Ein vertrockneter Baum auf ausgetrocknetem Boden.
Keine Änderung des Trends in Sicht

Forscher: Zwölf Monate mit Temperatur-Rekorden in Folge

Brüssel/Genf  ‐ Auch wenn Deutschland unter nasskalten Tagen und Überschwemmungen litt: Global war der Mai der wärmste der jüngeren Geschichte. Das langfristige Überschreiten der 1,5-Grad-Marke wird immer wahrscheinlicher.

Erstellt: 08.06.2024
Aktualisiert: 06.06.2024
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Mit dem wärmsten Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen haben Wissenschaftler den zwölften Monat in Folge einen weiteren Temperaturrekord verzeichnet. Wie der EU-Klimadienst Copernicus am Mittwoch bekanntgab, lag die globale Durchschnittstemperatur 0,65 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1991-2020 und 1,52 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit.

Die UN-Behörde für Meteorologie WMO in Genf und das britische Meteorological Office veröffentlichten ebenfalls am Mittwoch Berechnungen, nach denen mit großer Wahrscheinlichkeit eines der nächsten fünf Jahre nochmals wärmer wird als das bisherige Rekord-Jahr 2023. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte, die Menschheit spiele „Russisch Roulette mit unserem Planeten“.

Der Direktor des EU-Klimadienstes mit Sitz in Bonn, Carlo Buontempo, nannte die Serie von zwölf aufeinanderfolgenden monatlichen Höchstwerten „schockierend, aber nicht überraschend“. Auch wenn die Reihe von Rekorden irgendwann unterbrochen werde, sei eine Änderung des allgemeinen Trends nicht in Sicht.

Grenze des Pariser Klimaabkommens schwer erreichbar

Laut der UN-Behörde WMO besteht eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass eines der nächsten fünf Jahre mindestens 1,5 Grad wärmer ausfällt als im Durchschnitt der vorindustriellen Zeit von 1850 bis 1900. Im Jahr 2015 hatte man eine solche Wahrscheinlichkeit noch nahe null Prozent veranschlagt.

Inzwischen rechnen die Wissenschaftler auch mit einem 47-prozentigen Risiko, dass die mittlere Temperatur über den gesamten Fünfjahreszeitraum bis 2028 den vorindustriellen Normalwert um 1,5 Grad überschreitet. Dass eines der nächsten fünf Jahre die bislang höchste errechnete Jahresdurchschnittstemperatur von 2023 noch einmal übertrifft, gilt den Forschern zu 86 Prozent als sicher.

Das Pariser Klimaabkommen hatte das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. In den vergangenen zwölf Monaten lag die globale Durchschnittstemperatur 1,63 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

2023 auch in Europa ein Jahr der Extreme

Überschwemmungenmmungen, Waldbrände, Gletscherschmelze, Hitzewellen und Dürren: Das Jahr 2023 war laut Daten des Copernicus-Klimawandeldienstes und der WMO eines der Extreme. Auch den in großen Teilen der Welt messbaren Anstieg der Meeresoberflächentemperatur verzeichneten die Forscher. In Teilen der Nord- und Ostsee, im kompletten Mittelmeer und in großen Teilen des Atlantiks gab es 2023 weit überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Die Oberflächentemperatur des Atlantik westlich von Irland lag im Jahresschnitt sogar 5°C über den Werten aus den Vorjahren. Zudem nahm vielerorts die Regenmenge zu, was zu einem Anstieg wichtiger Flusspegel führte. Betroffen waren insbesondere Italien, Schweden, Norwegen, Slowenien, Griechenland, Bulgarien und die Türkei.

KNA/weltkirche.de /dr

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