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Lateinamerika und der Nahost-Konflikt
La Paz ‐ Nach dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel findet die militärische Gegenreaktion nur wenig Verständnis in Lateinamerika. Ein Land hat sogar die diplomatischen Beziehungen abgebrochen.
Aktualisiert: 06.11.2023
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Die Beziehungen zwischen Bolivien und Israel waren schon zu Zeiten von Präsident Evo Morales schlecht. Der Linkspopulist und erste indigene Staatschef der Andennation (2006-2019) hatte sich stets auf die Seite von Palästina und des Iran gestellt. Schließlich wurden die Beziehungen zu Israel aus La Paz sogar ganz abgebrochen. Erst nach Morales' Rücktritt und Flucht ins Exil aufgrund von Vorwürfen des Wahlbetrugs hatte die Interimsregierung von Jeanine Anez die Beziehungen wiederaufgenommen.
Doch nach dem 7. Oktober, dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel und der militärischen Gegenreaktion wurden diese Beziehungen vom amtierenden Präsidenten Luis Arce erneut gekappt. Arce, der wie Morales aus dem sozialistischen Lager stammt, nannte Israels Gegenreaktion „unverhältnismäßig und aggressiv“. Arces Kommentar ist auch eine Konsequenz eines aus dem Ruder gelaufenen Machtkampfes mit seinem Vor-Vorgänger.
Denn Boliviens Innenpolitik ist derzeit von der Rivalität zwischen Ex-Präsident Morales und Amtsinhaber Arce geprägt. Beide streben die Meinungsführerschaft innerhalb des sozialistischen Lagers und die Präsidentschaft 2025 an. Dabei vertritt Morales deutlich aggressivere anti-westliche und anti-israelische Positionen als Arce. Morales warf Arce vor, Israel nicht scharf genug verurteilt zu haben. Derart unter Druck gesetzt, brach Arce die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab.
Scharfer Wind aus Kolumbien
Bolivien reiht sich damit ein in einen Chor kritischer lateinamerikanischer Stimmen zu Israel. Chiles linksgerichteter Präsident Gabriel Boric beorderte „angesichts der inakzeptablen Verstöße Israels gegen das humanitäre Völkerrecht“ den eigenen Botschafter zurück. In der Andenrepublik lebt rund eine halbe Million Menschen palästinensischer Abstammung - die größte palästinensische Gemeinde in Südamerika.
Am schärfsten weht der Wind aus Kolumbien Israel entgegen. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro war einst aktives Mitglied der linksextremen M19-Guerilla, die laut Bericht einer Wahrheitskommission 1982 einen Anschlag auf die israelische Botschaft in Kolumbien verübte, um Solidarität mit Palästina auszudrücken. Damals gehörte Petro der Organisation an; ob er selbst bei dem Anschlag dabei war, ist Gegenstand von Spekulationen.
Petro verglich zuletzt Israel mit dem nationalsozialistischen Regime, bezeichnete den Gazastreifen als ein Konzentrationslager und warf Israel vor, gezielt einen Völkermord an den Palästinensern zu verüben: „Sie tun es, um das palästinensische Volk aus dem Gazastreifen zu vertreiben und ihn zu übernehmen.“ Petro kündigte die Eröffnung einer kolumbianischen Botschaft in Ramallah an. Israel reagierte scharf auf die Aussagen Petros und stoppte Exporte aus dem Sicherheitssektor.
Traditionell anti-israelische Positionen beziehen zudem die drei Linksautokratien Kuba, Venezuela und Nicaragua. Havanna, Caracas und Managua kooperieren eng mit der Hamas und der Iran-nahen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon. Venezuelas Präsident Nicolas Maduro bezeichnete jüngst in seiner eigenen TV-Sendung Jesus Christus als palästinensischen Jungen und ersten Anti-Imperialisten, der sich gegen das römische Imperium erhoben habe.
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