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Lateinamerika im Goldrausch – Neustart in El Salvador
San Salvador ‐ Kaum ein Metall ist auf dem Weltmarkt derzeit so begehrt wie Gold. Darauf setzt auch Lateinamerika und will den Abbau des Edelmetalls fördern. Über die Konsequenzen für die Bevölkerung wird lieber geschwiegen.
Aktualisiert: 14.02.2025
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In El Salvador ist ein Schreckgespenst zurück: der Metallbergbau. Mit der Wiederaufnahme verspricht Präsident Nayib Bukele seinem Land „goldene Zeiten“ und entwirft große Zukunftspläne.
Dabei war der Metallbergbau in dem mittelamerikanischen Land zuletzt gesetzlich verboten. Dafür hatten Umweltschützer lange gekämpft. Kirche und Aktivisten gelang es gemeinsam, Politik und Gesellschaft davon zu überzeugen, dass die Schäden für die Umwelt größer seien als der Nutzen für die Wirtschaft. Nun vollzieht Bukele die Kehrtwende. Der Präsident, der im Parlament auf eine absolute Mehrheit bauen kann, kippte das Verbot. „Gott hat einen Schatz unter unsere Füße gelegt“, sagte er.
Kürzlich stellte er nicht weniger als ein Wirtschaftswunder in Aussicht, sollte El Salvador wieder erfolgreich in die Goldgewinnung einsteigen. Das Land verfüge über potenziell gewaltige Goldvorkommen, argumentierte er. „Studien, die nur auf vier Prozent der möglichen Bergbaufläche vorgenommen wurden, haben 50 Millionen Unzen Gold entdeckt, die heute einen Wert von 131,565 Milliarden US-Dollar haben“, rechnete das Staatsoberhaupt vor. Das entspreche 380 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Die Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Vidalina Morales warnt indes, dass die Goldförderung massive Zerstörung und Verschmutzung der Flüsse mit sich bringen könnte. „Diese Regierung lügt, wenn sie behauptet, der Bergbau bringe eine positive Entwicklung. Sie lügt so unverhohlen, dass es nicht zu übersehen ist“, sagte Morales in dieser Woche der Zeitung „La Prensa Grafica“.
Tatsächlich ist die Goldförderung problematisch, weil dafür meist Chemikalien und Umweltgifte eingesetzt werden und ein hoher Wasserverbrauch notwendig ist. In vielen Regionen Lateinamerikas, wo illegale Goldsucher am Werk sind, sind katastrophale Umweltschäden wie im Amazonas-Regenwald zu beklagen. Dazu zählt auch eine massive Quecksilber-Verunreinigung der Gewässer.
Zwar verspricht die Regierung in El Salvador einen regulierten Abbau auf nachhaltige Art. Ob das möglich ist, daran gibt es Zweifel. Auch Kirchenvertreter werden deutlich. „Das Leben ist mehr wert als Gold. Es ist mehr wert als jeder Reichtum der Welt. Wir sind hier, um zu sagen: Ja zum Leben - und Nein zum Bergbau“, positionierte sich jüngst Kardinal Gregorio Rosa Chavez bei einer Pressekonferenz in San Salvador.
Welche Folgen der Bergbau haben kann, hat er persönlich erlebt: „Ich habe in der Nähe der Mine von San Sebastian gewohnt.“ Wegen der Verschmutzung habe man sich anderswo Wasser suchen müssen, um zu überleben. „Es geht hier nicht um Politik, es geht um das Leben“, so der Appell des prominenten Geistlichen.
Angesichts der hohen Goldpreise setzen noch weitere lateinamerikanische Länder verstärkt auf den Abbau des begehrten Rohstoffs. In Kuba etwa will die kommunistische Regierung den Goldexport deutlich steigern; es gibt Berichte über mögliche neue Goldvorkommen.
Auch in Chile wird kräftig investiert. Das kanadische Unternehmen Rio2 Limited gab den Baubeginn einer Goldmine in der Region Atacama bekannt. Die Startkosten für das angeblich umweltschonende und nachhaltige Projekt betragen rund 235 Millionen US-Dollar, etwa 1.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Der neue Goldrausch - er hat längst ganz Lateinamerika erfasst.
KNA
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