Papst Franziskus im Rollstuhl bei seiner Ankunft zur Generalaudienz am 5. Februar 2025 in der Audienzhalle im Vatikan.
Vatikan kommuniziert im Zickzackkurs

Wie steht es um Papst Franziskus?

Vatikanstadt  ‐ Der Papst im Krankenhaus: Die Informationen sind spärlich, sein Zustand offenbar ernst. Doch wie es dem 88-Jährigen wirklich geht, wissen nur wenige. Das nährt Spekulationen und führt zu interessanten Begegnungen.

Erstellt: 18.02.2025
Aktualisiert: 18.02.2025
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Von Severina Bartonitschek (KNA)

Vormittags gegen 11 Uhr im Pressesaal des Vatikans: Eine Gruppe Journalisten drängt sich um den Sprecher Matteo Bruni. Sie hoffen, mehr über den Gesundheitszustand des 88 Jahre alten Kirchenoberhaupts zu erfahren. Ein Frage-Antwort-Spiel, das sich seit Tagen wiederholt und nur selten zu konkreten Erkenntnissen führt. Ein morgendlicher Reigen, für den die magere schriftliche Kommunikation des Vatikans verantwortlich ist.

Seit Freitag wird der Papst in der römischen Gemelli-Klinik wegen einer Atemwegsinfektion behandelt. Die zunächst fiebrigen Episoden legten sich laut Vatikan am Samstag wieder, die Behandlung wurde angepasst. Am Montagmittag wurde bekannt, dass die Ärzte eine polymikrobielle Atemwegsinfektion behandeln und die Therapie erneut anpassen müssen. Die Untersuchungen deuteten auf ein „komplexes Krankheitsbild“ hin, das einen angemessenen Krankenhausaufenthalt erforderlich mache.

Kurz nach dieser Mitteilung, die wie jede andere wohl einige vatikanische Autorisierungshürden überwinden musste, erfolgt die offizielle Absage der wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch. Am Dienstag sagte der Vatikan alle weiteren Papsttermine bis Sonntag ab.

Papst Franziskus sei „guter Laune“, verlautet seit Tagen aus dem Vatikan. Er schlafe gut, frühstücke und lese Zeitung. Doch wie es ihm wirklich geht, ist unklar. Fotos werden nicht verbreitet, lediglich seine engsten Mitarbeiter und ein katholischer Pfarrer aus Gaza, mit dem der Papst fast täglich per Video telefoniert, dürften ein exakteres Bild haben.

„Stabil“ – doch auf welchem Niveau?

Anders war das im Juni 2023, als bei Franziskus eine Darm-Operation erforderlich wurde. Damals zeigte sich der Vatikan ungewohnt mitteilungsfreudig: Ein Pressezentrum wurde im Gemelli-Krankenhaus eingerichtet, der zuständige Chirurg Sergio Alfieri informierte Journalisten schriftlich oder per Pressekonferenz detailreich über den Eingriff und die Genesung des Papstes. Der Mediziner soll die treibende Kraft hinter der Informationsoffensive gewesen sein, den Papst von einem offeneren Umgang mit seiner Erkrankung überzeugt haben. Zwar nach wie vor in Gemelli beschäftigt und nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auch in Kontakt mit Franziskus' Ärzten, fällt die Behandlung einer Atemwegsinfektion nicht in seine Zuständigkeit – und die Kommunikation nun hinter 2023 zurück.

Doch vielleicht liegt die Zurückhaltung nicht einzig an der veränderten ärztlichen Betreuung. Möglicherweise ist der Zustand des prominentesten römischen Patienten tatsächlich sehr ernst. Die summarischen Mitteilungen des Vatikans geben Spekulationen viel Raum. Vergangenes Wochenende wollten zwei Zeitungsredaktionen bereits von Franziskus' Tod erfahren haben. Die Nachrufe der Vatikanjournalisten sind entweder geschrieben oder werden gerade aktualisiert. Sie wollen vorbereitet sein, denn zu wenig ist derzeit bekannt über die Verfassung des Papstes, der seit Jahren immer wieder mit Atemwegsinfekten kämpft.

Im März 2023 wurde Franziskus zuletzt stationär deswegen behandelt. Damals versuchte der Vatikan, den Klinikaufenthalt zunächst als „geplante Untersuchung“ zu deklarieren. Nach anderslautenden Informationen italienischer Tageszeitungen räumte man eine Atemwegsinfektion ein, „die einige Tage lang eine angemessene medizinische Behandlung im Krankenhaus erfordern wird“. Nach vier Tagen, in denen der Vatikan über eine stete Genesung informierte, durfte Franziskus damals die Klinik verlassen.

Am Dienstag begann für den Papst diesmal bereits der fünfte Tag im Krankenhaus. Statt von einer Besserung ist von einem „stabilen“ Zustand die Rede – auf welchem Niveau ist unbekannt. Die vergleichsweise konkrete Mitteilung über die polymikrobielle Atemwegsinfektion am Montagmittag war eine Ausnahme.

Der Vatikan verschickt aktuell in der Regel abends eine kurze Nachricht über den gesamten Tagesverlauf des Papstes, genaue Laborbefunde oder Fieberkurven sind darin nicht enthalten. Darum werden sich Papst-Sprecher Bruni und Vatikan-Journalisten weiterhin jeden Vormittag zu einem Frage-Antwort-Spiel treffen, das nur zu wenigen konkreten Erkenntnissen und zu immer neuen Spekulationen führt.

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