
„Protagonismo“.
Brasilia/Rottenburg ‐ Eine Mauer aus Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Kriminalisierung von Migranten – im Rahmen eines Gottesdienstes wurde sie zur Eröffnung der 3. Internationalen Konferenz zu Migration und Flucht (ICoMiR) vom 19. bis 22. Mai 2025 in Brasilia zum Einsturz gebracht.
Aktualisiert: 07.07.2025
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Rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung des Centro Scalabriniano de Estudos Migratórios (CSEM) nach Brasilia gefolgt, weitere rund 230 Personen waren per Video zugeschaltet; sie repräsentierten 30 Länder in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika sowie der Karibik.
Die dritte internationale Konferenz zu Migration und Flucht des CSEM stand unter dem Thema: „Dialoge zum Verstehen, zur Humanisierung und zur Wertschätzung von Menschen in Migration“. In wissenschaftlichen Analysen, Erfahrungsberichten und Gruppengesprächen wurde die Situation von Migrantinnen und Migranten auf den vier genannten Kontinenten beleuchtet. Unter anderem trat dabei eine zunehmende Feminalisierung von Migration in den Vordergrund, besonders in Zentral- und Mittelamerika und in Südostasien. Frauen- und Mädchenhandel, arrangierte Ehen, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse – Frauen und Mädchen sind besonders von den Auswirkungen der weltweiten Migrationsdynamik betroffen.
Akteure des eigenen Lebens
Aber Migrantinnen und Migranten wollen nicht auf eine Opferrolle festgelegt werden. „Protagonismo“ ist das programmatische Konzept der Arbeit des CSEM: Migrantinnen und Migranten und Menschen auf der Flucht sind nicht Empfänger assistentialistischer Hilfe, und ihre Verletzlichkeit darf nicht für soziale oder politische Zwecke instrumentalisiert werden. Sie sind in erster Linie Akteure ihres eigenen Lebens und müssen darin gestärkt werden, ihre Zukunft zu gestalten, ihre Fähigkeiten zu entfalten und ihre Chancen zu ergreifen.

Wurde beim Gottesdienst zu Beginn der Konferenz zum Einsturz gebracht: Die „Mauer der Fremdenfeindlichkeit“
Diese Programmatik steht auch im Zentrum einer Abschlusserklärung, die vom Plenum der Konferenz verabschiedet wurde. Bischof Ricardo Hoepers, einer der Weihbischöfe des Erzbistums Brasilia und Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz, der bei der Konferenz zugegen war, hat die Abschlusserklärung in der darauf folgenden Woche in die Vollversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) eingebracht – ein großer Erfolg für die Bemühungen des Scalabrini-Ordens um Wege einer humanen Gestaltung von Flucht und Migration.
Dr. Thomas Broch
Dieser Text stammt aus dem Newsletter DRS.GLOBAL 3/2025.
Ein ausführlicher Bericht zum Thema erscheint in der Ausgabe 2025 des Magazins „Der Geteilte Mantel“ am 15. September 2025.
Interesse am Thema? Das CSEM stellt Teile der Konferenz online zur Verfügung:

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