
Miamis Erzbischof betet vor Migranten-Knast „Alligator Alcatraz“
Das neue Abschiebegefängnis in Florida wird zu einem Symbol für die strikte Migrationspolitik der Trump-Regierung. Nun setzte Erzbischof Thomas Wenski vor den Toren der Haftanstalt ein Zeichen.
Aktualisiert: 22.07.2025
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Unter dem blauen Schild mit der Aufschrift „Alligator Alcatraz“ stehen die Motorräder. Die Männer und Frauen tragen Jeans, Lederjacken und halten einen Rosenkranz in der Hand. Sie beten für die im Abschiebegefängnis hinter dem Zaun einsitzenden Migranten. In der Mitte steht Miamis Erzbischof Thomas Wenski; weißer Bart, Motorradkluft. Er betet vor, die Gemeinschaft folgt. Wenski ist ein begeisterter Motorradfahrer. Auf dem X-Account des 74-Jährigen ist eine ur-amerikanische Harley Davidson zu sehen.
Der Erzbischof selbst veröffentlichte die Bilder von dem Gebet in den Sozialen Netzwerken; sie wurden bereits über eine Million Mal abgerufen. Mit seiner Kommunikation geht Wenski in diesen Tagen sehr vorsichtig vor; er weiß um die politische Sensibilität des Themas Migration. Und so versucht er, das Heft des Handelns in der eigenen Hand zu behalten, was über ihn und von ihm publiziert wird. Interviews gibt er den Medien seines Bistums. Den Besuch mit der Motorradgruppe kündigt er nicht vorher an, sondern veröffentlicht danach Bilder.
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Das Motiv seines Besuchs: „Das Erzbistum wartet noch auf die Genehmigung, Zugang zu den Häftlingen zu erhalten und ihnen die Messe anzubieten“, wird er in der örtlichen Tageszeitung „Miami Herald“ zitiert. „Wir wollen sicherstellen, dass sich Seelsorger um die Inhaftierten kümmern können – zu deren eigenem Wohl und auch zum Wohl des Personals.“
Die Aktion vor den Toren des Abschiebegefängnisses nennt er einen Akt „frommer Solidarität“. Laut CBS Miami sagte Wenski weiter: „Der Anstand gebietet uns, daran zu denken, dass die Gefangenen Väter und Mütter, Brüder und Schwestern von Familienangehörigen in Not sind.“
Schon ein paar Tage zuvor hatte der Erzbischof sein Position um das umstrittene Abschiebegefängnis in den Everglades klar gemacht: „Es ist Zeit, dass der Kongress handelt“, erklärte Wenski in einem Interview auf der Website der Erzdiözese Miami. „Ich würde mir wünschen, dass der Kongress seine Bemühungen verstärkt und Verantwortung für die Schaffung von Gesetzen übernimmt.“
Für bis zu 5.000 Insassen konzipiert
Der Kongress müsse Gesetze schaffen; die Exekutive müsse sie durchsetzen, und die Judikative müsse als Schiedsrichter sicherstellen, dass die Gesetze „mit unseren Verfassungsgrundsätzen in Einklang stehen“, forderten Wenski und seine US-Amtsbrüder.
Mit dem Bau des „Alligator Alcatraz“, gut eine Autostunde vom Stadtzentrum von Miami entfernt, wurde erst vor wenigen Wochen in den Everglades in Florida begonnen. Die Haftanstalt besteht im Wesentlichen aus mit Etagenbetten ausgestatteten käfigartigen Einheiten mit Drahtzäunen und Gemeinschaftstoiletten.
Die Einrichtung mit einer geschätzten Kapazität für 3.000 Insassen kann bis auf 5.000 erweitert werden. Berichte über Insektenangriffe, verdorbenes Essen und Hunderte Inhaftierte, die keinerlei Vorstrafen hätten, verbreiten Angst und Schrecken unter den Migranten. Die Regierung widerspricht diesen Meldungen – die sich nicht unabhängig überprüfen lassen.
Die Migrations-Anwältin Magdalena Cuprys aus Miami sagte der Zeitung „Die Welt“: „Derzeit ist der Kontakt zu den in 'Alligator Alcatraz' festgehaltenen Migranten äußerst eingeschränkt. Wir können nur über überwachte und aufgezeichnete Telefonate kommunizieren“. Es gebe keine Erlaubnis für persönliche Besuche von Rechtsanwälten oder privaten, vertraulichen Telefongesprächen. „Das beeinträchtigt unsere Fähigkeit, angemessene Rechtsberatung zu leisten, erheblich“, sagt Cuprys.
Die Zahl der Migranten in Haftanstalten in Florida ist nach Angaben der Zeitung „Diario las Americas“ 2024 um 111 Prozent gestiegen. Laut einem aktuellen Bericht von Human Rights Watch (HRW) und anderen Bürgerrechtsorganisationen führt dies zu einer kritischen Überbelegung, zu „systematischen Misshandlungen“ und Bedingungen, die gegen internationales Recht verstoßen. „Menschen, die aus migrationsrechtlichen Gründen inhaftiert sind, werden wie Nicht-Menschen behandelt“, so die HRW-Vize-Direktorin der Abteilung für Krisen und Konflikte, Belkis Wille.

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