Bericht: Corona verschärft Lage von Kindern in Guatemala
Zentralamerika ‐ Die Corona-Krise hat die Situation von Kindern und Jugendlichen in Guatemala weiter erschwert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Menschenrechtsbüros des Erzbistums von Guatemala (ODHAG). Demnach herrsche im Land eine „Unzulänglichkeit“ und eine „fehlende Bereitschaft der guatemaltekischen Regierung, Grundlegendes zum Wohl der Kinder zu ändern“.
Aktualisiert: 15.11.2022
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Die Corona-Krise hat die Situation von Kindern und Jugendlichen in Guatemala weiter erschwert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Menschenrechtsbüros des Erzbistums von Guatemala (ODHAG). Demnach herrsche im Land eine „Unzulänglichkeit“ und eine „fehlende Bereitschaft der guatemaltekischen Regierung, Grundlegendes zum Wohl der Kinder zu ändern“.
In den Bereichen Bildung und Gesundheit sei die Situation für guatemaltekische Kinder und Jugendliche „prekär und alarmierend“. Rund die Hälfte der Kinder im Land leide an Unterernährung. In einigen Gemeinden von Huehuetenango im Nordosten Guatemalas seien es sogar etwa 90 Prozent. „In keinem anderen Land Lateinamerikas herrscht mehr Unterernährung unter Kindern als in Guatemala“, sagte Ninfa Alarcon, Leiterin des Kinder- und Jugendprogramms der ODHAG.
Neben einer maroden Schulinfrastruktur, mit etwa 10.000 Schulen ohne Zugang zu Trinkwasser, gebe eine hohe Zahl an Schulabbrechern Anlass zur Sorge. „Viele Eltern haben während der Pandemie ihre Arbeit verloren und können das Schulgeld für ihre Kinder nicht mehr bezahlen“, so Alarcon. Viele Jugendliche müssten arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen.
Die psychosomatischen Folgen der Corona-Krise seien für Kinder und Jugendliche enorm. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit reduziere „die notwendige Sozialisation der Jugendlichen“ und erhöhe die häusliche Gewalt. Sexuelle Gewalt hat laut Studie während der Pandemie erheblich zugenommen. Der ODHAG-Bericht verzeichnete landesweit elf Schwangerschaften pro Tag bei Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren, bei den 15 bis 19-Jährigen waren es 15 Schwangerschaften pro Stunde.
Das Menschenrechtsbüro wurde 1990 vom Bischof Juan Jose Gerardi gegründet. 1998 wurde dieser von Militärs ermordet, da er sich für die Aufklärung von Massakern an der Maya-Bevölkerung eingesetzt hatte. Seit 1996 veröffentlicht das Menschenrechtsbüro des Erzbistums von Guatemala jährlich einen Bericht zur Situation der Kinder und Jugendlichen im Land. Bis heute ist das Büro eigenen Angaben zufolge weiter „Zielscheibe von Diskreditierungen und Verfolgungen“.
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