
Der Papst vom anderen Ende der Welt bewegt die Menschen
Vatikanstadt ‐ Vor zwölf Jahren, am 13. März 2013, begann die Ära des Papstes vom anderen Ende der Welt. Noch beim Konklave acht Jahre zuvor war der Argentinier Bergoglio Joseph Ratzinger unterlegen. Doch nun regiert er schon lange.
Aktualisiert: 12.03.2025
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Die Szene ist ikonisch: Zehntausende stehen am Abend des 13. März 2013 jubelnd auf dem Petersplatz, gerade ist das „Habemus Papam“ ertönt. Dann tritt ein freundlich lächelnder Herr mit Brille und einfacher weißer Soutane auf die Mittelloggia des Petersdoms. „Brüder und Schwestern – guten Abend“, grüßt er schlicht. Und statt gleich den feierlichen Segen „Urbi et orbi“ zu erteilen, bittet der frisch gekürte Bischof von Rom die Menge um ein Gebet für seinen Vorgänger und dann, mit einer tiefen Verneigung, um ein Segensgebet für sich.
Schon seit der „Papst vom anderen Ende der Welt“, wie sich der Argentinier Jorge Mario Bergoglio damals selbst nannte, von den 115 Kardinälen im fünften Wahlgang des Konklaves gewählt wurde, hat er mit seiner Offenheit und Menschennähe viele Sympathien erobert. Das zeigte sich auch in der jüngsten Krankheitsphase. Denn seit seiner Klinikeinlieferung am 14. Februar beteten Menschen weltweit für den schwer lungenkranken 88-Jährigen, darunter auch viele, die der Kirche nicht nahestehen.
In den bislang zwölf Jahren seiner Amtszeit bringt der Sohn italienischer Auswanderer, der sich nach dem Chemie-Diplom für den Jesuitenorden und die Priesterlaufbahn entschied, frischen Wind in die Kirche. Sein Vorgänger Benedikt XVI. galt als kluger Theologe und Liebhaber kirchlicher Traditionen und Zeichen. Doch der Mann aus Buenos Aires imponiert durch seine Unkompliziertheit. Statt maßgefertigte rote Schuhe trägt er schwarze Treter, Hand und Ring lässt er sich nicht gerne küssen. Stattdessen drückt er tausend Hände, umarmt Kranke und Leidende, lacht und trauert mit den Menschen, verteilt Süßigkeiten an Kinder und schneidet auch mal Grimassen für sie.
Den päpstlichen Gemächern im Apostolischen Palast zog er eine Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta vor. Selbst seine Beisetzung, für die er die römische Basilika Santa Maria Maggiore wählte, wird dereinst nach seinem Willen eher bescheiden ausfallen.
Nicht wenige hoffen, dass bis dahin noch viel Zeit vergeht. Längst hat der erste Papst aus Lateinamerika, erste Jesuit und erste „Franziskus“ auf dem Petrusthron die knapp achtjährige Amtszeit seines Vorgängers Benedikt überholt. Inzwischen ist er der zweitälteste regierende Papst der Kirchengeschichte. Um Leo XIII. zu übertrumpfen, der 1903 mit 93 Jahren starb, müsste er noch bis Mai 2030 regieren. Und auch wenn kaum zu erwarten ist, dass er den Amtsrekord von Pius IX. (1846-1878) mit fast 32 Jahren „knacken“ wird – in einem Punkt hat Franziskus bereits alle Stellvertreter Christi überflügelt: Keiner vor ihm hat so viele Interviews gegeben und sich für Medien so nahbar gezeigt wie der Papst aus Argentinien.
Großes Projekt Weltsynode
Zuletzt ließ er sich im Januar live zu einer italienischen TV-Talkshow zuschalten – um ganz nebenbei eine kleine Sensation zu verkünden: Dass er eine Frau zur Regierungschefin des Vatikanstaats machen will. Seit 1. März hat nun Schwester Raffaella Petrini ein Amt inne, das zuvor in der Regel ein Kardinal bekleidete.
Mit seinem Reformprojekt Weltsynode will Franziskus Neuerungen in der Kirche vorantreiben und Laien mehr Mitbestimmung ermöglichen. Ein Fürsprecher des Priesteramts für Frauen ist er indes nicht. Doch drückt er seine Wertschätzung für sie durch seine Personalpolitik aus.
Das Heilige Jahr 2025, als Höhepunkt seines Pontifikats geplant, hat jedoch holprig begonnen. Seit Wochen kämpft Franziskus mit gesundheitlichen Problemen. Bei vielen Veranstaltungen des kirchlichen Mega-Events mit 30 Millionen erwarteten Besuchern musste er sich deshalb von Kardinälen vertreten lassen. Zudem holte er sich im Winter bei zwei Stürzen in seiner Wohnung einen Bluterguss am Kinn und eine Prellung am rechten Arm. Schon seit Mitte 2022 nutzt der Pontifex unter anderem wegen Knieproblemen zumeist den Rollstuhl. Im Juni 2023 unterzog er sich einer Bauchoperation.
48 Auslandsreisen hat Franziskus bisher unternommen. Für das erste Halbjahr 2025 ist eine Türkeireise geplant: Dort will der Papst 1.700 Jahre Konzil von Nizäa mitfeiern, bei dem das bis heute geltende ökumenische Glaubensbekenntnis formuliert wurde. Vorher stehen aber im April die wichtigen Osterfeierlichkeiten an. In welcher Verfassung Franziskus sich dabei zeigen wird, ist derzeit noch ungewiss.

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