
Rottenburger Bischof Krämer: Rechte von Migranten neu verteidigen
Stuttgart-Hohenheim ‐ „Global denken und Fluchtursachen angehen“ – das komme vielen in Zeiten zunehmender nationaler Egoismen wie eine Träumerei vor, so der katholische Bischof Krämer. „Doch genau dafür machen wir uns stark.“
Aktualisiert: 06.05.2025
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Nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Klaus Krämer müssen gegenwärtig die Rechte von Migrantinnen und Migranten neu erstritten und verteidigt werden. Dies zeige sich „eindrücklich an den migrationspolitischen Diskussionen der letzten Wochen und Monate, in denen selbst das individuelle Recht auf Asyl per se in Frage gestellt wurde“, sagte Krämer bei den am Sonntag zu Ende gegangenen „Hohenheimer Tagen zum Migrationsrecht“ in Stuttgart, wie die Veranstalter am Montag mitteilten.
„Wenn es ans Eingemachte, an den Kern des eigenen Glaubens geht, muss sich Kirche klar und eindeutig zu Wort melden“, betonte Krämer. „Hier können wir nicht schweigen – sonst würden wir unserem Auftrag als Christinnen und Christen nicht gerecht“, sagte der Bischof bei seiner Ansprache in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart laut Manuskript.
Krämer betonte: „Global denken, Fluchtursachen angehen, für weltweite Gerechtigkeit eintreten – das mag vielen in Zeiten zunehmender Renationalisierung, zunehmender nationaler Egoismen wie eine Träumerei, wie eine Utopie vorkommen. Doch genau dafür machen wir uns stark.“ Die großen Fragen der Migration ließen sich nicht nationalstaatlich denken und lösen.
Ohne die Mitwirkung von Migrantinnen und Migranten könnte „vieles in unserer Diözese gar nicht stattfinden“, sagte Krämer. „Beim Caritasverband unserer Diözese arbeiten Menschen aus etwa 40 Nationen.“
Migration gehöre zur katholischen Kirche in Deutschland. Rund ein Viertel der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Rottenburg-Stuttgart seien Menschen mit ausländischem Pass. „In der Fülle ihrer Muttersprachen, Erfahrungshorizonte und Perspektiven sind sie lebendiger Ausdruck der Vielfalt in unserer Diözese“, so Krämer. „Sie sind nicht aus unserem Miteinander wegzudenken.“ Der Bischof betonte: „Der kulturelle und religiöse Pluralismus prägt unsere Gesellschaft und unsere katholische Kirche.“
Migration gehöre aber „auch zu unserem Glauben“, so Krämer. „Die soziale Sorge für Flüchtlinge und Fremde gehört zum Grundbestand des alttestamentlichen Ethos“, betonte Krämer. Denn jeder Mensch sei Ebenbild Gottes.
Bereits zum 40. Mal fanden in diesem Jahr die „Hohenheimer Tage zum Migrationsrecht“ statt, die als eine der bedeutenden migrationsrechtlichen Experten-Tagungen in Deutschland gelten.
KNA

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