
Die Welt nimmt Abschied von Papst Franziskus
Kein anderer Anlass lässt so viele Staats- und Regierungschefs zusammenkommen wie ein Papstbegräbnis. Selten berichten so viele Journalisten. Franziskus lenkte noch einmal die Aufmerksamkeit der Welt auf seine Anliegen.
Aktualisiert: 27.04.2025
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Tieffliegende Helikopter, von Autos leere Straßen, riesige Menschengruppen: Ausnahmezustand herrscht am Samstag in Rom. Papst Franziskus tritt seine letzte irdische Reise an. Schon am frühen Morgen pilgerten Menschen zum Petersplatz, um bei der Trauerfeier Abschied von ihm zu nehmen. Einige Gruppen warteten die ganze Nacht nahe dem Vatikan. Als sich um 6.00 Uhr die Sicherheitsschleusen öffneten, stolpern und fallen sie mitunter, um einen Platz möglichst nah am Altar vor der Basilika zu haben.
Seine Hauptrolle muss Papst Franziskus zeitweise teilen. Die politischen Eliten, die er so oft zu Dialog und Zusammenarbeit mahnte, reisten aus über 150 Staaten an. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt sind hoch, Straßen bereits in der Nacht gesperrt, Fahrzeuge wurden abgeschleppt.
Seit Tagen kreisen Hubschrauber über der Stadt, US-Präsident Donald Trump begleiten am Morgen zwei Helikopter in geringer Höhe und eine eigene Pressedelegation. Bei keinem Staatsoberhaupt, das den Vorplatz des Petersdoms betrat, klickten die Kameras hunderter Fotografen häufiger. Rund 4.500 Medienvertreter hatten sich zu diesem Anlass beim Vatikan akkreditiert. Applaus gab es hingegen nur für den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj, der vor der Beerdigung noch ein Gespräch mit Trump führte - und für Franziskus, als er im Holzsarg auf den Vorplatz des Petersdoms getragen wurde.
In Kardinaldekan Giovanni Battista Re, der die Trauerfeier leitete, fand Franziskus einen würdigen Vertreter seiner Anliegen: „Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden“, erinnerte Re in einer außergewöhnlich kraftvollen Predigt. Vor US-Präsident Trump verwies Re auf Franziskus' stete Forderung, Brücken zu bauen und keine Mauern.
Vor über 250.000 Menschen würdigte Re den an Ostermontag verstorbenen Franziskus als einen spontanen Papst mit Temperament und einer ungezwungenen Art. Franziskus habe ein Charisma der Offenheit und des Zuhörens gehabt und seine Aufmerksamkeit besonders Menschen in Not gewidmet, sich unermüdlich vor allem für Benachteiligte eingesetzt. Er sei ein Papst gewesen, der mitten unter den Menschen war.
Das ist Franziskus über seinen Tod hinaus. Eine weitere Viertelmillion Menschen hatten sich in den vergangenen Tagen persönlich vom katholischen Kirchenoberhaupt verabschiedet. Im Petersdom war der tote Papst von Mittwochvormittag bis Freitagabend aufgebahrt. Und auch auf seiner letzten Fahrt durch die römische Innenstadt ist Franziskus nicht allein. Zehntausende säumen die rund sechs Kilometer lange Strecke zur Basilika Santa Maria Maggiore, in der Franziskus beigesetzt werden wollte.
Das weiße Papamobil mit dem einfachen Holzsarg nimmt keineswegs den kürzesten Weg vom Vatikan Richtung Hauptbahnhof Termini. Über den großen Corso Vittorio Emanuele wird er quasi in einem Triumphzug zu seiner letzten Ruhestätte gebracht, vorbei am Forum Romanum und dem Kolosseum.
Auch an der Marienkirche warten seit dem frühen Morgen viele Menschen, an einem Palazzo gegenüber der Basilika prangt ein riesiges Transparent: „Grazie Francesco“. Am Straßenrand stehen Menschen mit Blumen und Bildern von Franziskus in den Händen, auch argentinische Flaggen für den Papst aus Lateinamerika sind zu sehen.
Hunderte Zivilschutz-Helfer verteilen Wasserflaschen, inzwischen ist die römische Frühlingssonne sehr intensiv. Die Menschen folgen gebannt der Trauerfeier, die über die Großbildschirme vom Petersplatz übertragen wird. Bei der Predigt von Kardinal Re brandet Beifall auf, ebenso, als der Sarg zunächst in den Petersdom getragen wird und dann zu seiner letzten Fahrt durch die Stadt aufbricht.
Um kurz nach halb eins postieren sich die Ehrenformationen vor Santa Maria Maggiore: Sicherheitskräfte in Paradeuniformen und jene Gruppe von Armen, Migranten, Transpersonen, Opfer von Menschenhandel und Vertreter der Roma-Gemeinschaft, die dem Papst die letzte Ehre erweisen dürfen. Dort kommen die Sargträger einen Moment ins Straucheln, bevor sie Franziskus in die Kirche tragen. Noch ein letztes Mal verweilt der Papst vor seiner Lieblingsikone „Salus populi romani“, vor der er so oft betete. Nun ist Franziskus zu Hause.

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