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Kohle und Gas weiter größtes Problem

Forscher: CO2-Emissionen sind weltweit weiter gestiegen

Baku/Bremerhaven  ‐ Der weltweit Ausstoß von CO2 steigt weiter an, eine Trendwende bei der Nutzung fossiler Energien ist nicht in Sicht. Doch es gibt auch Entwicklungen, die Mut machen.

Erstellt: 13.11.2024
Aktualisiert: 13.11.2024
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Von Christoph Arens (KNA)

Trotz der Fortschritte bei den erneuerbaren Energien treibt der wachsende Energieverbrauch die globalen fossilen Emissionen weiter in die Höhe: Sie werden 2024 voraussichtlich 37,4 Milliarden Tonnen CO2 erreichen und damit um weitere 0,8 Prozent steigen, heißt es in dem am Mittwoch am Rand der Weltklimakonferenz in Baku veröffentlichten Bericht des internationalen Global Carbon Project, an dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, der Universität Bremen und der Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt waren.

Die gesamten CO2-Emissionen – bedingt etwa durch Entwaldung, verstärkte Landnutzung oder Erwärmung der Ozeane – werden laut Bericht 2024 voraussichtlich 41,6 Milliarden Tonnen CO2 erreichen, etwa 2 Prozent mehr als 2023. In den vergangenen 10 Jahren hätten sich diese Gesamt-Emissionen auf einem relativ stetigen Plateau eingependelt, heißt es in dem Bericht. Das deute zwar auf Fortschritte bei den Klimazielen hin, reiche aber bei weitem nicht aus, um deutlich unter einem Temperaturanstieg von zwei Grad zu bleiben. Bereits in sechs Jahren wäre das verbliebene Kohlenstoffbudget aufgebraucht, das noch für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zur Verfügung steht, heißt es in der Studie, die soeben im Fachjournal „Earth System Science Data“ veröffentlicht wurde.

Nach Angaben der Wissenschaftler macht die Verbrennung von Kohle den größten Anteil bei den fossilen Energieträgern aus; nämlich 41 Prozent. Allerdings stiegen die Emissionen aus der Kohle (plus 0,2 Prozent) zuletzt weniger stark als die Emissionen durch Öl (plus 0,9 Prozent) und Gas (plus 2,4 Prozent). Das ist keine positive Nachricht: Eigentlich hätte es ein starkes Absinken gebraucht.

Die Vereinigten Staaten konnten 2024 ihre fossilen Emissionen voraussichtlich um 0,6 Prozent gegenüber 2023 senken (13 Prozent der weltweiten Emissionen). Die Europäische Union erzielte ein Minus von 3,8 Prozent (7 Prozent der weltweiten Emissionen). Im Gegensatz hierzu steigen die Emissionen in China voraussichtlich um 0,2 Prozent (32 Prozent der weltweiten Emissionen) und in Indien um 4,6 Prozent (8 Prozent der weltweiten Emissionen).

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Netto-Null in weiter Ferne

Vielen Ländern scheint es gelungen zu sein, ihren Ausstoß an fossilen CO2-Emissionen zu reduzieren oder zu verlangsamen. In 22 Ländern, die 23 Prozent der weltweiten fossilen CO2-Emissionen ausmachen, seien sie zwischen 2014 und 2023 zurückgegangen, während ihre Volkswirtschaften wuchsen. „Dieser merkbare Trend zur Dekarbonisierung der Energiesysteme reicht aber insgesamt nicht aus, um die globalen Emissionen auf einen Abwärtspfad in Richtung Netto-Null zu bringen“, heißt es.

Auch 2024 nehmen nach Angaben der Wissenschaftler der Ozean sowie Pflanzen und Böden an Land etwa die Hälfte des von Menschen verursachten CO2 auf, das in die Atmosphäre gelangt. Der Klimawandel setze jedoch beiden Senken zunehmend zu: „Der Klimawandel hat die Fähigkeit der Ozeane, CO2 aufzunehmen, in den letzten zehn Jahren um etwa 6 Prozent verringert,“ sagt Judith Hauck, Umweltforscherin am Wegener-Institut. „Das ist wahrscheinlich zurückzuführen auf veränderte Winde, welche die Ozeanzirkulation stören, und darauf, dass die Ozeane immer wärmer werden, was die Löslichkeit von CO2 verringert.“

Der Klimawandel wirkt sich laut Bericht auch auf die CO2-Senke an Land aus: Zwischen 2014 und 2023 haben die Landmassen pro Jahr durchschnittlich 11,7 Gigatonnen – oder 29 Prozent der gesamten CO2-Emissionen – aufgenommen. „Weniger Niederschläge und die immer stärker werdende Erwärmung haben die Aufnahmefähigkeit der terrestrischen Ökosysteme allerdings um etwa 27 Prozent verringert,“ sagt Julia Pongratz, Geographin an der Uni München. Auch Abholzung, Dürre und Brände sorgten dafür, dass die Ökosysteme an Land weniger CO2 aufnehmen konnten.

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