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Guatemala: Stichwahl entscheidet über Wahlsieg
Bogotá/Ciudad de Guatemala ‐ Bei den Präsidentenwahlen in Guatemala deutet sich laut örtlichen Medienberichten eine Stichwahl zwischen der „ewigen Zweiten“ Sandra Torres (14,3 Prozent) und dem Mitte-Links-Kandidaten Bernardo Arevalo (12,4 Prozent) an.
Aktualisiert: 26.06.2023
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„Ich bin sehr dankbar – zuerst Gott und dann den Menschen, die immer zu uns gestanden und uns unterstützt haben“, sagte die ehemalige Präsidentengattin Torres in einer ersten Reaktion auf den ersten Wahlgang.
Torres (67) war während der Präsidentschaft von Alvaro Colom (2008-2011) mit dem Staatschef verheiratet. Sie ließ sich später scheiden, um selbst als Kandidatin antreten zu können. Das war laut Verfassung Familienmitgliedern von Präsidenten nicht möglich. Ihre Scheidung wurde damals zum Thema innenpolitischer Debatten. Den Einzug von Arevalo (64) in die Stichwahl werten guatemaltekische Medien als Überraschung.
Präsident Giammattei darf nicht mehr antreten
Die Stichwahl am 20. August entscheidet über die Nachfolge von Präsident Alejandro Giammattei (67), der wegen einer Amtszeitbegrenzung nicht erneut antreten darf. Die rechtsgerichtete Zury Rios (55), Tochter von Ex-Diktator Efrain Rios Montt, kam nach Auszählung von etwa 90 Prozent der Stimmen nur auf rund 6,6 Prozent.
Am Rand der Wahlen kam es zu Ausschreitungen und kleinen Anschlägen. Die große Unzufriedenheit der Wählerschaft zeigt sich auch daran, dass die „Votos nulos“, also die bewusste Enthaltung auf dem Stimmzettel, mit 17,4 Prozent auf nationaler Ebene mehr Stimmen erhielten als alle anderen Parteien. Auf Platz zwei landete die UNE von Sandra Torres mit 15,6 Prozent; sie gilt als Partei der Mitte.
Aussichtsreiche Kandidaten wurden nicht zugelassen
Im Vorfeld der Wahlen hatte es Kritik daran gegeben, dass einige aussichtsreiche Kandidaten nicht zugelassen wurden; „mit Hilfe des Verfassungsgerichts und in abgekarteten, von oben gelenkten Verfahren“, so Ines Klissenbauer vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Unabhängige Richter, Journalisten und Vertreter von Indigenenverbänden würden systematisch kriminalisiert. Viele hätten das Land verlassen, um unfairen Prozessen zu entgehen, so die Adveniat-Expertin. Rechtstaatlichkeit gebe es im Land nicht mehr.
Ausgeschlossen wurden etwa die Linkspolitikerin Thelma Cabrera von der „Bewegung für die Befreiung der Völker“, der frühere Ombudsmann für Menschenrechte Jordan Rodas und der Unternehmer und bisherige Überraschungskandidat Carlos Pineda.
KNA
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