„Haiti bekommt einen Platz auf der Landkarte“
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„Haiti bekommt einen Platz auf der Landkarte“

Die Erhebung von gleich fünf lateinamerikanischen Bischöfen in den Kardinalsstand schlägt in lateinamerikanischen Medien Wellen: Papst Franziskus habe damit auf seinem Heimatkontinent die künftige Ausrichtung der Kirche maßgeblich beeinflusst, heißt es. Vor allem die Personalie Chibly Langlois mischt die Karten in der Region neu.

Erstellt: 13.01.2014
Aktualisiert: 15.11.2022
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Die Erhebung von gleich fünf lateinamerikanischen Bischöfen in den Kardinalsstand schlägt in lateinamerikanischen Medien Wellen: Papst Franziskus habe damit auf seinem Heimatkontinent die künftige Ausrichtung der Kirche maßgeblich beeinflusst, heißt es. Vor allem die Personalie Chibly Langlois mischt die Karten in der Region neu.

Mit der Erhebung des gerade 55 Jahre alten Bischofs aus dem haitischen Les Cayes hat Franziskus in der aktuellen Debatte um den Staatsbürgerstreit auf der Karibikinsel für eine pikante Note gesorgt. Bislang war es nämlich der dominikanische Kardinal Nicolas Lopez Rodriguez, der die Haltung der katholischen Kirche im Streit um die Nachfahren haitianischer Einwanderer im Nachbarland medial dominiert hatte. Nun bekommt auch das bettelarme Haiti mit dem designierten Kardinal Langlois erstmals eine prominente Stimme. Die vergleichsweise wohlhabende Dominikanische Republik will den Nachfahren haitianischer Einwanderer die Staatsbürgerschaft aberkennen. „Die Ernennung von Langlois verschafft Haiti einen Platz auf der Landkarte der katholischen Kirche“, schreibt die Tageszeitung „El Mercurio“ aus Ecuador.

„Habemus Cardenal – Die Nachricht sorgt für eine große Überraschung“, jubelt „La Prensa“ aus Nicaragua zur Beförderung von Managuas Erzbischof Leopoldo Brenes, und sie zitiert den Kritiker der sandinistischen Regierung von Präsident Daniel Ortega: „Diese Nachricht überrascht mich und wird mir einen Impuls geben, um meinen Weg weiterzugehen.“

Wenig Überraschung in Argentinien

Weniger überrascht wurde in Argentinien die Nachricht aufgenommen, dass Mario Poli, der Nachfolger von Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires, nun auch in den Kardinalsstand erhoben wird. Die Tageszeitung „La Nacion“ würdigt ihn mit der Aussage, er sei ganz seiner pastoralen Arbeit verpflichtet, lege Wert auf ein bescheidenes Auftreten, habe nur wenige politische Kontakte und teile mit Franziskus die gleiche Vision der Zukunft der Kirche. Das Blatt zeigt sich von den langfristigen Auswirkungen der Personalentscheidungen überzeugt: „Mit dieser ersten Auswahl von Kardinälen, den wichtigsten Mitarbeitern des Papstes, hat Jorge Bergoglio erneut klargemacht, welchen Weg und welchen Stil er seinem Pontifikat geben will.“

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Große Namen ist man in Rio de Janeiro wenige Monate vor der Fußball-WM und zwei Jahre vor den Olympischen Spielen gewohnt. Daher reagiert die brasilianische Medienlandschaft ein halbes Jahr nach dem Weltjugendtag zwar nicht euphorisch, aber doch mit Respekt auf die Nachricht aus dem Vatikan. Die Nominierung von Erzbischof Orani Joao Tempesta stärke die Kirche von Papst Franziskus, schreibt „Globo“ aus Rio de Janeiro über die Erhebung des „Lokalmatadors“. Und „Folha“ aus Sao Paulo berichtet über die Reaktion der Staatspräsidentin: „Dilma Rousseff hat mit Freude die Ernennung von Dom Orani zum Kardinal zur Kenntnis genommen.“

Kontroverse Debatte in Chile

Einzig in Chile sorgten die Personalentscheidungen für eine kontroverse Debatte. Die Tageszeitung „La Tercera“ äußert sich wegen der Berufung von Hauptstadt-Erzbischof Ricardo Ezzati überzeugt, dass „die Wertvorstellungen von Papst Franziskus dadurch näher an die chilenische Kirche rücken“. Das Nachrichtenportal „Terra“ stellt die Verdienste Ezzatis auf anderem Terrain, nämlich für die Ureinwohner des Landes, heraus: „Ricardo Ezzati, der Geistliche, der im Mapuche-Konflikt vermittelt.“

Kritik rief die Personalie dagegen bei Opfervertretern des Missbrauchsfalls um einen katholischen Geistlichen hervor. Ezzatis Beförderung sei eine Ehrung für einen „unheilvollen und befleckten Mann“, der Missbrauch habe „vertuschen“ wollen, zitiert das Nachrichtenportal „Soy Chile“.

Von Tobias Käufer

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