Interreligiöse Konferenz fordert soziales Wirtschaften
Gemeinsame Werte in einer globalisierten Wirtschaft haben die Teilnehmer einer islamisch-christlichen Wirtschaftskonferenz in Beirut angemahnt. Eine weltweite Wirtschaft erfordere auch eine Wertgemeinschaft, betonte der Generaldirektor der Welthandelsorganisation WTO, Pascal Lamy, am Montag. Die Globalisierung sei unumkehrbar. Zugleich warnte Lamy vor einer unkontrollierten Globalisierung.
Aktualisiert: 10.12.2024
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Das zweitägige Treffen unter der Schirmherrschaft von Libanons Staatspräsident Michel Suleiman sucht nach Wegen für eine gerechtere Wirtschaft. Mitveranstalter sind die Internationale Christliche Unternehmervereinigung UNIAPAC und das Islamisch-Christliche Forum für Wirtschaftsführer Ma''am.
Forderung einer globalen Wertegemeinschaft
Ohne eine globale Wertegemeinschaft könne kein globales Zugehörigkeitsgefühl entstehen, führte Lamy aus. Der WTO-Präsident plädierte für die Einrichtung eines supranationalen Gremiums mit entsprechender Legitimität und Autorität, um das Entstehen einer solchen Wertegemeinschaft zu ermöglichen. Gleichzeitig müsse es ein Schiedsgremium geben, das bei Konflikten zwischen Werten und Staatsräson kompetent entscheiden könne.
Der Vize-Generalsekretär der mitorganisierenden Konrad-Adenauer-Stiftung, Gerhard Wahlers, erklärte, die aktuelle Wirtschaftskrise schärfe das Bewusstsein der Unternehmer für mehr Verantwortung. Der saudische Prinz Turki al-Faisal sprach sich dafür aus, den Menschen als Ziel der Wirtschaft wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Die gegenwärtige Krise stelle das herrschende Wirtschaftssystem infrage.
„Wir brauchen weder Marx noch Engels, sondern eine starke internationale Entscheidung, die uns zu mehr Verantwortung zwingt“, so die von einem Vertreter verlesene Botschaft von Prinz Faisal. Dieser kritisierte gleichzeitig Imperialismus und Kolonialismus der westlichen Welt und eine Unterrepräsentierung anderer Gesellschaften auf internationaler Ebene.
Turkson: „Nicht nur von der Logik des Marktes leiten lassen“
Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kurienkardinal Peter Turkson, stellte in einem Beitrag des Vatikans die Handreichung seines Rates zur „Berufung von Wirtschaftsführern“ hervor. Die Kirche wolle Unternehmern helfen, die sozialen Auswirkungen ihres Handelns zu verstehen und auf der Basis der kirchlichen Soziallehre zu mehr sozialer Verantwortung anhalten.
Unternehmer stünden heute durch wachsenden Wettbewerb und dem steigenden Druck für mehr Effizienz und Profit vor vielen Herausforderungen, so Turkson. Trotzdem dürften sie sich nicht nur von der Logik des Marktes leiten lassen, sondern müssten in einer Welt, in der „Rechte wichtiger geworden sind als Pflichten“, auch fundamentale Werte wie die Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden respektieren. „Gutes Wirtschaften“, so der Kardinal, „ist mit Profit durchaus kompatibel und ist gut für das Allgemeinwohl“.
Die Konferenz mit rund 500 Teilnehmern aus 40 Staaten steht unter dem Motto „Auf dem Weg zu einer Wirtschaft im Dienst der Menschheit“. Am Montagabend stand ein interreligiöses Gebet in der Jesuiten-Universität von Beirut auf dem Programm.
KNA/weltkirche.de