Vatikan und China verlängern Geheim-Abkommen
Vatikanstadt ‐ Diplomatische Beziehungen zwischen China und dem Vatikan gibt es nicht, aber seit 2018 besteht ein Abkommen für Bischofsernennungen. Das wurde nun verlängert – erstmals nicht nur für zwei Jahre.
Aktualisiert: 24.10.2024
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Der Vatikan und die Volksrepublik China haben ihr Abkommen über die Ernennung von Bischöfen um vier Jahre verlängert. Das teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls am Dienstag mit. In der Erklärung heißt es, angesichts der erreichten Übereinstimmungen und nach den geeigneten Beratungen und Bewertungen seien beide Seiten übereingekommen, das „provisorische Abkommen über die Ernennung von Bischöfen“ um vier Jahre zu verlängern.
Wenig Stunden zuvor hatte die von der Regierung in Peking kontrollierte Zeitung „China Daily“ die Verlängerung bereits unter Berufung auf den Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, gemeldet. Das Abkommen wurde 2018 geschlossen und seither zweimal um je zwei Jahr verlängert.
Die nun bekannt gegebene Verlängerung für vier Jahre gilt als Signal für eine Verstetigung der Beziehungen. Zuletzt hatte es auf Grundlage des Abkommens Anfang dieses Jahres drei Bischofsweihen und ein neu errichtetes Bistum in China gegeben. Dadurch werden nun alle Bischöfe im Land, die ein Bistum leiten, sowohl von China als auch vom Vatikan voll anerkannt. Seit den 1950er Jahren hatte es immer wieder Bischofsweihen gegeben, die von einer der Seiten nicht anerkannt worden waren. So kam es zu einer Spaltung zwischen einer staatlich anerkannten und einer Untergrundkirche. In den vergangenen Jahren erkannte der Vatikan mehrere „patriotische Bischöfe“ an, gleichzeitig bestätigte auch Peking mehrere Bischöfe.
Der Vatikan verfolgt seit Jahren eine Annäherungen an Peking, mit dem bis heute keine regulären diplomatischen Beziehungen bestehen. Der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, warf dem Vatikan im Jahr 2015 Naivität gegenüber der chinesischen Diktatur vor. 2018 sprach er von „unglaublichem Verrat“ des Vatikans an den sogenannten Untergrundchristen; Papst und Vatikan schädigten durch das Abkommen mit dem Regime in Peking ihre moralische Autorität.
Gianni Valente, Direktor des Missionspressedienstes Fides, sieht in der Annäherung dagegen große Chancen. Indem sie sich dem jeweiligen Kontext anpasst, finde die Kirche Wege, ihren Glauben auch in China zu leben und zu bezeugen. „Werke und Gesten des Heils und der Heilung können auch im politischen und sozialen Kontext der gegenwärtigen Volksrepublik China Wege der Legitimation finden“, so Valente.
KNA/Fides /dr