Prozess zum Genozid an den Ixil-Indigenen in Guatemala beginnt
Guatemala-Stadt ‐ In Guatemala beginnt heute ein Prozess, der den Genozid an der Gruppe der Maya-Ixil während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges aufarbeiten soll. Vor Gericht steht ein hochrangiger Militärführer.
Aktualisiert: 25.03.2024
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Eines der blutigsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit im vergangenen Jahrhundert in Mittelamerika war die systematische Ermordung der indigenen Bevölkerung Guatemalas während des Bürgerkrieges (1960-1996). Am Montag beginnt in der Hauptstadt des Landes ein Prozess, der zur Aufarbeitung beitragen soll. Konkret geht es um die von Juli 1978 bis März 1982 ermordeten 1.200 Angehörigen der ethnischen Gruppe der Maya-Ixil in der Region Quiche. Täter waren Angehörige der guatemaltekischen Armee.
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„Es geht darum, einen Präzedenzfall für die schweren Menschenrechtsverletzungen zu schaffen, die in dem Konflikt begangen wurden“, sagt Nery Rodenas, Geschäftsführer des Menschenrechtszentrums des Erzbistums Guatemala-Stadt (ODHAG) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es sei ein Völkermord begangen wurde, der das Ziel hatte, die indigenen Gruppen in Guatemala ganz oder teilweise auszulöschen. „Das ist ein Ausdruck von Rassismus und deshalb ist es wichtig, dies deutlich zu machen, damit sich solche Ereignisse nie wiederholen.“
Die Bilanz des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in Guatemala ist verheerend. Mindestens 200.000 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 45.000 gelten bis heute als vermisst. Sowohl ein kirchlicher Bericht zur „Wiederherstellung des historischen Gedächtnisses“ als auch der Bericht einer „Kommission zur historischen Aufklärung“ der Vereinten Nationen kamen zu dem Schluss, dass 91 Prozent der Opfer durch staatliche Sicherheitskräfte zu Tode kamen, zumeist durch Militärs.
„Wir haben lange darauf gewartet. Wir kämpfen jetzt seit 23 Jahren“, sagt Jose Silvio, Aktivist der Vereinigung für Gerechtigkeit und Versöhnung (AJR). „Viele Menschen haben sich darauf vorbereitet. Sie werden den Aufarbeitungsprozess unterstützen. Sie wollen aussagen. Und Sie hoffen, dass ihre Aussagen und ihre Zeugenaussagen gehört werden.“
Die Vorwürfe wiegen schwer
Seit 2008 hat die AJR mit Unterstützung des Menschenrechtsbüros des Erzbistums Guatemala drei hochrangige Militärs vor Gericht gebracht: Manuel Benedicto Lucas Garcia, ehemaliger Generalstabschef der Armee, Manuel Antonio Callejas y Callejas, ehemaliger Chef der Nachrichtendienstabteilung des Generalstabs der Armee, und Cesar Octavio Noguera Argueta, früherer Chef der Operationsabteilung.
Im Jahr 2020 starb Noguera Argueta. So blieben die Anklagen gegen die Generäle Lucas Garcia und Callejas y Callejas. Im vergangenen Jahr beschloss das Gericht, General Callejas y Callejas wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit vom Prozess auszuschließen, was von einem Psychiater bestätigt wurde. Nun wird nur noch General Lucas Garcia vor Gericht stehen, erklärt ODHAG-Jurist Mario Trejo. Der Prozess soll am Montag vor dem Strafgerichtshof für Hochrisikoverfahren „A“ stattfinden.
Die Vorwürfe sind schwer: selektive Tötung, mehrfache und gravierende Menschenrechtsverletzungen an der nicht an Kämpfen beteiligten Zivilbevölkerung und der Versuch einer massiven und systematischen Auslöschung der ethnischen Gruppe der Maya-Ixil. Alle diese Verbrechen sind international strafbar und verjähren nie.
Mehr als 80 Prozent der Opfer des Bürgerkrieges werden den indigenen Völkern zugerechnet. Viele von ihnen waren Kinder, Frauen und ältere Menschen, die mit dem Krieg und den damals vorherrschenden Ideologien nichts zu tun hatten. Für viele der Zeugen werden durch ihr Erscheinen vor Gericht neuerlich Wunden aufgerissen.
Die Erwartungshaltung der Opfer und deren Vertreter bringt ODHAG-Geschäftsführer Nery Rodenas auf den Punkt: „Eine Rechtsprechung, die den Massakern und dem Völkermord gerecht wird, wäre zugleich die Grundlage für eine gefestigte, friedliche und gerechte Demokratie für die mehr als 17 Millionen Guatemalteken.“