Erzbischof Burger: EU kann starkes Zeichen setzen

Kirchenvertreter weltweit fordern wirksames EU-Lieferkettengesetz

Freiburg/Aachen ‐ Rat, Parlament und Kommission der Europäischen Union befinden sich derzeit im Trilog über das europäische Lieferkettengesetz. Kritikern gehen einige der Regeln nicht weit genug.

Erstellt: 06.07.2023
Aktualisiert: 06.07.2023
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Vertreter christlicher Glaubensgruppen weltweit haben von der EU Nachbesserungen beim geplanten Lieferkettengesetz gefordert. Insbesondere müsse die zivilrechtliche Haftung von Unternehmen bei Umweltschäden sowie der Zugang für Betroffene zur Justiz stärker berücksichtigt werden, heißt es in einer Erklärung, aus der das katholische Hilfswerk Misereor am Mittwoch zitiert. Auch würden Akteure wie Umweltschützer und Indigene in dem vorliegenden Entwurf nicht berücksichtigt.

Zugleich müsse die Sorge um die Schöpfung stärker ins Zentrum unternehmerischer Aktivitäten gerückt werden. „Es ist enttäuschend, dass der Entwurf Unternehmen nur ein Mindestmaß an Maßnahmen zur Bekämpfung von Klimawandelrisiken und -auswirkungen auferlegt“ kritisieren die Unterzeichner. Dabei müsse die Richtlinie Klimarisiken und -auswirkungen umfassend in Sorgfaltspflichten einbeziehen.

Aus Sicht des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger kann die EU mit einem nachgebesserten Lieferkettengesetz weltweit ein starkes Zeichen setzen. Unter anderem in der Demokratischen Republik Kongo, in Brasilien, Pakistan und Bangladesch habe der weltweite Handel gravierende Ausmaße und bedrohe durch Abholzung oder fehlende Sicherheitsstandards Leben von Menschen. „Das sind keine unvermeidbaren Schicksale und Unfälle, sondern das Ergebnis unverantwortlicher Geschäftspraktiken.“

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„WIR MÜSSEN GEMEINSAM FÜR DIE SCHÖPFUNG SORGEN“: Glaubensvertreterinnen und Glaubensvertreter fordern unternehmerische Rechenschaftspflicht. Unter diesem Titel steht das gemeinsame Positionspapier.

Misereor: Brauchen Gesetz ohne Schlupflöcher

Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel forderte die Bundesregierung auf, „dass sie sich für ein Gesetz ohne Schlupflöcher einsetzt: Alle Sektoren und Stufen der Wertschöpfungsketten müssen erfasst sein.“

Den Angaben zufolge haben 160 Vertreterinnen und Vertreter von Glaubensgemeinschaften und Kirchen aus Afrika, Lateinamerika, Asien und Europa den Appell unterzeichnet. Dazu zählen die Erzbischöfe von Mendoza (Argentinien), Manaus (Brasilien) und Antsiranana (Madagaskar) sowie die Bischöfe von Yamoussoukro (Elfenbeinküste), Baruipur (Indien) und Amiens (Frankreich). Hinzu kommen Vertreter von Ordens- und Laiengemeinschaften. Mit dem Großrabbiner der Israelitischen Gemeinde von Luxemburg, Alain Nacache, ist auch ein jüdischer Vertreter unter den Unterzeichnern.

Aus Deutschland haben von katholischer Seite neben Burger der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, die Bischöfe von Augsburg, Bertram Meier, und Hildesheim, Heiner Wilmer, sowie der Bischofsvikar für Weltkirche im Bistum Essen, Weihbischof Ludger Schepers, den Appell unterschrieben.

KNA

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