Brandrodung bei Magdalena/Chachapoyas/Amazonas/Peru, fotografiert von Nuevo Tingo aus
Anhaltende Trockenheit

Kein Ende der Waldbrände im Amazonasgebiet in Sicht

Bonn ‐ Die Trockenzeit in großen Teilen des Amazonasbeckens ist in diesem Jahr besonders ausgeprägt. Immer neue Großbrände schüren den Wunsch nach baldigem Regen.

Erstellt: 24.09.2024
Aktualisiert: 24.09.2024
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Seit Monaten klagen die Amazonas-Anrainerstaaten über die extreme Trockenheit. Der stolze Amazonas, ein Fluss, der meist gigantische Wassermassen transportiert, ist an einigen Stellen zu einem Rinnsal verkommen. Menschen gelangen nicht mehr zur nächsten Ortschaft, denn mit dem Fluss ist die Hauptverkehrsader ausgetrocknet; die verbliebenen Schlammmassen im Flussbett verbreiten nicht nur einen bestialischen Gestank, sie sind oft auch unpassierbar.

Gleichzeitig brennen in Brasilien, Bolivien, Peru, Kolumbien und Venezuela immer wieder große Waldflächen. Die örtlichen Feuerwehren kommen bei den Löscharbeiten kaum hinterher. Zudem fehlt es an Löschflugzeugen und -hubschraubern, die wiederum auf große große Gewässer angewiesen sind.

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In Brasilien sehen Experten in der derzeitigen Trockenheit mit ihrer Mischung aus extremen Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit die schlimmste in fast 100 Jahren. Landesweit brennen Felder, Wälder und Plantagen. In mehreren Großstädten wird das Wasser rationiert, auch wenn in den vergangenen Tagen Regenfälle im Süden des Landes etwas zur Entspannung der Lage beigetragen haben.

Auch aus Bolivien und Peru werden Brände gigantischen Ausmaßes gemeldet. Häufig entstehen die Brände dann, wenn in der Landwirtschaft überschüssige Biomasse verbrannt wird. Immer wieder geraten die Feuer ob der Trockenheit außer Kontrolle und greifen auf benachbarte Grundstücke über. In anderen Regionen sollen dagegen gezielt Wälder angezündet worden sein, um Weideflächen für Vieh zu schaffen. Die entstehenden Feuerwalzen bewegen sich dann oft tagelang durch komplette Täler und verbrennen alles, was sich ihnen in den Weg stellt.

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Neben den Feuern bringt die Dürre noch ein weiteres Problem mit sich. Die meisten Amazonas-Anrainer beziehen einen großen Teil ihrer Energie aus großen Wasserkraftwerken. Durch den niedrigen Wasserstand kam es beispielsweise in Brasilien zuletzt immer wieder zu Einschränkungen der Energieversorgung.

Keine Besserung in Sicht

Für die Menschen im Amazonasgebiet sind die Folgen der Trockenheit gravierend. „Aktuell ist der Rauch so dicht, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Er greift direkt unsere Gesundheit an“, berichtet Erlin Moreno Sarabia aus Tumichucua (Bolivien) gegenüber der Medienabteilung der lateinamerikanischen Bischofskonferenz (Celam). Das werde große gesundheitliche Probleme mit sich bringen, nicht nur für diejenigen, die direkt betroffen seien, so Moreno Sarabia, der derzeit im kolumbianischen Bogotá als Kirchenvertreter an einem Vorbereitungstreffen der Zivilgesellschaft zur UN-Biodiversitätskonferenz COP 16 teilnimmt.

Auch in Kolumbien selbst breiten sich die Feuer weiter aus. Die kolumbianischen Bischöfe veröffentlichten in Reaktion einen Hilferuf. „Zahlreiche Ortschaften und Ökosysteme sind einem hohen Risiko ausgesetzt“, erklärte der Erzbischof von Cartagena, Francisco Múnera Correa, als Vorsitzender der Bischofskonferenz des Landes. Er rief alle staatlichen Ebenen und die Zivilgesellschaft dazu auf, im Kampf gegen die Brände zusammenzuarbeiten.

Auch wenn die Folgen des Klimawandels vermutlich die aktuelle Dürre verstärken, so gehen nach Ansicht des bolivianischen Priesters Hugo Carrasco nicht alle Folgen darauf zurück. Für den Pfarrer von Ascensión de Guarayos, einer besonders betroffenen Region, haben die Brände in seinem Land auch politische Ursachen. So habe die Regierung des früheren Präsidenten Evo Morales die Brandrodung von Flächen bis 20 Hektar für die Landwirtschaft legalisiert, kritisiert Carrasco, der als Mitglied der örtlichen Feuerwehr selbst in der Brandbekämpfung aktiv ist.

Auch in Brasilien gibt es derweil Kritik an der Reaktion der Regierung. Erst auf Druck des Obersten Gerichtshofs wurden mehr Feuerwehrleute und Militärs zur Unterstützung örtlicher Hilfskräfte in die betroffenen Regionen geschickt.

Ein Ende der Trockenheit ist derweil nicht in Sicht, auch wenn es langsam auf die Regenzeit zugeht. Ein Abschwächen der Brände wird derzeit nur aus Regionen vermeldet, in denen es zu lokalen Regenfällen kam.

weltkirche.de /dr

Situation in Brasilien: KNA

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