Requiem für Papst Franziskus
Kardinaldekan Re erinnert an Franziskus

„Brücken bauen und keine Mauern“

Vatikanstadt  ‐ Vor Hunderttausenden im Vatikan würdigt Kardinal Re Franziskus als einen, der für die Menschen da war. Die Botschaft des verstorbenen Papstes ist auch eine Mahnung an die anwesenden Staats- und Regierungschefs.

Erstellt: 26.04.2025
Aktualisiert: 07.05.2025
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Der verstorbene Papst Franziskus ist am Samstag mit einer feierlichen Totenmesse auf dem Petersplatz verabschiedet worden. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die Predigt von Kardinaldekan Giovanni Battista Re auszugsweise nach einer Arbeitsübersetzung des Vatikans:

Auf diesem majestätischen Petersplatz, auf dem Papst Franziskus viele Male die Eucharistie gefeiert und im Lauf dieser zwölf Jahre vielen großen Versammlungen vorgestanden hat, sind wir nun traurigen Herzens im Gebet um seine sterblichen Überreste versammelt, getragen jedoch von der Gewissheit des Glaubens, dass das menschliche Dasein nicht im Grab endet, sondern im Haus des Vaters, in einem Leben voller Glückseligkeit, das nie vergeht. (...)

Er bewahrte sein Temperament und seine Art der pastoralen Amtsführung und prägte mit seiner starken Persönlichkeit schnell den Leitungsstil der Kirche, indem er einen direkten Kontakt mit den einzelnen Menschen und Völkern herstellte und bestrebt war, allen nahe zu sein, wobei er besonders den Menschen in Not seine Aufmerksamkeit widmete und sich unermüdlich vor allem für die Geringsten und Ausgegrenzten einsetzte.

Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte. Darüber hinaus war er ein Papst, der achtsam war für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam, und für das, was der Heilige Geist in der Kirche weckte.

Mit dem für ihn charakteristischen Vokabular und seiner an Bildern und Metaphern reichen Sprache hat er stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten, eine Antwort im Lichte des Glaubens zu geben und dazu zu ermutigen, die Herausforderungen und Widersprüche in diesen Jahren des Wandels, die er gern als „Epochenwechsel“ bezeichnete, als Christen zu leben.

Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden. Mit großer menschlicher Wärme und zutiefst empfindsam für die Dramen unserer Zeit hat Papst Franziskus die Ängste, Leiden und Hoffnungen unserer Zeit der Globalisierung wirklich geteilt. (...)

Ein Leitmotiv seiner Mission war auch die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen. Wiederholt hat er für die Kirche das Bild eines „Feldlazaretts“ nach einer Schlacht mit vielen Verwundeten gebraucht; einer Kirche, die sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, kümmern will; einer Kirche, die sich zu einem jeden Menschen herabbeugen kann, um über alle Glaubensüberzeugungen oder Lebensumstände hinaus seine Wunden zu versorgen.

Unzählig sind seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen. Und auch in seinem Einsatz für die Armen war er unermüdlich. Es ist bezeichnend, dass die erste Reise von Papst Franziskus jene nach Lampedusa war, einer Insel, die mit Tausenden im Meer ertrunkenen Menschen zum Symbol für das Drama der Emigration geworden ist. In dieselbe Richtung ging auch die Reise nach Lesbos zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen und dem Erzbischof von Athen sowie die Feier einer Messe an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten anlässlich seiner Mexiko-Reise. (...)

Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums sind zwei Schlüsselbegriffe von Papst Franziskus. Im Gegensatz zu dem, was er als „Wegwerfkultur“ bezeichnet hat, sprach er von einer Kultur der Begegnung und der Solidarität. Das Thema der Geschwisterlichkeit hat mit leidenschaftlichen Tönen sein gesamtes Pontifikat durchzogen.

In der Enzyklika „Fratelli tutti“ wollte er ein weltweites Streben nach Geschwisterlichkeit neu beleben, weil wir alle Kinder desselben Vaters im Himmel sind. Er hat oft mit Nachdruck daran erinnert, dass wir alle zur selben Menschheitsfamilie gehören. Während seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2019 hat Papst Franziskus ein Dokument über die „Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ unterzeichnet, das daran erinnert, dass Gott der Vater aller ist.

Mit der Enzyklika „Laudato si“ hat Papst Franziskus sich an die Männer und Frauen in aller Welt gewandt und auf die Pflichten und die gemeinsame Verantwortung für unser gemeinsames Haus hingewiesen. „Niemand kann sich alleine retten.“

Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden (...).

„Brücken bauen und keine Mauern“ ist eine Aufforderung, die er mehrfach wiederholt hat, und als Nachfolger des Apostels Petrus war sein Dienst für den Glauben stets mit dem Dienst für den Menschen in all seinen Dimensionen verbunden. (...)

Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält.

KNA

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