
„Christentum ist untrennbar mit Freiheit verbunden“
Bonn ‐ Für chinesische Katholiken ist der 24. Mai besonders: Viele ziehen gemeinsam zum Marienwallfahrtsort Sheshan. Seit 2007 wird an dem Tag auch weltweit für die Christen in China gebetet. Denn deren Situation ist schwierig.
Aktualisiert: 20.05.2025
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Die katholische Kirche ruft auch in diesem Jahr zum Gebet für die Christen in China auf. Der Weltgebetstag findet am 24. Mai 2025 statt, dem Gedenktag „Maria, Hilfe der Christen“. Maria wird im Marienwallfahrtsort Sheshan bei Shanghai in besonderer Weise verehrt wird. Eingeführt wurde der Gebetstag 2007 von Papst Benedikt XVI.
Aus diesem Anlass richtet Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, einen eindringlichen Appell an die Gläubigen in Deutschland: „Was auf den ersten Blick banal wirkt, ist angesichts der schwierigen Umstände für Christen in China äußerst bemerkenswert: Maria, Josef und das Jesuskind kleben als meterhohe Pappfiguren im Manga-Stil an der historischen Fassade der Kathedrale von Xi’an. Die anlässlich des Heiligen Jahres angebrachte, weithin sichtbare Installation begeistert nicht nur Katholiken, sondern weckt auch das Interesse von Nichtchristen“, so Bischof Meier.
Da es der katholischen Kirche ebenso wie anderen Religionsgemeinschaften in China nicht erlaubt ist, in der Öffentlichkeit für ihren Glauben zu werben, greifen sie zu kreativen Mitteln, um ihre Präsenz sichtbar zu machen und den ihnen verbleibenden – stark eingeschränkten – Raum symbolisch zu nutzen. „Der Mut und Einfallsreichtum katholischer Christen in China ist bewundernswert. Immer wieder gelingt es ihnen, Freiräume aufzutun, ihre Mitmenschen mit der Botschaft des Evangeliums in Berührung zu bringen – und das angesichts eines Umfelds, in dem staatliche Restriktionen stetig zunehmen und Überwachung allgegenwärtig ist.“
Wie riskant es für die schätzungsweise zehn Millionen katholischen und 40 Millionen evangelischen Christen in der Volksrepublik China nach wie vor sein kann, ihren Glauben zu praktizieren, zeigt das Beispiel des vom Staat nicht anerkannten Bischofs Peter Shao Zhumin von Wenzhou. Nachdem er Ende Dezember 2024 einen Gottesdienst gefeiert hatte, der nicht im Vorfeld vom Religionsbüro genehmigt worden war, wurde der Bischof von den Behörden zu einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 25.000 Euro verurteilt. Als er darauf bestand, dass kirchliche Aktivitäten nicht gegen das Gesetz verstoßen, und die Zahlung der Strafe verweigerte, wurde er Anfang März 2025 vorübergehend festgenommen.
Derartige repressive Maßnahmen sind keine Ausnahme in China unter Präsident Xi Jinping. Seit 2018 hat sich die staatliche Religionspolitik deutlich verschärft. „Immer wieder kommt es zu Schikanen und empfindlichen Bußgeldern, manchmal auch zu Festnahmen. Geistliche werden gedrängt, Loyalitätsbekundungen gegenüber der Kommunistischen Partei abzugeben und ihre religiöse Überzeugung mit dem staatlich verordneten Narrativ in Einklang zu bringen. Diese Maßnahmen zielen nicht nur auf die Kontrolle, sondern letztlich auf eine Aushöhlung unabhängiger religiöser Praxis in China“, so Bischof Meier.
China-Vatikan-Abkommen funktioniert nicht reibungslos
Auch der Einfluss des Staates auf Bischofsernennungen ist weiterhin groß. Das 2018 geschlossene vorläufige Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl, das die bilateralen Beziehungen verbessern soll, funktioniert nicht immer reibungslos. So hat beispielsweise im April 2023 China einseitig Bischof Shen Bin, bis dahin Bischof des Bistums Haimen, zum Bischof von Shanghai ernannt und installiert. Rom sah sich im Nachhinein gezwungen, diese Entscheidung zu akzeptieren.
Für die kommunistische Führung stellt Religion keineswegs nur eine spirituelle Angelegenheit dar, vielmehr wird sie potenziell als politisch destabilisierender Faktor gesehen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz kann der Staat die religiösen Gemeinschaften noch effizienter kontrollieren als bisher schon. „Chinas Christen haben kaum Möglichkeiten, ihren Glauben öffentlich, das heißt außerhalb des kirchlichen Raums, zu leben. Offiziell ist christliches Leben auf das Gelände staatlich anerkannter Kirchen beschränkt. Nur dort darf Evangelisierung stattfinden. Besonders tiefgreifend ist auch das Verbot der religiösen Unterweisung von Kindern und Jugendlichen“, erläutert Bischof Meier.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ruft er zum Gebet für die Christen in China auf: „Das Gebet für diese Glaubensgeschwister ist dringlicher denn je. Christentum ist untrennbar mit Freiheit verbunden, insbesondere mit der Freiheit des Glaubens. Gerade jetzt im Heiligen Jahr sollten wir uns mit den Gläubigen in China solidarisieren, die trotz aller Repressalien ein Beispiel österlicher Hoffnung geben. Möge die Muttergottes von Sheshan, die in China besonders verehrt wird, ihnen Kraft, Schutz und Zuversicht schenken.“

Prozession zu Ehren der Jungfrau von Sheshan
Wallfahrt nach Sheshan
Am 24. Mai jedes Jahres findet die traditionelle Wallfahrt zum größten chinesischen Marienheiligtum Sheshan in der Nähe von Shanghai statt. Die katholische Kirche begeht weltweit an diesem Datum den Gebetstag für die Kirche in China. Sie ruft alle katholischen Christen auf, im Gebet ihre Verbundenheit und Solidarität mit den chinesischen Christen zu zeigen.
Material zum Weltgebetstag für die Kirche in China
Das China-Zentrum in St. Augustin hat Material mit aktuellen Informationen zur Lage der Christen in China sowie Gebetsimpulsen erarbeitet. Einzelne Dokumente finden Sie hier.
DBK /dr

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