Menschenrechtsbeschwerden gegen Hamburger Metall-Konzern Aurubis
Aachen ‐ Leidtragende berichten über schwerwiegende Missstände beim Kupferbergbau in Peru. Menschenrechtler und Kirchenvertreter sehen einen deutschen Konzern in der Mitverantwortung. Der verweist auf sein Risikomanagementsystem.
Aktualisiert: 26.11.2025
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Gemeinsam mit Betroffenen aus Peru hat das katholische Hilfswerk Misereor zwei offizielle Beschwerden gegen den Hamburger Metall-Konzern Aurubis eingelegt. In den Eingaben beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird dem Unternehmen vorgeworfen, gegen Sorgfaltspflichten des deutschen Lieferkettengesetzes zu verstoßen.
Den Beschwerdeführern liegen demnach gesicherte Informationen vor, dass Aurubis Kupferkonzentrate aus den peruanischen Minen Antamina und Quellaveco importiert. Misereor und die Partnerorganisation Red Muqui führen „schwere Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen“ bei den dortigen Bergbauaktivitäten ins Feld. In beiden Regionen seien die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt verheerend. Vergiftetes Grundwasser, verseuchte Böden und Fischgründe sowie Luftverschmutzung seien Ursache häufiger Erkrankungen.
Ein Unternehmenssprecher versicherte am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Aurubis arbeitet nur mit Geschäftspartnern zusammen, die intensiv und kontinuierlich überwacht werden.“ Dieser Screening-Prozess entspreche den gesetzlichen und branchenüblichen Vorgaben. „Abweichungen von Standards werden angesprochen, Lösungen gemeinsam entwickelt und überprüft“, so der Sprecher weiter. Auf die konkreten Fälle ging er nicht ein.
Grundlage ist das Lieferkettengesetz
Die Peruanerin Estela Rojas schilderte derweil in einer Pressekonferenz die Lage in ihrer Gemeinde Puerto Huarmey nahe der Antamina-Mine: „Unser Trinkwasser und unsere Böden machen uns krank, aber teures abgefülltes Wasser aus dem Supermarkt können sich viele nicht leisten.“ Jeden Monat sterbe jemand aus der Gemeinde an Krebs, auch sie selbst sei erkrankt. Bei vielen Kindern und Erwachsenen sei Arsen im Blut festgestellt worden. „Und die Ärzte empfehlen uns dringend, unsere Heimat zu verlassen“, so Rojas. Mehr als 2.000 Menschen in dem Gebiet seien betroffen.
„Aurubis trägt als Kupferimporteur nach unseren Recherchen eine große Mitverantwortung am Leid vieler Menschen und einer systematischen Umweltverschmutzung“, erklärte Misereor-Experte Mattes Tempelmann. Das Hilfswerk fordert von dem Konzern „effektive Maßnahmen zur Beendigung und Wiedergutmachung“ der Missstände in Puerto Huarmey und im Tumilaca-Tal. Grundlage sei das Lieferkettengesetz, das die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten regelt. Obwohl die Bundesregierung eine Abschwächung des Gesetzes anstrebe, sei es immer noch unverändert in Kraft. Vom zuständigen Bundesamt erwartet Misereor nun eine gründliche Prüfung der Vorfälle „und notfalls auch Bußgelder“.
Das katholische Erzbistum Freiburg, das eine enge Partnerschaft mit der Kirche in Peru pflegt, unterstützt die vorgebrachten Beschwerden. „Die deutsche Industrie und die Zulieferer für kritische Metalle müssen die Menschenrechte und die Umwelt respektieren“, heißt es in einer Erklärung der Erzdiözese.
Es ist nicht das erste Mal, dass Aurubis Verstöße gegen das Lieferkettengesetz vorgeworfen werden. Im April berichtete der SWR unter anderem über mögliche Missstände bei Lieferanten in Mexiko. Bereits damals versicherte der Konzern, nur mit Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten, die „umfassende Prüfungsverfahren“ durchlaufen. Zu einzelnen Lieferanten und Minen mache man grundsätzlich keine Angaben.
Hintergrundinformationen
Misereor hat heute zwei Beschwerden gegen den Hamburger Metall-Konzern Aurubis beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingelegt. In beiden Fällen haben die Bergbauaktivitäten schwere Auswirkungen auf Menschen und Umwelt in Peru.
Transparenzhinweis: Misereor ist Teil der Konferenz Weltkirche, Auftraggeberin des Internetportals weltkirche.de
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