre leitete und weiter für es tätig sein wird.
Der aus dem westindischen Bundesstaat Goa stammende D'Souza wuchs in Kuwait und Indien auf und studierte zunächst in seinem Heimatland. Seinen Master in Physik erwarb er in Heidelberg, später wurde er an der Ludwig-Maximilian-Universität in München in Astronomie promoviert. In den Jesuitenorden trat D'Souza 1996 ein. Mitglieder dieses Ordens beobachten dem 16. Jahrhundert im päpstlichen Auftrag den Himmel.
Eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art
Die heute im Park der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen gelegene Sternwarte zählt zu den weltweit ältesten Einrichtungen ihrer Art. Der Kalenderreformator Papst Gregor XIII. (1572-1585) beauftragte 1582 erstmals Jesuiten mit der Himmelsforschung. Offiziell wurde die Sternwarte 1891 von Leo XIII. (1878-1903) gegründet.
Wegen der Lichtverschmutzung in Rom findet ein großer Teil der Beobachtungen heute in einem Observatorium auf dem 3.270 Meter hohen Mount Graham in Arizona statt. Das Forschungszentrum in den USA ist heute eines der weltweit größten und modernsten. Doch können die Vatikan-Astronomen den Himmel seit 2024 auch wieder von ihrem historischen Hauptsitz in Castel Gandolfo aus beobachten: Das Teleskop in Arizona ist dank eines automatischen Steuerungssystem auch aus der Ferne nutzbar.
Papst Leo XIV., studierter Mathematiker, zeigte in den ersten Wochen seiner Amtszeit persönliches Interesse an astronomischer Forschung. Vor zwei Wochen besuchte er die Sternwarte in Castel Gandolfo. Später telefonierte er mit Apollo-11-Astronaut Buzz Aldrin (95), der 1969 als zweiter Mensch nach Neil Armstrong (1930-2012) den Mond betrat.
Hinweis: Auch in Deutschland gibt es kirchliche Einrichtungen, in denen Himmelsphänomene beobachtet werden. So verfügt beispielsweise die Abtei Münsterschwarzach über eine eigene Klostersternwarte.
KNA